Freitag, 30. Oktober 2020

Herbsttag

 


Vor meiner Haustüre liegt ein kleiner Park. Viel zu selten gehe ich da spazieren. Heute muss ich da zu Fuß entlang, da ich mein Fahrrad von der Reparatur abhole. 


 Es ist ein schöner Herbsttag. Es ist der 228 Tag, nachdem der Corona-Notfall ausgerufen wurde und ab heute Abend gibt es für Augsburg wieder verstärkte Maßnahmen und Beschränkungen. Bayernweit bzw. in ganz Deutschland gelten sie erst ab kommenden Montag, aber die Zahlen in Augsburg erfordern ein schnelleres Handeln: Hier wurden in den vergangenen 7 Tagen 747 neue Infektionen gemeldet (deutschlandweit waren es heute über 18 700). Mal schauen, wohin die Reise geht.

 


Die zweite Welle ist angekommen aber die neuen Beschränkungen sind diesmal ein „Lockdown light“, da die Menschen seit längerem bereits auf die Straße gehen und gegen die Einschränkungen ihrer persönlichen Freiheit demonstrieren. Es gibt zwar noch genügend freie Intensivbetten in den Krankenhäusern, aber es gibt kein Pflegepersonal. Wer will da schon im Krankenhaus liegen? Also hier in Augsburg sind noch 36 Intensivbetten frei, 25 Corona-Patienten haben wir auf der Intensivstation und davon müssen 9 künstlich beatmet werden. Die Zahl der Todesfälle mit oder an Corona beträgt 20.



Mein Weg zum Fahrradhändler führte zunächst über die Eisenbahnbrücke und dann am Friedhof vorbei. Hier gibt es viele Engelsstatuen, die auf den Grabteinen sitzen. So hoffe ich, dass es in der kommenden Zeit genügend Engel gibt, die Anderen Mut machen oder zur Seite stehen.

Jetzt heißt es erst einmal mit den neuen Einschränkungen zu leben und ich befürchte, dass es mit meiner geplante Reise nach Afrika im kommenden Februar wohl nichts wird. Aber dieser Sonnenuntergang heute vor meinem Fenster sieht doch auch aus wie in Afrika.


 


Sonntag, 25. Oktober 2020

Goodbye Lenin

 



Nachdem die letzte Woche nur trübes Wetter herrschte, war heute am Sonntag noch einmal ein richtig schöner Herbsttag. Das habe ich genutzt und einen kleinen Motorrad-ausflug gemacht. Diesmal ging es zu meinen alten Genossen nach Gundelfingen.


Diese sind unterdessen schon seit fast 30 Jahren auf dem Friedhof, dh. beim Steinmetz hier angekommen. Es sind nicht die 3 von der Tankstelle, sondern dies ist der Überrest der Lenin-Skulptur, die in Dresden am Hauptbahnhof stand. Lenin, Thälmann und Breitscheid bildeten damals zusammen eine ursprünglich 12 Meter hohe Skulptur. 1974 wurde der "rote Bahnhofsvorsteher" zum 25. Jahrestag der DDR-Gründung aufgestellt und stand dort 18 Jahre. Dann fanden die Ideen dieser 3 Herren nicht mehr die ungeteilte Zustimmung der Bevölkerung und mussten verschwinden. 




Der Unternehmer Josef Kurz hat das Denkmal 1992 geschenkt bekommen. Er wollte mit diesen und weiteren proletarischen Revolutionären in Gundelfingen einen Skulpturenpark auf seinem Betriebsgelände schaffen. Daraus wurde aber nichts und vor 3 Jahren wollte sein Sohn die versteinerten Revolutionäre versteigern. Bei der Auktion gingen keine Gebote ein und so hatte ich noch einmal die Chance auf ein Wiedersehen.




PS. Heute ist der 223 Tag der Pandemie, wir haben in Deutschland doppelt so viele Neuinfektionen wie letzte Woche, in Augsburg steht die Inzidenzrate kurz vor 200. (der kritische Wert lag bei 50) in Belgien beträgt sie 800 und in Tschechien 784. Frankreich hat mit 52 000 Neuinfektionen einen neuen Rekord erreicht, in Spanien ist zum 2. Mal der landesweite Notstand in Kraft getreten und in Italien gibt es ab 18:00 Uhr wieder eine Sperrstunde.



Freitag, 16. Oktober 2020

Herbstag

 


Heute ist der 16.Oktober und am 16.März, d.h. vor genau 7 Monaten (bzw. 214 Tagen) wurde in Deutschland der Krisenfall ausgerufen. Damals lag die Zahl der täglichen Corona-Neuinfektionen bei 6000 und wir hatten noch nicht einmal 100 Todesfälle. Das öffentliche Leben wurde heruntergefahren und so sind wir ganz gut durch die Krise gekommen. 

 

 

Gestern hat die Zahl der täglichen Neuinfektionen die Marke von damals überschritten, d.h. konkret sind es über 7300 und die Zahl der Corona-Todesfälle ist in Deutschland bei 9700 angekommen. Es stellt sich jetzt die Frage, wie die Reise wohl weitergeht, da die Nachverfolgung des kleinen Virus nun problematisch wird. 

 


Unsere Freunde diskutieren noch, ob man sich im Restaurant zur Fischsuppe treffen kann. Augsburg hat eine Inzidenzrate von 64 (Neuinfizierten pro 100 000 Einwohner in 7 Tagen) und da diese Rate über 50 liegt, heißt das, es dürfen sich nur noch 5 Personen aus max. 2 Haushalten treffen. Daher bleibe ich lieber daheim und beobachte die Amsel vor dem Fenster.


 

Sonntag, 11. Oktober 2020

Bürgersaal

 



vorgestern bin ich mal wieder nach München gefahren. Mit dem Zug und mit Maske, also dem Mund-Nase-Schutz, der in öffentlichen Verkehrsmitteln vorgeschrieben ist. Die Corona-Fallzahlen steigen stetig weiter und wir sind in Deutschland am 209. Tag der Pandemie bei 3700 Neuinfektionen pro Tag angekommen. Da würde es durchaus Sinn machen, weiterhin Abstand zu halten, aber ...



... es ist wieder Leben auf den Straßen. Mancher versucht, mit ein paar Kunststücken sich etwas dazu zu verdienen, andere hoffen einfach so auf spendable Passanten aber die Meisten sind hier eher auf der Suche, wie sie am Besten ihr Geld ausgeben können. Wie wäre es denn einmal mit Sektgläsern aus echtem Silber?



Was wohl die Frau im Rollstuhl davon halten würde?



Um diesem dekadenten Trubel zu entfliehen, bin ich kurz in die Bürgersaalkirche gegangen.



Hier liegt der 1978 selig gesprochenen Jesuitenpater Rupert Mayer begraben und es kommen täglich viele Menschen an sein Grab. Mayer trat in der Zeit des Nationalsozialismus entschieden für die Rechte der Kirche und für die Religionsfreiheit ein und nachfolgendes Gebet ist von ihm überliefert:



Herr, wie Du willst, soll mir gescheh’n,

Und wie Du willst, so will ich geh’n.

Hilf Deinen Willen nur versteh’n.


Herr, wann Du willst, dann ist es Zeit,

Und wann Du willst, bin ich bereit.

Heut und in alle Ewigkeit.


Herr, was Du willst, das nehm’ ich hin,

Und was Du willst, ist mir Gewinn.

Genug, dass ich Dein Eigen bin.


Herr, weil Du’s willst, d’rum ist es gut,

Und weil Du’s willst, d’rum hab’ ich Mut.

Mein Herz in Deinen Händen ruht.