Freitag, 30. Mai 2014

Katholikentag Regensburg






Aller zwei Jahre findet immer in einer anderen deutschen Großstadt der Katholikentag statt. 2016 wird er in Leipzig sein und seit zwei Tagen läuft er in Regensburg. Gestern bin ich mit dem Zug dahin gefahren. Anfänglich war ich fast ganz allein im Zug von Augsburg nach Ingolstadt, kurz vor Regensburg stiegen dann schon viele Katholikentagsbesucher zu und als ich in Regensburg ankam, war ich plötzlich mittendrin im Gewühl. Ich kaufte mir ein Tagesticket und erkundete relativ planlos die Stadt und das Event, denn einen genauen „Laufplan“ zu erstellen, hätte mich bei dem über 500 Seiten dicken Programm mindestens einen Tag gekostet und am Ende hätte ich u.U. wieder davon abweichen müssen, wenn Veranstaltungen überfüllt sind oder ich den Ort nicht rechtzeitig erreicht hätte.



So führte mich der Weg zunächst einmal in den Dom, einer der bedeutendsten Kathedralen in Deutschland. Im Stil der französischen Gotik wurde im Mittelalter 250 Jahre daran gebaut. Sein Gewölbe erstreckt sich in einer Höhe von 32 Metern über dem Mittelschiff und vermittelt die Idee vom „Baldachin der Religion“ So wie ein Baldachin schützt und Zugehörigkeit schenkt, erfährt der Besucher, der nach oben blickt, diesen Baldachin über sich ausgebreitet: Das Gotteshaus gibt Sicherheit in Gefahren, Übersicht in der Unübersichtlichkeit. Eine Herberge inmitten der Heimatlosigkeit der Welt. 



Ich beobachte das ununterbrochene Kommen und Gehen der Pilger und lausche den Klängen der Orgel, die 2009 geweiht wurde und zu der der Organist mit einem Fahrstuhl hinauffahren muss, um sie zu spielen. Als ich die Kirche wieder verlasse, komme ich an dem kleinen Teufel vorbei, der am Eingangsportal in Stein gemeißelt sitzt und gezwungen ist, ständig in´s Innere der Kirche (also zum Guten) zu schauen. 




Ich schlendere ein wenig durch die Stadt und als der Regen stärker wird, gehe ich in die nächste Kirche. 



Es ist die Schottenkirche, wo gerade das Mittagsgebet stattfindet. Die Bänke sind alle besetzt, so voll ist die Kirche und die Menschen singen und beten mit: „Der Herr wir dich mit seiner Güte segnen, er zeige freundlich dir sein Angesicht, der Herr wird mit Erbarmen dir begegnen und leuchten soll dir seines Friedens Licht.“


Dann führt mich mein Weg weiter in die Dreieinigkeitskirche, wo ich mir einen Vortrag zum Thema „Wendepunkte des Christentums“ anhöre. Der Referent, der extra aus Paderborn angereist ist, spricht wie immer mit seiner etwas weinerlichen Stimme druckreif ohne Konzept über eine Stunde lang. Auch wenn es mir schwer fällt, den roten Faden in seiner Rede zu finden, da er oft lange Exkurse einfügt, so bewundere ich doch sein phänomenales Gedächtnis und habe das Gefühl, dass der Mann schneller Bücher schreibt, als andere lesen können. Am Ende seiner Rede erwähnt er den Propheten Jesaja, dessen Worte im 31. Kapitel vielleicht auch die Quintessenz seines Vortrages waren: „So spricht der Herr: … Mit ewiger Liebe habe ich dich geliebt, / darum habe ich dir so lange die Treue bewahrt. …Seht, es werden Tage kommen - Spruch des Herrn -, in denen ich … einen neuen Bund schließen werde, … Ich lege mein Gesetz in sie hinein und schreibe es auf ihr Herz. … Keiner wird mehr den andern belehren, …“



Anschließend schlendere ich noch über die Kirchentagsmeile, hole mir Informationen an verschiedenen Ständen und treffe Studienfreunde wieder, die ich schon fast 20 Jahre nicht mehr gesehen habe. Ich bin überrascht und freue mich über das Wiedersehen. Der Rückweg führt mich über die Donau wieder in Richtung Bahnhof.


