Sonntag, 29. Juni 2014

Beller Kirche (42km)






Heute habe ich hier in der Nähe von Bad Kreuznach, als ich mein Schwägerin besuchen wollte, eine spätgotische Kirchenruine entdeckt, die 300 m südlich des Dorfes Eckelsheims „auf freiem Felde“ liegt. Über ihre Geschichte gibt es nur wenig Konkretes, aber viele Vermutungen und Legenden.

Sie ist ein Mysterium am Wegesrand, denn zur Herkunft ihres Namens gibt es fast ein Dutzend Theorien. Am häufigsten genannt wird der Bezug zu den mächtigen Pappeln (=Bellen), die noch am Anfang des 20. Jahrhunderts das Bild am Fuß der Kirche prägten. Aber auch „Bella Maria“ im Zusammenhang mit dem Patrozinium der Kirche und der keltische Quellengott Belenus tauchen in aktuellen oder früheren Diskussionen auf.




Eibingen






Hier steht die Benediktinerinnenabtei St. Hildegard, in der es sowohl eine lebendige Schwesterngemeinschaft als auch eine Oblatengemeinschaft und einen Freundeskreis gibt. Die Abteikirche ist in den Jahren 1900-04 nach dem Vorbild der alten Basiliken im romanischen Stil erbaut.





Die Heilige Hildegard erwarb 1165 in Eibingen ein knapp zwanzig Jahre zuvor gegründetes Augustinerkloster und ließ Benediktinerinnen einziehen, denen sie als Äbtissin vorstand, wenngleich sie selbst im Kloster Rupertsberg auf der anderen Rheinseite blieb. Oberhalb von Eibingen wurde später die Abtei St. Hildegard errichtet, die kirchenrechtlich die Nachfolge des früheren Klosters Eibingen antrat.





Von dieser Abtei hat man einen schönen Blick über den Rhein nach Bingen und hier kann man sich auch auf Spurensuche der Hl. Hildegard von Bingen machen. Sie gilt als eine der bedeutendsten Frauen des Mittelalters denn sie war eine der ersten Vertreterinnen der deutschen Mystik und leistete wichtige Beiträge für Religion, Medizin, Ethik und Kosmologie.





Der Reliquien der Hl. Hildegard befinden sich seit 1641 in der kleinen Pfarr- und Wallfahrtskirche St. Hildegard in Eibingen, die auf den Überresten des ehemaligen Klosters errichtet wurde. Der 1929 aus Gold gefertigte Hildegardisschrein, wird jährlich zum Hildegardisfest am 17. September, dem Sterbetag der Heiligen, in einer großen Prozession mit Besuchern aus aller Welt durch die Straßen von Eibingen getragen.


„Doch jetzt wankt der katholische Glaube unter den Völkern und das Evangelium steht bei diesen Menschen auf schwachem Fuß. Auch die dicken Bände, welche die erfahrenen Lehrer mit großem Eifer herausgegeben hatten, lösen sich in schmählichen Überdruss auf und die Lebensspeise der göttlichen Schriften ist lau geworden. Deshalb spreche ich jetzt durch einen unberedten Menschen über die Heilige Schrift; er ist nicht von einem irdischen Lehrer belehrt, sondern ich, der ich bin, verkünde durch ihn neue Geheimnisse und viel Mystisches, das bisher in den Büchern verborgen war“
Hidegard von Bingen, scivias, 11. vision



Samstag, 28. Juni 2014

Kloster Eberbach (99 km)



Fr. 27.06.14 





Das Kloster Eberbach bei Eltville im Rheingau gelegen wurde 1136 von dem berühmten Zisterzienserabt Bernhard von Clairvaux als erste rechtsrheinische Niederlassung seines Ordens gegründet. Es entwickelte sich schnell zu einem der größten und einflussreichsten Klöster des Reichs. Während der Blütezeit im 12. und 13. Jahrhundert lebten hier etwa 100 Mönche und 200 Laienbrüder. 1803 wurde das Kloster aufgelöst, doch noch heute ist die Anlage in ihren wesentlichen Bauten, die den Stilepochen der Romanik, Gotik und dem Barock angehören, erhalten.




Der Orden der Zisterzienser hat seinen Namen von der Klostergründung in Citeaux und lebt nach der Regel des Hl. Benedikt. Die Zisterzienser wollten ein Leben des Gebets, der Lesung und der Arbeit führen und wollten dabei ausschließlich von ihrer eigenen Hände Arbeit leben. In Europa gab es über 1000 Nonnenklöster und 750 Männerabteien der Zisterzienser zu den auch das Kloster Eberbach im Rheingau gehört.



