Sonntag, 27. September 2015

Kaunertal (570 km)




Der diesjährige 2-Tages-Ausflug im Herbst mit meinen Biker-Freunden führte mich ins Kaunertal. Nach der gemütlichen Anreise am ersten Tag, bei der es schon herbstlich frisch wurde, überlegten wir heute Morgen, wann sich wohl der Nebel endlich verzieht und ob sich die Mautgebühr für die Gletscher-Panoramastraße lohnt, wenn wir dann nichts sehen und nur frieren. Die Webcam vom Gipfel verriet uns, dass die Sonne da oben scheint und so starteten wir. Von der Mautstation auf 1200 Meter Höhe führte uns die Straße 26 km weiter bis auf eine Höhe von 2750 Meter.

Nach ein paar Kilometern waren wir dann bereits oberhalb der Nebelwolken und hatten traumhaftes Wetter sowie eine phantastische Sicht. 
 

Vorbei am Kaunertaler Stausee ging es dann weiter insgesamt 29 Kehren nach oben. Leider konnte ich nicht bei jeder Kurve anhalten und Fotos machen.


Bald war die Schneegrenze erreicht, aber wir waren immer noch nicht oben angekommen.


Der Parkplatz am Ende der Straße war vom Schnee geräumt und wir waren fast die einzigen Menschen da oben.


Da wir noch höher hinaus wollten, fuhren wir mit der Karlesjochbahn auf 3108 Meter Höhe und hatten dann diesen genialen Ausblick.

Mehr sog i net.   :-)


Freitag, 25. September 2015

Leipzig




Auf der Rückfahrt mache ich Halt in Leipzig. Als ich den Bahnhof verlassen hatte, werde ich von einem überdimensional großem Wimmelbild empfangen, welches an den Fall der Mauer vor nunmehr über 25 Jahren erinnert.


Begonnen hatte es hier in der Nikolaikirche mit den Friedensgebeten am Montag abend zunächst mit einer kleinen Gruppe von regelmäßigen Betern. 


Im September 1989 entstanden daraus friedliche Demonstrationen, denn die Menschen hatten Kerzen in den Händen und „wenn man eine Kerze trägt, braucht man beide Hände. Man muss das Licht behüten, da kann man nicht gleichzeitig noch einen Stein oder Knüppel in der Hand halten“, so der damalige Pfarrer Christian Führer. 
 

Im Innenraum der Kirche beeindrucken die als Palmbäume gestalteten Säulen. 
 

Mein eigentliches Ziel in Leipzig war die neu erbaute katholische Trinitatiskirche, die am 9. Mai 2015 geweiht wurde und die der größte Kirchenneubau im Osten Deutschlands seit der politischen Wende ist. 
 

Gelungen finde ich die offene Gestaltung des Gebäudeensembles mit einen dreieckigen Grundriss, welches für Passanten die Möglichkeit bietet, einfach durch den Hof zwischen Gemeindezentrum und Kirche zu gehen.


Der Kirchenraum dagegen erinnert mich eher an den Dresdener Kulturpalast und die Ausstattung im Inneren, die von einem kubanisch-amerikanischen Künstler geschaffen wurde, trifft nicht ganz meinen Geschmack. 


Anders gesagt, mir bleibt die Aussage bzw. der tiefere Sinn der Gestaltung verborgen und ich bin gespannt, wie es den vielen anderen, auch nicht-christlichen Besuchern damit geht.



Auf dem Weg zurück machte ich noch Halt in der Thomaskirche, in der Johann Sebastian Bach lange Zeit wirkte und auch seine letzte Ruhestätte gefunden hat.


Das einfache Gebetskreuz mit seinen vielen Zetteln beweist, das die Menschen mit ihren Anliegen hierher in eine Kirche kommen.

Für eine Rast in Auerbachs Keller hatte ich leider keine Zeit mehr, denn ich musste zum Bahnhof zurück. Vielleicht fürchtete ich mich aber nur, von Mephisto verzaubert zu werden. ;-)

Von diesem Einkaufstempel, in dem sich einer der größten Kopfbahnhöfe Europas befindet, ging es dann mit dem Zug wieder zurück nach Hause.

Donnerstag, 24. September 2015

Autobahnkirche Himmelkron




An der Autobahn A9 zwischen München und Berlin liegt in der Nähe von Bad Berneck die Autobahnkirche St. Christophorus Himmelkron. Es ist eine von 42 Autobahnkirchen, die auf unserer (Lebens-) Reise zu einem kurzen Innenhalten einladen. 70 000 Fahrzeuge fahren hier täglich vorbei und auch ich bin schon öfter hier vorbeigefahren. Am vergangenem Sonntag, bei der Fahrt zu meinem Neffen, habe ich diesmal hier kurz Rast gemacht.
 