Dankbar bin ich für den Regenumhang, den ich im Zug von der Bahngesellschaft (agilis) als kleine Aufmerksamkeit geschenkt bekommen habe. Er hat mir gute Dienste geleistet und gerade als ich überlege, was ich nun mit ihm mache, spricht mich ein Mann auf diesen Umhang an. Ich bin froh, einen Abnehmer gefunden zu haben und er freut sich darüber, denn er kann ihn in den kommenden Tagen noch gut gebrauchen (falls es da noch regnet).


Bevor mich der Zug wieder nach Hause bringt, erlebe ich auf dem Nachbargleis noch die Abfahrt einer Dampflok.

PS. Im Regensburger Dom ist mir auch der Erzengel Michael wieder begegnet. ;-)



Sonntag, 25. Mai 2014

Ikonenmuseum (113 km)




Die Reise zum Athos hat mein Interesse für die Orthodoxie geweckt. Daher habe ich heute dem Ikonen-Museum in Autenried einen Besuch abgestattet.
Nachdem ich mein Motorrad abgestellt und meine Jacke im Topcase verstaut hatte, suchte ich den Eingang. Das war nicht weiter schwer aber als ich ihn gefunden hatte, hatte ich ein kleines Problem. Die Tür war geschlossen und auf dem Zettel neben der Tür stand: "Museum geöffnet. Bitte 2 x hupen."


Um 2 x hupen zu können, hätte ich mein Motorrad herholen müssen. Ein netter Mann, der sein Auto in der Nähe stehen hatte und gerade mit seinem Enkel vorbeikam, konnte mir helfen und hupte 2 x. Gleich darauf öffnete sich auch die Tür. 
 


Ein älterer, orhodoxer Priester ließ mich herein und als er meinen weißen Bart sah, sagte er, dass man es mir ansieht, dass ich nur den ermäßigten Eintritt zahlen brauche. (Ich wagte da nicht zu widersprechen, obwohl mir mindestens noch 15 Jahre Berufsleben bevorstehen – aber man kann ja auch Senior sein, wenn man noch arbeitet. Und wenn ich mich recht erinnere, gab es in meiner Studienzeit bereits Senioren und sogar einen Obersenior, der allerdings dazu gewählt wurde) ;-)


Im Erdgeschoss befindet sich eine kleine Kirche, und ein Stockwerk höher sind auf dem Gang und in drei Zimmern ein paar Ikonen und andere sakrale Gegenstände zu bewundern: Jesus, Maria, Apostel, Engel, biblische Szenen ... und auch dabei: der Erzengel Michael.


Donnerstag, 22. Mai 2014

Balkonien






Nach unserer Motorradreise genieße ich es momentan, einfach auf dem Balkon zu sitzen, einen Tee zu trinken und die Zeitung zu lesen. Ich freue mich über die Blüten und Früchte an meinem kleinen Zitronenbäumchen. Demnächst möchte ich meine Reiseeindrücke noch verarbeiten und die gemachten Fotos bearbeiten, sortieren, löschen sowie die schönsten für einen Vortrag zusammenstellen…



Dann wartet bereits die „Aufrichtige Erzählung eines russischen Pilgers“ zum Lesen auf mich, um die Begegnung mit der Orthodoxen Welt auf dem Athos noch zu vertiefen…
Zur Zeit scheit die Sonne und ich war kurzzeitig in Versuchung, mich wieder auf mein Moped zu setzen aber heute halte ich mich an Lao Tse, der gesagt hat: „Erkenne also die Welt, ohne vor die Tür zu treten, erkenne das Wetter, ohne aus dem Fenster zu schauen; je weiter du hinausgehst, desto geringer ist dein Wissen.“