Aber heute gibt es hier keine Mönche mehr und die Anlage wird von einer Stiftung erhalten und gepflegt.



Das Dormitorium, also der Schlafsaal der Mönche, zählt mit seinem 74 m langen Kreuzrippengewölbe zu den herausragenden mittelalterlichen Raumschöpfungen der Gotik. Vielleicht kommt Euch diese Halle bekannt vor, denn in den Jahren 1985/86 wurden hier Teile von Umberto Ecos Roman „Der Name der Rose“ verfilmt.



„Am Ende des Romans brennt die altehrwürdige Abtei und die Flammen vernichten alle Bücher, Kunstwerke und Bilder. Das jahrhundertealte Erbe an allen Kostbarkeiten geht verloren. Als nach Jahren Adson von Melk, der Berichterstatter, an den verlassenen, öden Ort zurückkommt,  macht er die Feststellung: „stat rosa pristina nomine, nomina nuda tenemus… Die Rose von einst steht nur noch als Name da; uns bleibt nur noch der Name. Der Name der Rose…“   Die alte Abtei hat als Heimat einer benediktinschen Gemeinschaft längst ihre Bestimmung verloren. Was ist geblieben? Ist das Bild der brennenden und vergehenden Abtei ein Bild für unsere Kirche heute? Das kleine Häuflein der Übriggebliebenen versammelt sich zwar noch, aber wo ist ihre Kraft und Zukunft? Geblieben ist der Name, das Geheimnis aus dem auf mystische Weise wieder Neues wachsen kann.“
(vgl. Urlaubsrast mit Rose in CIG. Nr. 35/2013 S. 398)

Frankfurt (295 km)






Am Donnerstag, 26.6. fahre ich durch eine mir unbekannte, aber schöne und kurvenreiche Gegend und merke dabei, wie groß Deutschland ist. Heute stehen keine weiteren Besichtigungen auf dem Programm, damit ich nicht so spät an meinem Ziel ankomme: Es sind Birgit und Matthias (ihr wisst schon: alte Studienfreunde). Von ihrem Balkon habe ich diesen Blick auf ein großes Heiligtum: die neue Europäische Zentralbank.


Mittwoch, 25. Juni 2014

Telgte (142 km)






Auf dem heutigen Weg komme ich an einem Zisterzienserkloster vorbei, dass so gut im Wald versteckt ist, so dass ich erst einmal daran vorbeigefahren bin. Zu den Idealen der Zisterzienser, die es seit 1089 gibt, gehört die Tradition der Abgeschiedenheit. Hier im Kloster Vinneberg lebt im Moment leider nur noch eine Ordensschwester, aber das Kloster wird durch eine Bildungsstätte lebendig gehalten. In der Klosterkirche finde ich diese Madonna und das folgende Vinneberger Gebet von 1686. 
               




Lass mich von dir, du von Gott gesegnete

Und unter allen Frauen gebenedeite,

an Leib und Seele gesegnet werden.



Schenke mir die Gnade, Jesus Christus,

deinem Sohne, hier auf Erden

so zu dienen, dass ich mit dir einst

bei ihm zur ewgen Seligkeit

aufgenommen werde. Amen.



Mit deinem Sohn, Maria rein,

mein Schutz doch wollest immer sein!



In Telgte entdecke ich weitere Spuren des Glaubens im Münsterland, denn zum Gnadenbild der schmerzhaften Maria pilgern Menschen seit dem Ende des 30jährigen Krieges. Die lebensgroße Pieta selbst ist älter und wird auf die Zeit um 1370 datiert.



Gleich neben der Wallfahrtskapelle befindet sich das Westfälische Museum für religiöse Kultur. Ich finde es interessant, dass es so etwas gibt, merke aber gleich beim Betreten des Museums, dass sich der Glaube nicht in einem Museum darstellen lässt, das wird dann entweder Schulunterricht oder Folklore.



Im Erdgeschoss gibt es einen Tisch der Religionen, im 1. Obergeschoss sind „Tore des Lebens“ von der Taufe über Erwachsenwerden, Hochzeit, Tod und Jenseitsvorstellungen dargestellt und im 2. Obergeschoss gibt es Brauchtum entsprechend den christlichen Jahresfesten zu sehen.




