Freitag, 24. Oktober 2014

Autobahnkirche Adelsried


Schon oft bin ich an den Hinweisschildern für eine Autobahnkirche vorbeigefahren, aber nur ganz selten habe ich da hineingeschaut. Meistens gilt für mich das Motto „Wenn Reisen, dann Reisen – Wenn Kirche, dann Kirche“. Dabei lohnt es sich durchaus, seine Reise für einen Moment an so einem Ort zu unterbrechen. 
 Bei der Rückfahrt von Ulm letzte Woche hielten wir an der Autobahnkirche Adelsried, um zu schauen, ob es da eine Vorabendmesse gibt. Das war zwar nicht der Fall, aber ich war überrascht über die vielen brennenden Kerzen, die mir sagten, dass doch immer wieder Menschen hier ihre Reise für einen Augenblick des Gebetes unterbrechen. 


Die Autobahnkirche "Maria Schutz der Reisenden" bei Adelsried an der Autobahn A8, einer wichtigen und viel befahrenen Verkehrsader in Europa, wurde im Jahr 1958 erbaut und ist somit die älteste Autobahnkirche in Deutschland. 


Auf der homepage der Kirche entdecke ich, dass es mehr als 50 Zeitungsartikel über dieses Gotteshaus gibt. Sie habe Überschriften wie: „Besinnung auf der großen Reise“, „Rastplatz für die Seele“, „147 000 Kerzen im Jahr“ oder „Auf die Schnelle in die Stille“ und ich erfahre weiter, dass dieser Ort sich als ein Angebot für Menschen unterwegs versteht, „die nach ein wenig Stille suchen. Sie bietet Gelegenheit zur Teilnahme an der Hl. Messe, zu stillem Gebet oder dazu, sich über das bewußt zu werden, woran man sonst auf der Überholspur vorbeifährt.“


Sonntag, 19. Oktober 2014

Ulm


Schon lange stand der „höchste Kirchturm der Welt“ auf meiner Liste, der noch zu besuchenden Orte. Gestern war ich endlich dort und bin 560 Stufen auf über 100 Meter hinaufgestiegen (die letzten 208 Stufen habe ich mir gespart, da es bei den vielen Leuten ziemlich eng war und die absolute Spitze mit 161,5 m hätte ich dann immer noch nicht erreicht). 


Aber auch von hier war ein toller Ausblick. Dass ich es dieses Jahr doch noch hierher geschafft habe, verdanke ich unserem Besuch aus Erfurt, der gern einmal hierher wollte.


Es gäbe sicherlich noch vieles über dieses Bauwerk zu berichten (was macht der Elefant auf der Kirche?), vielleicht kommt das noch als Ergänzung, denn momentan fehlt mir die Zeit- die gehört gerade den Gästen...

Sonntag, 12. Oktober 2014

Schmochtitz


Aufgrund meiner neuen Arbeitsstelle hatte ich die Freude, in der vergangenen Woche an einer Fortbildung in Schmochtitz teilzunehmen. Schmochtitz ist ein kleiner Ort (mit ca. 7 Häusern) kurz vor der polnischen Grenze, wo es jedoch ein altes Rittergut mit einer barocken Gartenanlage gibt. Das ehemalige Herrenhaus wurde nach der Wende zu einem modernen Seminargebäude umgestaltet.
In der Gegend hier sind die Ortsschilder zweisprachig, obwohl wir uns in Deutschland befinden. Das liegt daran, dass sich hier seit vielen Jahren die katholischen Sorben (Wenden) niedergelassen haben, die neben ihrer eigenen Sprache auch ihre eigene Kultur pflegen.
Im Zisterzienserinnen-Kloster St. Marienthal (in der Stadt Panschwitz-Kuckau) leben heute 17 Schwestern, die sich neben dem feierlichen Stundengebet, der Seelsorge und den Arbeiten in Haus und Garten auch der Betreuung, Ausbildung und Beschäftigung behinderter Menschen widmen. 