Auf dem Kirchenvorplatz befindet sich eine Nachbildung des Labyrinths aus der Kathedrale von Chartres. So ein Labyrinth, was gleichzeitig ein Symbol für den Lebensweg eines jeden Menschen ist, lädt die Besucher ein, den Weg vom Eingang bis zur Mitte auf verschlungenen Wegen hin und her zu gehen und dabei das Ziel zu suchen und zu finden. Auf diesem Weg gibt es keine Sackgassen. Wer vom Eingang aus hineinschreitet, der wird auf dem Weg zwar oft eine Wende erfahren, aber der Weg führt weiter, er führt in die Mitte zum Ziel.
 

Betritt man den Kirchenraum, fällt die eindrucksvolle architektonische Gestaltung auf. Die aufstrebende Holzdecke, dann die nach außen geneigte konvexe Altarwand und besonders das von oben einfallende Licht geben dem Raum eine große Dynamik. Das aufragende und farbkräftige Altarbild hat den Titel „Unterwegs mit Christoporus“. Es illustriert für den Betrachtenden den Weg vom Ursprung zum Ziel.


Im rückwärtigen Teil des Kirchenraumes liegt ein Buch zum Gedächtnis an die Verkehrstoten auf. In diesem sind, nach dem Todestag geordnet, alle hier gemeldeten Verkehrsopfer eingetragen. (Ich hatte Glück, denn genau vor 8 Jahren, als ich in diesem Buch blätterte, bin ich noch einmal bei einem Verkehrsunfall mit dem Leben davon gekommen :-) und an diesem Tag kam mein Neffe zur Welt, zu dem ich jetzt unterwegs war.)

Die zwei dreiteiligen Bilder über dem Buch sind ganz in Schwarz-Weiß gehalten und bringen das Thema “Zeit und Ewigkeit” zueinander in Beziehung. Unten das große “Welttheater” mit seinem wechselhaften Geschehen in den Zeitläufen. Im oberen Bildfeld führen klare, geordnete Linien in eine zentrale Lichtfülle.

Eine Etage höher gibt es noch einen Meditationsraum. Die in blau gehaltene Seitenwände konzentrieren den Blick auf das zentrale lichtvolle und zwischen zwei Hölzern eingespannte Webbild. Fein abgestufte Farbverläufe symbolisieren in den Webbahnen die Schichten unseres Bewußtseins und die Vielfalt geistiger Kräfte.
Beim Verlassen der Kirche bekomme ich noch einen guten Gedanken mit auf den Weg, der ganz groß auf die Tür geschrieben ist, und der als Geste für ausländische Besucher auf kleinen Farbfeldern auch in neun Sprachen übersetzt steht:

"Der Herr umschließt dich von allen Seiten und legt seine Hand auf dich! 
Der, den du trägst, der ist es, der dich trägt und zum Ziel bringt."


Sonntag, 13. September 2015

Augsburger Wasserkunst




Am Roten Tor in Augsburg gibt es eine Anlage, die zu den herausragenden Denkmalen europäischer Technikgeschichte gehört: Der Brunnenmeisterhof mit drei Wassertürmen. Ab dem Jahr 1414 wurde hier der erste Wasserturm Deutschlands, vermutlich sogar Mitteleuropas gebaut, in dem das Wasser mit Kolbenpumpen in ein Hochreservoir gepumpt wurde, um anschließend die Brunnen in der 12 Meter höher gelegenen Oberstadt mit Wasser zu versorgen. 
 

Durch diese trapetzförmigen Aussparungen in den Decken verliefen die Wasserleitungen bis in einen sechseckigen Wasserbehälter in der Brunnenstube im obersten Stock. Beachtenswert ist die gut erhaltene Stuckdecke aus dem 17.Jh. 
 

Die interessanteste Überraschung jedoch ist im dritten Wasserturm ganz oben zu finden: die doppelläufige Wendeltreppe aus dem Jahr 1742. Bei dieser Treppenform, welche Leonardo da Vinci erfunden haben soll, verlaufen zwei Treppenläufe schraubenartig ineinander und bilden so eine Doppelspirale. So eine Treppenform ist selten und meist nur in Repräsentativbauten anzutreffen.