Da bin ich doch eher von Paul, dem Schwimmreifenmann beeindruckt, der hier seit 2009 badet.



In Olfen finde ich eine Herberge bei Harriet, mit der ich im Herbst letzten Jahres fleißig Hebräisch im Kibbutz gelernt habe (unterdessen ist sie bald besser als ich) :-(
Ihr schönes Zuhause ist mitten im Wald, in einem kleinen (Garten-) Häuschen, von denen es hier ungefähr 500 Stück gibt, die auch dauerhaft bewohnt sind. Zum Teil auch von älteren Leuten, und da muss der Krankenwagen sich gut auskennen, um zum richtigen Platz zu finden.



Der Erzengel Michael ist mir heute wieder begegnet, diesmal auf dem Dach des Religionsmuseums in Telgte, wie er seinen mächtigen Posaunenschall in alle vier Himmelsrichtungen erschallen lässt.


Dienstag, 24. Juni 2014

Bielefeld (141 km)







Heute gebe ich „Bielefeld“ als Zielort in mein Navi ein und lasse mich überraschen, wo es mich hinführt, denn laut der Bielefeldverschwörung gibt es die Stadt ja gar nicht. Ich habe momentan auch keine Lust auf weitere Sehenswürdigkeiten, denn heute möchte ich zu Magdalene (ihr wisst schon: eine ehemalige Studienfreundin, diesmal aus Jerusalem. Allerdings war sie damals vor 20 Jahren schon älter als ich es jetzt bin und sie war auch dabei, als wir damals mit einer kleinen Gruppe durch Syrien reisten.) Ich bin neugierig, in welcher Verfassung ich sie antreffe, bzw. ob sie überhaupt noch lebt, denn ich habe schon lange nichts mehr von ihr gehört.
Mein Weg führt durch das Weserbergland und dann ein Stück auf der Wesertalstraße entlang. 



Als ich an der, sagen wir Seniorenresidenz angekommen bin, ist gerade eine Wohngruppenleiterin beim Getränke ausladen und ich erfahre, dass Leni noch lebt. Als ich ihr Zimmer betrete, weiß sie aber zunächst nicht, wer ich bin. Aber die Erinnerungen kommen wieder und sie freut sich und lächelt liebevoll, wenn ich von gemeinsamen Erlebnissen erzähle. Sie fragt nach den Freunden von damals, wir machen einen kleinen Spatziergang ums Haus, trinken dann auf der Bank hinter dem Haus einen Kaffe und essen Erdbeeren. Als ich von meinem letzten Urlaub in Israel erzähle, stellt sie immer wieder einmal eine Frage, die sie fünf Minuten vorher gerade gestellt hat… und ihre linke Hand kann sie nicht mehr ruhig halten. Sie sagt, dass sie alt ist, aber das Zusammenleben mit den anderen alten Menschen in dieser Wohngemeinschaft fällt ihr sehr schwer. So möchte sie nicht alt sein.  Ich frage sie zum Abschied, ob sie noch einen Wunsch hat: "Ja", sagt sie, "dass wir uns einmal im Jahr melden". Sie winkt an der Tür, als ich das Haus verlasse, und als ich auf mein Motorrad steige, dass etwas weiter weg steht, sehe ich, dass sie doch noch einmal an die Haustür gekommen ist.

Als ich losfahre beginnt es zu regnen.


PS. Magdalene verstarb am 4.5.2016

Montag, 23. Juni 2014

Hildesheim (60 km)






Da es viel zu erzählen gibt, entschließe ich mich noch einen Tag länger zu bleiben und mache heute nur einen Ausflug nach Hildesheim zu der wunderschönen romanischen Kirche „St. Michael“. Hier hat Bernward im Jahre 996 ein Benediktinerkloster auf dem Michaelishügel gegründet. Er war der Erzieher von Kaiser Otto III und dieser schenkte ihm zur seiner Bischofsweihe einen Splitter vom vom Kreuz Christi. Als die Kirche gebaut war weihte sie Bischof Bernward „zu Ehren unseres Herrn und Erlösers Jesu Christi und der heiligsten Gebärerin, der ewigen Jungfrau Maria, und des heilbringenden Holzes des verehrungswürdigen und lebendig machenden Kreuzes unter dem besonderen Schutz des heiligen Erzengels Michael und der ganzen himmlischen Heerschar“.