Die Abtei gehört zu den wenigen Ordenshäusern, die seit ihrer Gründung im Jahr 1248 ohne Unterbrechung Bestand haben. Ganz in der Nähe (bei Kleinwelkau) ist höchste Vorsicht geboten, denn hier sind die Dinos los.
Im katholischen Ort Schirgiswalde besuchte ich Martin P. (ihr wisst schon, einen ehemaligen Studienkollegen) und es war eine Freude, sich nach vielen Jahren wieder zu sehen.
Diese Wiedersehensfreude hatte ich noch einmal bei unserer Tagung, als ich zum Mittagessen ging und plötzlich und unerwartet in einer anderen Tagungsgruppe altbekannte Gesichter auftauchten: Benno S, Bosco M. und Norbert B. (ihr wisst schon, ehemalige Studienfreunde). Einen weiteren guten Studienfreund besuchte ich am 9.Oktober in Dresden und ging mit ihm an diesem Tag zu historischen Orten: 

Hier am Hauptbahnhof fuhren am 4.Okt. vor 25 Jahren Sonderzüge aus Prag mit über 7000 DDR-Flüchtlingen durch. Zirka 5000 Menschen versuchten sich Zugang zu diesen Flüchtlingszügen zu verschaffen, was die Polizei und Sicherheitskräfte mit Schlagstöcken und Wasserwerfern zu verhindern suchte. 
 Am 8.Oktober gab es hier dann 10 000 Demonstranten für politische Reformen und an diesem Abend gründete sich hier aus den Demonstranten die Gruppe der 20, die als erste oppositionelle Gruppe offiziell als Gesprächspartner der Staatsmacht akzeptiert wurde.

Am Abend des Tages besuchte ich den Gottesdienst in der Dresdner Hofkirche, wo an diese historischen Ereignisse erinnert wurde und wo ich (ihr werdet es kaum glauben, wieder einmal einen ehemaligen Studienfreund) Stephan T. getroffen habe. Am Ende des Tages stieg langsam der honiggelbe Vollmond hinter der Silhouette von Dresden in die Höhe.


Freitag, 3. Oktober 2014

Slyrs



 
Heute war ich endlich einmal wieder zu einem richtig spirituellen Ort unterwegs. ;-)  Um bis dahin zu kommen, brach ich (mit meiner Frau und zwei weiteren befreundeten Ehepaaren) in aller Frühe – kurz nach der Nacht aber bei dichtem Nebel – in Richtung Bahnhof auf. Am heutigen Feiertag waren wir auch nicht die Einzigen, die unterwegs waren und nur mit viel Mühe konnten wir mitunter noch einen Sitzplatz in den vollen Zügen ergattern. Da wir es verpassten, rechtzeitig umzusteigen, erreichten wir erst nach drei Stunden unser Ziel, den Schliersee.
Am Ufer des Sees, mit Blick auf die Berge gibt es eine kleine Whiskybrennerei, die so ein köstliches Lebenswasser herstellt, dass jeder nur eine Flasche davon zu kaufen bekommt. Doch bevor wir diese Brennerei erreichten, quälten mich meine Freunde noch 300 Höhenmeter zu Fuß (!) auf die Schliersbergalm hinauf. Hinab ging es dann auf knapp einem km Länge mit der Sommerrodelbahn.
In der Brennerei informierten wir uns nach einem kurzen Einführungsfilm über die Geschichte der Brennerei und die Herstellung von Bayrischem Single-Malt-Whisky. Dort, wo im Jahre 779 fünf Mönche ein Benediktinerkloster mit dem Namen SLYRS (= Schlieren ziehen, wie der hier in der Gegend typische grün-gelblich schimmernden Mergel) gegründet hatten, gründete Florian Stetter im Jahre 1997 die SLYRS Single Malt Whisky Destillerie.
In diesen Gärtanks, die eine Kapazität von je 5300 Litern haben, wird die Maische zunächst bei 22 grad eine Woche lang vergoren, bevor sie dann 2x destilliert wird. In die zwei Rohbrandblasen passen je 1500 Liter und nach 6 Stunden Destillation haben wir dann pro Blase 350 Liter Rohbrand mit 30 % Alkohol, der dann noch einmal destilliert wird. Die Ausbeute hier beträgt nach 8 Stunden Destillation 500 Liter Feinbrand mit 70 %.
Von dem Klassiker, einem 3-Jähriger Single Malt Jahrgangswhisky, der sich durch seinen unvergleichlich milden, holzigen, angenehm malzigen Charakter mit fruchtbetonten Aromen auszeichnet, hätte ich auch gern ein so ein Fass (mit 225 Liter) in meinem Keller und bin gern bereit, den „Angels Share“ von 4% abzugeben. Dies sind nach drei Jahren Lagerzeit 27 Liter Whisky pro Fass. (und ergibt bei den über 500 Fässern im Keller pro Jahr einen Schwund von ca. 5400 Litern Whisky mit 55 % Fassstärke, was umgerechnet 29 601 Flaschen a 0,7 ltr. mit 43 % entspricht.)