Mittwoch, 29. April 2015

Da ist ein Mensch


Da ist ein Mensch – auf seiner Akte prankt: lebenslang.“ so lautete das Thema eines workshops bei der Fortbildung, die ich gerade in Wiesbaden besuche. Gehalten wurde er von Joe Bausch, der seit 26 Jahren im Knast als Arzt tätig ist, ein Buch mit dem Titel „Knast“ geschrieben hat und manchmal auch beim Tatort mitspielt...
Hier im Hause ist für uns ein transportabler Passionsaltar ausgestellt, den der Holzbildhauer Bernhard Apfel  hat. Er besteht aus 8 Tafeln, die immer wieder der Frage nachgehen, was der Mensch ist. Augenzwinkernd und bisweilen übertreibend gelingt es dem Künstler, den Betrachter in das Geschehen zu locken.
Die Rückseiten wurden dann mit Strafgefangenen der JVA Heidelberg gestaltet.
Ecce homo – seht den Menschen. Jesus ist wie in einer peepshow in einem roten Kasten zur Schau gestellt.
Es ist vollbracht“ sind die letzten Worte Jesu (Joh 19,30) und das heißt soviel wie, „es ist fertig“ oder „das Ziel ist erreicht“. Die Gesellschaft unter dem Kreuz sieht auch fertig aus. Depressiv und gefangen kehren sie dem Kreuz den Rücken zu.

Der Teufel, hier auch in einem kleinen Glaskasten, ist an seinem Bocksfuß erkennbar. Er könnte in seinem Anzug auch als Banker durchgehen. Die Auferstehung hat er verschlafen. Fast könnte er uns leid tun, aber die Menschen gähnen. Vielleicht ist die Botschaft der Auferstehung bei ihnen noch nicht angekommen?


Sonntag, 12. April 2015

Isfahan





Ein Höhepunkt unserer Reise war zweifellos Isfahan, die Stadt paradiesischer Gärten, herrlicher Moscheen und Paläste. Wer Isfahan betritt, wird gefangen genommen von der typisch orientalischen Atmosphäre.



Die türkisfarbenen Kuppeln und schillernden Kacheln der Moscheen und Medressen prägen das Bild der Stadt.


Die Schönheit der Stadt wurde in Persischen zu einem geflügeltem Wort: „Esfahan – nesf-e dschahan“ d.h. „Isfahan – die Hälfte der Welt“



Unser erster Stopp war bei den berühmten Brücken der Stadt.



Davon gibt es hier mehrere und im Frühjahr, wenn der Fluss auch Wasser führt, sind diese Brücken ein beliebtes Ausflugsziel (und Gott sei Dank noch nicht mit Andenkenläden oder "Freßbuden" zugestellt)


Diese Brücke hat im Volksmund den Namen 33-Bogen-Brücke bekommen.


Die alte Freitagsmoschee befindet sich auch hier im Zentrum des Bazares und wir bewundern zunächst den kreativen Umgang mit den Ziegeln in den 180 Lichtkuppeln, wo jede anders dekoriert wurde.



Die damaligen Baumeister haben es geschickt verstanden, von einem 4-eckigem Grundriss in eine runde Kuppelform zu gelangen.


Weiter ging es dann durch den Bazar, der auch einiges an Fotomotiven zu bieten hatte.



Der nächste Programmpunkt war der 40-Säulen-Palast (Tschehel Sotun-Palast im Parkgelände Khiaban-Chahar Bagh). 

Sein vorgelagertes Dach wird von 20 Säulen aus Zedernholz getragen, die sich im Wasser vor dem Palast spiegeln.


Der Palast ist ein Beispiel persischer Architektur für die gekonnte Verbindung von Außen- und Innenräumen und er diente den Sassaniden-Königen als Empfangspalast.


Am Imam-Platz (Meidan-e-Imam), der als einer der schönsten Plätze der Welt gilt und auch zum UNESCO-Weltkulturerbe gehört, hatten wir etwas Zeit für eine Mittagspause. Es war gerade Gebetszeit, so dass wir keine Moschee besuchen konnten.


Dann stiegen wir auf die Terasse des Ali-Qapu-Palastes, von wo wir eine herrliche Aussicht auf den Platz hatten.


Anschließend bestaunten wir die Scheich-Lotfallah-Moschee, die als Höhepunkt der islamischen Kachelarchitektur gilt.


Da sie keinen Hof und kein Minarett hat, wird sie auch als Frauenmoschee bezeichnet und im Inneren ihrer Kuppel entsteht der Eindruck, als wäre ein Pfau zu sehen.


Am Abend machte ich noch einmal einen kleinen Spaziergang, um mir die Brücken der Stadt bei Nacht anzusehen.

Samstag, 11. April 2015

Yazd


In Yazd besuchten wir zunächst die „Türme des Schweigens“. Diese sind die ehemaligen „Begräbnisplätze“ der Zoroastrier, die dort ihre Verstorbenen den Geiern überließen. Seit den 70er Jahren werden auch ihre Toten in der Erde bestattet, da die Vögel ab und zu Leichenteile über der Stadt verloren hatten. 






Die Türme des Schweigens sind von hohen Mauern umgeben, damit keine anderen Tiere an die Leichen herankommen und gegebenenfalls Krankheiten übertragen. Bei den Geiern ist das nicht der Fall, denn diese haben die Fähigkeit, auch alle Bakterien und Viren zu killen.




Wir blieben auf den Spuren der Zoroastrier und besuchten als nächstes einen ihrer Tempel. Hier brennt seit Jahrhunderten ein ewiges Feuer, welches die Anwesenheit Gottes symbolisiert. 