Die Kirche ist nach einem strengen geometrischen Bauplan errichtet, in dem eine theologisch begründete Symbolik steckt, denn nach antiker und mittelalterlicher Auffassung soll sich hierin die Harmonie der Schöpfung wiederspiegeln, so wie es im Buch der Weisheit heißt: „Du hast alles nach Maß, Zahl und Gewicht geordnet“ (Weish. 11, 21)



Im südlichen Seitenschiff sind zwischen den Arkaden acht Frauenfiguren mit einem Spruchband in der Hand, auf dem ursprünglich die Seligpreisungen aus der Bergpredigt zu lesen waren. (wer sie vergessen hat, findet sie bei Mt. 5,3-10 wieder).



In der Krypta der Kirche, die im Gegensatz zur evangelischen Hauptkirche noch katholisch ist, befindet sich der Steinsarg von Bischof Bernward (aus dem Jahr 1022) und die Grabplatte ist seit 1978 als Altar darüber aufgestellt.



Die Engelchorschranke zeigt neben 13 Engeln auch einen Fries mit Fabelfiguren. Damals sollten die Mönche durch die ineinander verschlungenen, ja verbissenen Fabelwesen an die Schlechtigkeit der Welt erinnert werden, während die Engel als Hinweis zu lesen sind, dass das Gotteslob der Mönche am ewigen himmlischen Gotteslob der Engel teilhat.



Im Mittelschiff der Kirche befindet sich die größte erhaltene bemalte Holzdecke, die in den Jahren 1220 -1240 von Mönchen des Klosters nach Vorbildern aus der Buchmalerei geschaffen wurde.



Das mittlere Bleiglasfenster im Westchor ist ein Jahr jünger als ich und zeigt den Erzengel Michael, der auf dem Drachen des Bösen steht.



Samstag, 21. Juni 2014

Hannover (101km)






Kurz nach dem heutigen Start muss ich anhalten, um wieder einmal meine Regensachen anziehen, die dann einer Dichteprüfung unterzogen werden. Das ist dann auch der Grund, warum es heute keine weiteren Besichtigungen gibt, sondern ich (mehr oder weniger) direkt nach Hannover fahre, wo ich mich schon bei Felicitas und Lothar zu Besuch angemeldet habe. Das sind diesmal keine Studienfreunde, sondern entfernte Verwandte, bei denen ich wieder einmal ganz, ganz herzlich aufgenommen werde (unterwegs sagte mir mein Navi: beim Rohrbruch links abbiegen) :-)



Auf der weiteren Fahrt gab es nur ein kleineres Erlebnis, als ich an der Straße ein kleines selbstgemaltes Schild „Wildunfälle“ sehe. Das nehme ich ernst, fahre langsam und sehe dann auf einmal rechts neben mir im Feld einen kleinen braunen Kopf auftauchen. Als das Reh mich wahrnimmt, hüpft es parallel zur Straße weiter, ich folge ihm  und mache meine Warnblinkanlage an. Vielleicht kann ich ja ein Foto machen. Mir kommt ein Auto entgegen und der Mann darin schaut etwas komisch, als er mich sieht und plötzlich hüpft das Reh ca. 3 Meter vor seiner Stoßstange über die Straße. Den Blick des Mannes konnte ich nicht mehr sehen und ein Foto vom Reh gibt es nun auch nicht.



Am späten Nachmittag zeigen mir Felicitas und Lothar das Kolumbarium in der Herz Jesu Kirche, die sich gleich hier in der Nähe befindet. Die Kirche ist vor ca. 100 Jahren im neoromanischen Stil errichtet und aufgrund der rückläufigen Zahl der Gläubigen hat man eine neue Zukunft für das Gotteshaus gefunden. Seit 2010 befindet sich hier das erste Kolumbarium im Bistum Hildesheim. Das Wort Kolumbarium bezeichnet einen Urnenfriedhof, in denen die Verstorbenen in kleinen Grabkammern beigesetzt werden. Hier in der Kirche sind diese Grabkammern als sogenannte Himmelsleitern in den Seitenschiffen errichtet. Die Kammern bestehen aus Glas und geben in beeindruckender Weise den Blick auf die beigesetzten Urnen frei. Die Ruhezeit beträgt 20 Jahre und kann beliebig verlängert werden und auch an die Zeit danach ist gedacht, denn die Glasscheibe mit dem Namen des Verstorbenen verbleibt dann in einem großen, einem Sarg ähnlichen Holzblock.