Mittwoch, 14. Mai 2014

Nachtrag



Wir sind insgesamt 3999 km auf dem Motorrad unterwegs gewesen und haben auf unserer Reise viel gesehen und erlebt. Nicht alles davon konnte ich fotografieren, da wir mit unseren Motorrädern in der Gruppe schnell daran vorbei waren. Gern hätte ich öfter einmal kurz für ein Foto angehalten. Da dies nicht ging, habe ich versucht, „mit den Augen zu fotografieren, und dann mit dem Herzen zu entwickeln“. Bei den größeren Pausen habe ich dann meinen eigenen Speicher wieder gelöscht und meine Erlebnisse kurz notiert, damit ich sie am Abend in meinem Internet-Tagebuch veröffentlichen konnte. So ist dieser blog Stück für Stück länger geworden. Es hat mich angespornt, dass viele von Euch unsere Reise täglich mitverfolgt haben und ich hoffe, Ihr konntet an unserem Spaß ein wenig teilhaben.  Peter jedenfalls hat die Tour gefallen und als er mich eben anrief, sagte er am Telefon: „Ich habe das richtig genossen und fühle mich sauwohl.“  Dem kann ich nichts mehr hinzufügen.
Zum Schluss möchte ich noch einen Satz von Ludgar Bornemann anhängen, der sagt: „Zu den schönsten Erfahrungen des Pilgerns gehört es, dass etwas ungeplantes dazwischenkommt. Eine Erfahrung, die (so wie auch Gott) nicht machbar ist“.

Dienstag, 13. Mai 2014

Venedig – Augsburg (523 km)




Gegen 10:00 Uhr verlassen wir die Fähre in Venedig und verabschieden uns von Gerhard, der noch einen wichtigen Termin ;-) am Gardasee hat. 


Für Peter steht fest, dass er heute abend in Augsburg sein wird. Also geben wir Gas und starten bei wunderschönem Wetter in Richtung Heimat. Die alte Brennerstraße bringt uns über die Alpen. 


Noch sind die Berge in der Ferne, aber als wir näher kommen, sehe ich, dass es zwischen den Gipfeln hin und wieder regnet. Ich hoffe, dass wir davon verschont bleiben, denn meine Regenhose ist durch das Umpacken der Koffer für die Fähre jetzt irgendwo ganz unten. Sicherheitshalber hole ich sie dann aber doch in mein Topcase, damit ich sie im Notfall schnell parat habe. Dieser Notfall setzt bereits fünf Minuten später ein. Kurz vor dem Brennerpass, ziehen wir unsere Regensachen an, die wir dann bis Augsburg anbehalten. 


Die Temperatur ist auf winterliche 5 Grad gefallen und an einer Tankstelle im Karwendelgebirge erfahren wir, dass für morgen Schneefall angesagt ist. Die Eisheiligen sind voll in Aktion. Wir versuchen, ihnen zu entfliehen und sind nach 7,5 Stunden Fahrzeit wieder glücklich, gesund und unfallfrei daheim angekommen. 

Sonntag, 11. Mai 2014

auf See





Heute morgen müssen wir bereits um 5:00 Uhr aufstehen, denn um 7:00 Uhr ist Abfahrtszeit der Fähre. Das kurze Stück zum Hafen fährt Gerhard voraus, denn von hier ist er schon einmal mit dem Schiff gestartet. Es ist noch früh am Morgen und Dunkel und vielleicht hat das daran gelegen, dass der Weg zum Wasser doch etwas länger geworden ist, denn Gerhard fährt erst einmal ein Stück ins Landesinnere. Er merkt es jedoch noch rechtzeitig und findet einen Platz zum wenden, so dass wir pünktlich am Schiffsterminal ankommen. Dort erhalten wir unsere Bordkarten, ich kann am Geldautomaten noch ein paar Scheine abheben (was mich 5,50 € an Gebühren gekostet hat) und damit meine Schulden bei Gerhard begleichen. Weiter geht es mit dem Motorrad durch die Zollabfertigung. Es ist nur eines von ca. 10 Toren geöffnet und davor wartet eine lange Reihe von LKW´s. Wir drängeln uns vor dem Tor hinein. Hinter einem der verschlossenen Tore gibt es ein lautes Geschrei und wild gestikulierende Männer, die wir leider nicht verstehen. Dann warten wir am Kai zusammen mit einer Gruppe österreichischer Motorradfahrer auf die Ankunft der Fähre, die sich von Patras kommend etwas verspätet hat. Die Auffahrt und das Beladen geht dann relativ schnell und nachdem die Motorräder auf dem Schiff verzurrt sind, beziehen wir unsere Kabine. Danach genießen es zunächst eine Weile an Deck zu sein und zu schauen, wie die albanischen Berge sowie die Insel Korfu an uns vorbeiziehen. 