Die Zoroastrier gehen auf Zarathustra zurück, der um 630 im Iran geboren wurde. Sie beten nicht das Feuer an, sondern verehren Ahura Mazda (der hier am Eingang ihres Tempeld dargestellt ist) als guten Schöpfergott, der auch einen bösen Gegenspieler (Ariman) hat. Ihr heiliges Buch heißt Avesta und ihre Lebensphilosophie lässt sich auf den Grundsatz: „das Gute sagen, das Gute denken und das Gute tun“ reduzieren, da es darum geht, ein guter Mensch zu sein.


Die Freitagsmoschee gilt als einer der schönsten Sakralbauten Persiens und passt mit den beiden später aufgesetzten Minaretten kaum auf das Foto.
 


Sie das religiöse und politische Zentrum der Stadt und hat mehrere Eingänge, so dass die Menschen von allen Seiten nach ihrem Freitags-einkauf durch das Gelände der Moschee gehen konnten, denn hier befanden sich damals die neuesten und wichtigsten Informationen auf Schriftrollen oder -tafeln.


Beeindruckend sind die Ornamente auf ihren Fliesen des Gebäudes.



Im Eingangsbereich der Moschee befindet sich auch hier eine Kiste mit kleinen Steinen, die aus heiliger Erde gepresst sind. Die Gläubigen verwenden sie beim Gebet, wenn sie sich bis zur Erde verneigen, damit ihr Kopf nicht auf dem profanen Boden, sondern eben auf heiliger Erde landet.


Bei einem Rundgang durch die Altstadt begegnen wir immer wieder Gebäuden mit Windtürmen. Diese dienen auf einfache und geniale Weise dazu, bei dem extrem heißen Klima in den Häusern eine Luftbewegung zu erzeugen, die sowohl das Haus als auch das Wasser in den Zisternen kühlt.
 



Es geht weiter entlang der großen Salzwüste in Richtung Isfahan. 



Mittags machen wir einen Stopp in einer Karawanserei. Wir nehmen wie gewohnt unser Essen ein indem wir am Tisch sitzen. Die Einheimischen dagegen sitzen zum Essen lieber auf dem Boden.
 



Gegenüber der Karawanserei gibt es auch einen typischen Taubenturm. Die Tauben hat man nicht gezüchtet, um sie zu essen oder damit sie die Post befördern, sondern man nutzte den Taubenkot als Dünger für die leckeren Honigmelonen.
 



Auf der Weiterfahrt nach Isfahan machten wir noch einen Stopp in Naim und besichtigten die Freitagsmoschee aus dem 8.Jahrhundert. Im Inneren gibt es keine bunten Kacheln, denn diese gibt es erst seit dem 15. Jh. Hier befinden sich wunderschöne Ornamente direkt im Mauerwerk. 


Freitag, 10. April 2015

Persepolis






Im Jahre 518 v.Chr. baute Darius I. die Stadt Persepolis mit ausgedehnten Palastanlagen als Repräsentationshauptstadt der Achämeniden.



Als man vor Jahren die Überreste dieser gewaltigen Anlage entdeckte, wurde sie im
 Volksmund „Moschee der 40 Minarette“ bezeichnet, da so viele Säulen in den Himmel
 ragten. 



Um damals in die Stadt zu gelangen, mussten alle dieses gewaltige Tor passieren, welches 
daher als Tor der Nationen bezeichnet wird. Die Figuren an diesem Tor hatten die Funktion, 
alles Übel abzuwehren und von der Stadt fernzuhalten.



Jedes Jahr zum Neujahrsfest, welches hier im Frühling gefeiert wird, waren 28 Völkerschaften eingeladen, dem Herrscher ihre Tribute zu bringen. Was sie alles gebracht haben, ist heute noch auf den Reliefs der ehemaligen Palastanlage zu sehen. Die Idee der Völkerprozession, die wir später im Psalm 72 wiederfinden, stammt also schon aus der Perserzeit.


Die Könige von Tarschisch und von den Inseln bringen Geschenke, / die Könige von Saba und Seba kommen mit Gaben. Alle Könige müssen ihm huldigen, / alle Völker ihm dienen. Denn er rettet den Gebeugten, der um Hilfe schreit, / den Armen und den, der keinen Helfer hat.“ (Ps.72, 12f)





Ein paar Kilometer weiter besuchen wir in Naqsch-e-Rostam, die Nekropole Achämeniden mit den Gräbern von Darius I. und Darius II.




Dann geht es weiter nach Pasargadae, der ehemaligen Hauptstadt der Achämeniden, die von König Kyros erbaut wurde. 




Einigen Reiseteilnehmern war das Kyros-Grab bereits aus ihren Schulbüchern bekannt und für diese ging der Traum in Erfüllung, nun endlich einmal hier zu sein. 

 Unsere Fahrt ging dann weiter durch eine beeindruckende Wüsten- und Gebirgslandschaft in Richtung Isfahan.

Diese Spendenboxen sind immer wieder am Straßenrand zu finden, da es zu den religiösen Grundpflichen im Islam gehört, Almosen zu geben. (oder ins Deutsche übersetzt: Reichtum verpflichtet.)

Wie ereits gesagt, das Moped ist hier ein wichtiges Transportmittel, wir setzten unsere Reise jedoch im bequemen Reisebus fort, der uns nach mehreren Stunden zunächst bis Yazd brachte.


Am Abend erreichten wir dankbar unsere nächste Unterkunft.