Wilsnack - Wendland (124 km)






Wenn ich sage, ich bin in Rom oder in Santiago de Compostella, dann wüsste jeder gleich, wo das ist, aber wenn ich heute in Wilsnack bin, muss ich den meisten erklären, dass diese Stadt in etwa genau zwischen Berlin und Hamburg liegt. Dabei war Wilsnack vor über 500 Jahren neben Rom und Santiago genau so bekannt, denn es war das drittgrößte Wallfahrtsziel in Europa.



Als im Jahr 1383 der Raubritter Heinrich von Bülow das Dorf niederbrannte, ahnte er nicht, was er mit dieser Freveltag in Gang gesetzt hatte. Der damalige Pfarrer Johannes Cabbuetz fand in den Trümmern der Dorfkirche drei geweihte, blutbeflekte Hostien, die dem Brand  standgehalten hatten. Fortan pilgerten Menschen aus allen Schichten und auch Fürsten und Könige nach Wilsnack und machten das Dorf bedeutend.



Hier in diesem Schrein stand ursprünglich die Monstranz mit den Hostien, die 1552 im Zuge der Reformation verbrannt wurden. Danach versiegte langsam der Wallfahrtsstrom aber heute gibt es wieder einen landschaftlich reizvollen, 130 km langen Pilgerweg von Berlin hierher auf dem Menschen nach Wilsnack pilgern.



Vor ca. einem Jahr hatte auch ich ursprünglich die Idee, (mit dem Moped) nach Santiago zu pilgern und da ich jetzt erfahre, dass Wilsnack ebenso bedeutend war, stellt sich bei mir das Gefühl ein, dass diese Reise auch eine gute Pilgerreise war und ich jetzt sagen kann: „Ich bin da gewesen“. So beschließe ich, heute noch bis ins Wendland zu fahren und dann dort zu wenden, d.h. langsam wieder die Heimreise anzutreten. 



Ich fahre vorsichtig und bei diesem Schild schalte ich doch lieber einen Gang zurück, da ich heute schon gesehen habe, wie ein Reh kurz vor einem Auto die Straßenseite gewechselt hat.



Ich komme nach Arendsee und halte am Ortseingang, um mir diese Weltzeituhr anzuschauen. Hier erfahre ich, dass sich die Erde vor 4,5 Milliarden Jahren doppelt so schnell gedreht hat und ein Tag somit nur 10 bis 12 Stunden währte. Dann hätte ich mich bei meiner Reise ganz schön beeilen müssen. Allerdings hatte ein Jahr dafür ca. 730 Tage.



In Arendsee war 1859 auch Theodor Fontane und auf einem großen Stein lese ich folgenden Satz aus einer seiner Novellen: "unsere Schuld ist groß unser Recht ist klein, die Gnade Gottes tut es allein".

Hier gibt es eine weitere sehenswerte Kirche auf der Straße der Romanik. 



Es ist das ehemalige Benediktinerinnenkloster St. Marien und liegt malerisch am Arendsee. Die kleine Basilika ist eine der frühesten gewölbten Backsteinkirchen. 



Das Portal ist ein Musterbeispiel für mittelalterliche Bausymbolik. Ich bin unterdessen fasziniert von der Romanik und hier in der Kirche bekomme ich auch ein Stempelheft mit allen Kirchen. Jetzt habe ich schon eine Idee für den nächsten Urlaub.   ;-)
 



Auf meiner Landkarte sind im Wendland mehrere „Rundlinge“ (nicht Hundlinge) eingezeichnet und ich vermute, dass es sich um so etwas wie Findlinge handelt. Da ich nicht immer nur Kirchen besichtigen möchte fahre ich hin. Dort erfahre ich, dass die Rundlinge keine großen Steine sind, sondern es handelt sich um Rundlingsdörfer, in denen die Häuser in einer bestimmten Anordnung – also rundherum – um den Dorfplatz stehen. Das ist hübsch anzusehen, zumal die Häuser schön renoviert und bemalt sind.





Es geht wieder zurück über die ehemalige Grenze in den Osten, wo noch eine romanische Kirche auf mich wartet. Aber während ich gerade noch begeistert von den schönen Fachwerkhäusern bin, erschrecke ich hier über die grauen oder leer stehenden bzw. verfallenen Häuser.





In Diesdorf schaue ich mir die Kirche nur von außen an (da sie nur nach Absprache geöffnet ist) und mache dann einen Abendspatziergang zum Freilichtmuseum.





Um 21:30 Uhr geht langsam die Sonne unter und kurz nach zehn Uhr ist es immer noch hell.