Anschließend suche ich mir einen ruhigen Platz, um schon einmal meine Fotos durchzuschauen, zu bearbeiten und auszusortieren. Ich finde den Platz, da wo die Schlafsessel sind. Hier ist es angenehm ruhig, denn an allen anderen Orten laufen die Fernseher. Das brauche ich jetzt noch nicht. Im Gegenteil, ich habe den Fernseher die letzten drei Wochen in keinster Weise vermisst (denn unser Programm war absolut spannend). Danach hole ich erst einmal noch die zwei Stunden Schlaf nach, die mir von heute morgen noch fehlen, bevor ich mich wieder den Fotos widme. Der Tag auf der Fähre vergeht schnell, eine von den österreichischen bikern erzählt mir beim Mittagessen ein Stück von seiner Lebensgeschichte, später treffen wir Mirelle, eine französische Jüdin, die gern auf dm Landweg lange Reisen unternimmt und nach dem Sonnenuntergang sitze ich mit Peter noch auf dem Hubschrauberlandedeck. Wir haben 2 x einen halben Liter guten roten Likörwein, den wir aus unseren Plastk-Zahnputzbechern trinken, dazu einen Apfel und dabei lassen wir noch einmal unsere Reise revue passieren und amüsieren uns köstlich über die gemachten Erlebnisse. Es ist toll, wie wir beide über alles, was wir erlebt haben, herzlich lachen können…

Das Beste in Griechenland kommt zum Schluss





Nachdem wir unser Hotel für die letzte Nacht in Griechenland bezogen haben, wollen wir zunächst etwas essen gehen und wechseln daher nur unsere Motorradhosen. Da kommt Peter zu mir und fragt: „Du, Michael, hast Du vielleicht meinen Koffer gesehen?“ Nein, das habe ich nicht und ich frage, ob er ihn hier schon ausgepackt hat. Angeblich schon, aber jetzt ist er nicht zu finden. „Schau doch noch einmal“, sage ich, aber er hat schon überall geschaut. Er ist weder im Zimmer, noch steht er vor dem Motorrad oder an der Rezeption. Langsam schwant mir schlimmes, denn ich habe heute morgen eine seiner Innentaschen vom Hotelzimmer mit nach unten mitgenommen und dann habe ich sie direkt vor der Hoteltür abgestellt, denn ich habe gedacht, dass wir sie dort auf alle Fälle sehen und nicht vergessen können. Ich denke drei mal das Wort, welches mit „Sch“ anfängt und überlege, wie die Story jetzt wohl weitergeht. Als erstes schaue ich mit Peter noch einmal in alle seine Koffer, ob da nicht doch noch eine Innentasche drin ist. Ist sie aber nicht. Dann schauen wir, welche Taschen fehlen und welche da sind. Immer noch fehlt die Innentasche eines Seitenkoffers, alles andere ist da. Die fehlende Innentasche hat einen gelben Streifen; es ist also nicht die Tasche, die ich vor dem Hotel abgestellt habe. Aber wo ist die fehlende Tasche? Wir gehen noch einmal alles durch und dabei überlege ich schon einmal, wie wir weiter mit diesem Problem umgehen. Noch einmal kommt mir das Wort mit „Sch“ in den Sinn. Was mag wohl alles in dieser Tasche drin gewesen sein? Könnte Peter notfalls darauf verzichten? Nur gut dass wir heute nur knapp 200 km gefahren sind, da wäre es evtl. noch möglich, einmal schnell zurückzufahren, um die Tasche zu holen. Zwischendurch würde ich natürlich gern auch einmal etwas essen. Zeitlich wäre es machbar, denn wir haben es erst kurz nach 16:00 Uhr. D.h. wenn wir sofort starten, könnten wir gegen 22:00 Uhr wieder zurück sein. Die Fähre nach Venedig ist jetzt bereits gebucht. Ein anderer Gedanke von mir war, dass ich mit Peter die Fähre storniere bzw. umbuche und dann in aller Ruhe zurückfahre, um die Tasche zu holen. Dann müsste Gerhard schon allen weiterreisen. Aber haben wir die Tasche überhaupt im Hotel vergessen? Diese Frage müssten wir zuerst einmal klären. Aber wie? Hat vielleicht irgendjemand eine Visitenkarte vom Hotel mitgenommen? Peter sucht alle seine Quittungen durch, ob vielleicht auf einer die Adresse vom Hotel steht. Da fällt mir ein, dass ich mir – Gott sein Dank – im Hotel die Rechnung habe geben lassen, als das Bargeld über den Tisch gewandert ist. Gut. Dann bleibt die Hoffnung, dass die Tasche noch dort ist. Vielleicht im Zimmer, oder an der Rezeption oder vor dem Hotel, wo unsere Motorräder standen. D.h. wir müssten da mal anrufen, jetzt haben wir ja auch die Telefonnummer. 


Der Wirt vom jetzigen Hotel übernimmt diese Aufgabe. Währenddessen hat Gerhard noch eine bessere Idee. Zunächst geht aber niemand ans Telefon. Der Wirt sucht im Telefonbuch nach einer anderen Nummer, um jemanden zu erreichen, was ihm dann auch gelingt. Die freudige (oder traurige) Nachricht lautet: die gesuchte Tasche steht noch im Hotelzimmer von heute morgen. Na, prima. Dann wissen wir zunächst einmal wo sie ist. Aber wie kommt sie jetzt zu uns? Die Idee von Gerhard ist simpel und gut: die Tasche kommt per Taxi zu uns nach. Unser Wirt organisiert auch einen Taxifahrer, der zu unserem heutigen Ausgangsort zurückfährt, unsere Rechnung von dort als Beleg mitnimmt und dann (hoffentlich) mit Peters Tasche wieder zurückkommt. Der Preis für das Taxi entspricht dem Bargeld, welches noch in der vergessenen Tasche ist. So hat Peter zumindest seine Wäsche und die Tasche wieder. Wir haben nun mindestens 5 Stunden gewonnen und können gemütlich essen gehen. Auf diesen Schreck und die gute Lösung spendiere ich meinen letzten Whisky…

Nach knapp fünf Stunden ist der Taxifahrer zurück und Peter hatte seine original BMW-Tasche wieder.
Hoffentlich passiert das morgen nicht noch einmal, sonst müssten wir ein Wassertaxi losschicken und das würde sicherlich den Restwert der Tasche übersteigen.

Igoumenitsa (170 km)




Den schönsten Schlafplatz hatte diese Nacht mein Moped gehabt, denn es konnte direkt auf´s Meer schauen. Dem Motorrad von Gerhard war diese Aussicht leider nicht vergönnt, da er es mit einer Plane zugedeckt hatte. Das war für ihn wichtig, denn falls in der Nacht die Wellen dagegen geschlagen hätten, fürchtete er eine Salzkruste darauf (eine japanische Maschine müsste dies eigentlich aushalten).

Das Bezahlen mit Kreditkarte funktionierte hier im Hotel auch nicht, obwohl, ein Aufkleber an der Rezeption darauf verweist. Angeblich ist im Dorf irgendein Kabel bei Bauarbeiten durchtrennt worden. Da war die alte Ritsch-Ratsch-Kreditkartenmaschine, mit der wir gestern bezahlen konnten noch zuverlässiger. 


Meine Bargeldreserven neigen sich daher, so wie unser Urlaub, langsam dem Ende zu. Seit gestern fahren wir nach Norden und unser heutiges Ziel ist die Hafenstadt Igoumenitsa, wo wir morgen auf die Fähre wollen, die uns zurück bis nach Venedig bringt.

Als wir durch das erste Dorf kommen, versuchen ein paar griechische Autofahrer, mir Angst einzujagen, indem sie plötzlich aus kleinen Seitenstraßen auftauchen und so tun, als würden sie mich nicht sehen. Da hilft nur hupen und Gas geben.
Als es auf der verlassenen Landstraße weitergeht, kommen wir in eine Zone 50 und unzählige Schilder mit einem weißen Pfeil auf blauen Grund stehen rechts am Straßenrand. Sie sind ca. alle 15 Meter aufgestellt und sollen mir wohl sagen, dass ich auf der Straße fahren muss, weil wohl demnächst auf der grünen Wiese eine Baustelle entstehen soll. Von Bauarbeitern ist aber auch hier weit und breit keine Spur. Als ich die Schilder zähle, es sind über 36, erschrecke ich plötzlich, da mich wieder einmal ein wild gewordener Grieche (ihr wisst schon: trotz 2 gelber durchgehender Linien und ich mit Tempo 70) überholt.


Da wir heute morgen abgefahren sind ohne zu tanken, beginnt unterwegs meine gelbe Tankanzeige zu blinken. Ich weiß, dass wir demnächst irgendwann noch durch einen Tunnel müssen und befürchte daher, ausgerechnet im Tunnel stehenzubleiben. Kurz vor dem  Tunnel taucht noch eine große Shell-Tankstelle auf uns ich versuche unserem Guide durch Blinken zu verstehen zu geben, dass ich hier gern noch einmal meinen Tank aufgefüllt hätte, aber vergebens. 


An der Mautstation sagt mir Peter, dass das Benzin da zu teuer gewesen sei und er deshalb weitergefahren ist. Also müssen wir erst einmal durch den Tunnel. Gott sei Dank ist der nur 2 km lang und danach biegt Peter von der Umgehungsstraße ab und fährt in die Stadt zum Tanken. Das heißt er versucht es, denn zunächst geht es erst einmal in die falsche Richtung und dann müssen wir feststellen, dass es in der Stadt keine Tankstelle gibt. Erst am Ende der Stadt kommt noch eine an der wir dann tanken.
Obwohl wir schon in der richtigen Richtung wären (das hat mir der Tankwart verraten) fahren wir nun wieder die 5 km durch die Stadt zurück auf die Umgehungsstraße, von der wir gekommen sind. Allerdings auch mit ein paar Pausen, um uns zu vergewissern, dass wir richtig sind. 

Es ist 12 Uhr, mein Kompass zeigt, dass wir nach Norden fahren, wo um diese Zeit die Sonne steht, wisst ihr ja und so könnt ihr euch sicher vorstellen, dass es „angenehm warm“ auf meinem Rücken wird. Ich freue mich über jeden noch so kleinen Schatten, wenn wir an ein paar Bäumen vorbeikommen. Daher wundere ich mich, als unser Guide kurz stoppt, um seinen Nierengurt wieder anzuziehen.

Es geht weiter und ich bin wieder einmal erstaunt von den griechischen Verkehrsschildern. Da stand gerade ein Schild „30“ und 100 Meter später kommt ein Schild „Ende 70“ Da wundert mich nichts mehr.
Unterwegs frage ich mich auch, warum ich mit diesen alten Landkarten unterwegs bin und kein aktuelles Navi habe. Die Antwort lautet, da wäre der Spaß (und die Aufmerksamkeit) nur halb so groß.  Plötzlich stoppt unser Road-kapitän und möchte noch einmal kurz auf meine Karte schauen, um ein kleines Städtchen zu finden, in dem er vor 9 Jahren schon einmal gewesen ist.

Er führt uns dann in eine schöne Hafenstadt, wir halten an einem kleinen Hotel am Hafen und besprechen unsere weiteren Pläne. Der eifrige Restaurantbesitzer, dessen Tochter auch eine Pension hat, hilft uns dabei. Er ruft einen Freund an, der ein Reisebüro hat und fährt dann noch mit uns zu seiner Wohnung. Ich habe noch nicht herausgefunden, warum wir ihm gefolgt sind. Es ist für mich auch gar nicht so einfach, ein Foto zu schießen, wenn Peter nach dem Weg fragt, denn sobald er ihn erfahren hat, ist er schon wieder gestartet und ich habe das Nachsehen…


Wir fahren weiter nach Igoumenitsa. Am Hafen ist eine Reiseagentur nach der anderen, die uns Tickets für die Fähre verkaufen wollen, aber wir haben jetzt das Problem, die Agentur zu finden, in der uns der nette Mann angekündigt hat. Peter will zu Fuß gehen, Gerhard fährt mit dem Motorrad hin und her, ich mache mir ein paar Notizen und plötzlich fährt auch Peter wieder an mir vorbei. Nach 20 Metern fragen wir wieder und finden es dann bald. Wir erkundigen uns nach dem Preis und wollen dann auch buchen, allerdings ist heute auch hier der Kartenleser für die Kreditkarte angeblich defekt…

Da mein Bargeld nun nicht mehr reicht, erkundige ich mich nach einem Geldautomaten und der nette Verkäufer vom Reisebüro begleitet mich zum Fährterminal gegenüber. Wir kommen aber nicht bis zum Geldautomaten, da dieser wohl hinter der Abfertigung ist. 


Auf dem Weg zurück sehe ich, dass der Schalter der Fährgesellschaft (entgegen der Behauptung von Gerhard) geöffnet ist und hole ein Vergleichsangebot. Das ist auch nicht billiger (ich vermute einmal bösartigerweise daher, da der Reisebüromensch der Frau am Schalter noch etwas zugerufen hat), aber hier hätte ich mit Karte zahlen können. Wir kaufen die Tickets für 190,- € pro Nase im Reisebüro und bekommen jetzt auch einen Espresso oder Cappuccino. Immerhin ist der junge Mann, der extra für uns mit seinem kleinen Moped angereist ist, ganz nett.
Um 15:30 Uhr haben wir unsere tickets und brauchen jetzt nur noch eine Unterkunft.

Peter hat jemanden gefunden, der da weiterhelfen kann. Als wir durch die Stadt zur Unterkunft gelotst werden, probiert Peter einen neuen Trick um nachfolgende Autos vom Überholen abzuhalten: er lässt seinen linken Blinker einfach an. Das wäre aber beinahe ins Auge gegangen, als direkt vor ihm ein entgegenkommendes Auto wirklich nach links einbiegt.
Das kleine Hotel, zu dem wir gebracht werden, ist ausgesprochen nett, auch der Besitzer, der Preis (45,- € fürs Zimmer) ist o.k. und wir bekommen zur Begrüßung sogar ein Glas selber eingelegte Oliven geschenkt.



PS: heute hat Peter die 100 000 km Marke auf seinem Moped überschritten. Das müsst ihr ihm erst einmal nachmachen!

Samstag, 10. Mai 2014

Kloster Osius Lukas (303 km)



Gestern abend haben wir bei einem kurzen Spaziergang durch das Dorf noch diesen Baum entdeckt, der direkt am Stamm auch Blüten hat. 

Heute morgen machen wir zunächst einen Abstecher zum Kloster Osius Lukas. Bis dahin wären es zwar nur ca. 20 km gewesen, aber diesmal habe ich mich verfahren, da in einem kleinen Bergdorf kein Hinweisschild mehr gewesen ist und so haben wir noch eine kleine Bergtour dazwischengeschoben. 8 km ging es in Serpentinen hinab und dann wieder zurück in das Dorf und dann weiter in die richtige Richtung. 


Das Kloster ist eine gepflegte Anlage abseits vom großen Touristenstrom und hat eine besondere Ausstrahlung mit seiner Lage in den Bergen. Hier werden wir auch nicht abkassiert wie in den Meteora-Klöstern, wo wir 3,- € für eine die Besichtigung einer kleinen Kirche gezahlt haben, in der wir dann nicht einmal fotografieren durften. Hier gibt es eine Spendenbox um die Anlage zu erhalten, die auch auf der Weltkulturerbeliste steht. 

Zunächst gehe ich in die Krypta der Hl. Barbara, stelle eine Kerze auf und denke dabei an meine Mutter. 


Danach gehe ich in die Kirche und bin überwältigt von diesem altehrwürdigen Bau, dem wunderschönen Fußboden mit den Steinmosaiken und der Ausstrahlung dieser Kirche.


Am Schluss entzünde ich noch eine Kerze für eine gute Heimreise und trinke noch einen Schluck von dem erfrischenden Quellwasser aus den Bergen. Für einen Blick in den Souvenierladen bleibt keine Zeit mehr, da meine Gefährten schon unruhig sind und zum Aufbruch rufen.


Auf dem Rückweg kommen wir noch einmal durch das schöne Bergdorf, in dem wir übernachtet hatten. Die Fernverkehrsstraße, auf der wir unterwegs sind, wird hier zur kleinen Einkaufsstraße, auf der nachts die Menschen bummeln. 

Vom Kloster, welches auf fast 1000 Meter Höhe liegt, müssen wir nun wieder auf Meeresspiegelniveau hinab. Die Serpentinen bringen uns hinunter. Unterwegs drängelt sich ein griechischer Raser mit seinem Auto in unsere Gruppe. Aber Peter, der vorausfährt, lässt sich diesmal nicht die Butter vom Brot nehmen und zeigt dem Griechen, wer die Nase vorne hat. Fast 10 km hat der Grieche keine Chance, an Peter vorbeizukommen, denn unser Peter hat Freude am Kurvenfahren und mit seinen 77 Jahren diesbezüglich auch genügend Erfahrung. Respeckt, das hat er gut gemacht. Erst in Delfi, als Peter an einer Gabelung wartet, kann der Grieche wieder an ihm vorbeifahren.
Dann geht es weiter am Meer entlang. Anstatt der großen gelben Ginsterbüsche steht nun rot blühener Oleander am Straßenrand. Stellenweise auch schöner roter Klatschmohn. In der Ferne leuchtet der Schnee auf den Gipfeln der Berge. Auf der gut ausgebauten Straße gibt es ganz wenig Verkehr. Nur der Straßenbelag ist ab und zu schlecht und der Teer so rau, so dass ich das Gefühl habe, auf einer Schotterpiste zu fahren. Peter ist jetzt nicht mehr zu bremsen und nach zwei Stunden tut mir langsam der Hintern weh und es meldet sich der kleine Hunger. Dieser verstärkt sich, als wir an einem Hot-Dog-Stand vorbeidüsen, der direkt am Strand liegt. Noch eine kurze Weile und wir machen im nächsten Stranddorf eine Pause. Allerdings hat hier die Saison noch nicht begonnen, denn hier ist alles menschenleer und auch die Restaurants sind noch geschlossen. Ganz am Ende des Dorfes ist noch ein kleines Restaurant, in dem sich meine Mitfahrer schon niedergelassen haben, als ich noch ein paar Notizen und Fotos mache. Also bleiben wir zur Rast hier direkt am Wasser.

Nach dieser Mittagspause tauchen ein paar dunkle Regenwolken auf. Wir machen nur die Lüftungsschlitze an unseren Jacken zu und fahren weiter. Es bleibt bei ein paar Tropfen, dann ist es wieder trocken. Die Thermometer zeigt später 28 grad an.
Kurz darauf taucht die große Brücke auf, die vom Festland zum Peloponnes hinüberführt. Ich kann schnell ein Foto machen, da wir an der Kreuzung bei Rot halten müssen. 

Jetzt sind wir auf der Zufahrtsstraße zum Peloponnes und es sind plötzlich erschreckend viele Autos unterwegs. Und dazu meistens mit einer Geschwindigkeit, dass uns Angst wird… Die meisten Griechen ignorieren die Blitzkästen, die von hinten Fotos machen können und von denen es hier ziemlich viele gibt. Wir beschließen, diese auch zu ignorieren, bzw. max. 20 km/h schneller als erlaubt zu fahren, aber bei diesem Tempo sind wir immer noch ein Hindernis für die Einheimischen. Später im Hotel erfahren wir, dass die Griechen die Blitzkästen mit dem Jagdgewehr außer Gefecht setzten, wenn sie merken, dass dieser Blitzer aktiv ist.
Hier könnt ihr sehen, wo der Weg mit Griechenland hnführt:

Später kommen wir durch eine absolut hässliche Stadt und machen eine kurze Kaffepause bevor wir dann bald unser Tagesziel erreichen. Hier in Amfilochia an einem Meerbusen sitzen wir nun im Restaurant unseres Hotels und lassen es uns gut gehen, denn wir feiern den Geburtstag von Gerhard. Dabei haben wir den Blick auf´s Wasser und unsere Motorräder, die direkt auf der Promenade unter den Sonnenschirmen am Wasser stehen.