Montag, 24. März 2014

Augsburger Synagoge








Im Rahmen der Woche der Brüderlichkeit besuchte ich gestern in der Augsburger Synagoge die christlich-jüdische Gemeinschaftsfeier und das anschließende Konzert mit Nikola David. Diese Synagoge, die zwischen 1914-1917 im Jugendstiel errichtet wurde, ist eine der schönsten, die ich kenne. Sie blieb auch in der Pogromnacht am 10.11.1938 verschont, da sich gegenüber eine Tankstelle befand. Die nachfolgenden Worte von Abraham J. Heschel waren Gebet und Meditation in der Feier:




"Gott wird zu uns zurückkehren, wenn wir bereit sind, Ihn einzulassen – In unsere Banken und Fabriken, in unsere Parlamente und unsere Vereine, in unsere Gerichtssäle und Untersuchungsausschüsse, in unsere Häuser und Theater. Denn Gott ist an allen Orten und nirgendwo, der Vater aller Menschen oder keines einzigen, um alles besorgt oder um gar nichts. Nur in seiner Gegenwart lernen wir, dass der Ruhm des Menschen nicht in seinem Willen zur Macht besteht, sondern in seiner Kraft zum Mitleid. Entweder ist der Mensch das Spiegelbild seiner Gegenwart, oder er ist ein Tier.




Ist nicht das Lauschen auf den Pulsschlag des Wunders wert, dass man schweigt und aufhört, sich selbst zu bestätigen? Wir leben am Rande des Mysteriums und wollen es nicht wahrhaben, verlieren unsere Seele und gefährden unseren Anteil an der Welt Gottes."



Donnerstag, 20. März 2014

Ziehende Landschaft




als ich diese Woche mit dem Zug unterwegs war, habe ich mit meiner Kamera experimentiert und herausgekommen sind u.a. diese Bilder. Vielleicht passt nachfolgendes Gedicht von Hilde Domin dazu, welches mir gerade in den Sinn kommt:


Ziehende Landschaft
 

Man muß weggehen können
und doch sein wie ein Baum:
als bliebe die Wurzel im Boden,
als zöge die Landschaft und wir ständen fest.
Man muß den Atem anhalten,
bis der Wind nachläßt
und die fremde Luft um uns zu kreisen beginnt,
bis das Spiel von Licht und Schatten,
von Grün und Blau,
die alten Muster zeigt
und wir zuhause sind,
wo es auch sei,
und niedersitzen können und uns anlehnen,
als sei es an das Grab
unserer Mutter.   


Dienstag, 18. März 2014

Licht-Weg




Im kleinen Buchladen von St. Ottilien ist derzeit eine Ausstellung von Bildern des Malers Eberhard Münch. Sie hat den Titel „Licht-Weg; Bilder der Auferstehung“ und lädt ein, über das Geheimnis der Menschwerdung Gottes nachzudenken. Es lohnt sich, die Ausstellung zu besuchen, aber falls St. Ottilien für Euch zu weit ist, habe ich ein paar Fotos gemacht. (Die Kommentare zu den Bildern stammen vom Künstler)


Mensch
Leise tritt Gott ein 
in unsere Welt, 
beginnt in Betlehem 
der Weg 
seines Sohnes.



Spur
Nur im scheinbar 
Ereignislosen 
kann sich Großes 
entfalten.



Quelle
Wasser des Lebens 
und Zeichen 
des Neubeginns.


Licht
Wo Gottes Wort 
in die Welt kommt, 
wird sie heller.


 Kraft
Seligpreisungen: 
Jesu Botschaft; 
sanftmütig und doch 
voller Kraft.


 Liebe
„Für jetzt bleiben 
Glaube, Hoffnung, Liebe, 
diese drei; 
doch am größten 
unter ihnen ist die Liebe.“ 
(1.Kor.13,13)


Bedroht
„Von diesem Tag an 
waren sie entschlossen, 
ihn zu töten“ 
(Joh. 11,53)


 Verzweifelt
Alleingelassen 
im Garten Getsemani, 
voller Todesangst – 
und doch 
ohne zu zögern 
bereit den Weg 
zu gehen.


 Durchkreuzt
„Es war die dritte Stunde, 
als sie ihn kreuzigten“ 
(Mk. 15,25)


Gemordet
Aus.Vorbei. 
Die Stunde 
des Todes. 
Bis ans 
äußerste Ende 
gegangen – 
und doch 
nicht zuende.


Auferstanden zum Leben
„Wir wissen, dass Christus, von den Toten auferweckt, 
nicht mehr stirbt; 
der Tod hat keine Macht mehr über ihn“. (Röm.6,9)













Montag, 17. März 2014

St. Ottilien




Mein Motorrad ist aus dem Winterschlaf erwacht, und heute habe ich mit einer kleinen Tour nach St. Ottilien die Saison eröffnet.



St. Ottilien ist ein Benediktinerkloster, wo ca. 130 Mönche nach der Regel des Hl. Benedikt leben, d.h. beten und arbeiten. Daher finden wir auch eine Figur des Ordensgründers, der (am 21.März) 547 gestorben ist, direkt vor der Kirche. 


























Im Eingangsbereich der Kirche, sowohl im Inneren als auch draußen, gibt es ein paar nette Dämonen und andere Wesen, die die schwere Aufgabe haben, alles Böse abzuhalten, was in die Kirche hinein möchte: Fratzen, Fledermäuse und anderes Getier.





Die mandalaförmigen Fensterrosetten im Querhaus dagegen vermitteln etwas von der (himmlischen) Vollkomenheit. Sie sind am schönsten, wenn von außen das Licht hindurch scheint.



Das Kirchenschiff enthält im Mittelgang den Weg der Sibyllen und Propheten (auf den Bodenplatten in Messing und den Büsten aus Muschelkalk an den Wänden). 



"Der Altar steht auf einer erhöhten Vierung und ist umgeben von vier Evangelistensymbolen, vier Patriarchen und vier Büsten, die verschiedene Kontinente symbolisieren, denen das Evangelium gepredigt werden soll. Er ist nicht Ziel und Endstation unseres Weges, sondern nur Rastplatz auf unserem Pilgerweg zur Vollendung, an dem wir uns im eucharistischen Mahle stärken. Hinter Bronzegittern birgt der Altar noch die Reliquienschreine der hl. Ottilia und des koreanisches Martyrers Andreas Kim.“ (Kirchenführer)


Mittwoch, 12. März 2014

Kado – der Blumenweg




Mein Weg führte mich heute nach München zur Garten-Messe. Dort hatte ich die Gelegenheit, einige Blumengestecke des Münchner Sogetsu-Ikebana-Vereins zu bewundern. 



Ikebana (wörtlich: lebende Blume), die Kunst des Blumensteckens, heißt auch Kado – der Weg des Blumenstellens, so wie u.a. Judo der Weg des Ringens, Chado der Tee-Weg und Kyudo der Weg des Bogenschießens ist. All diese Wege sind spirituelle Übungswege zum eigenen Selbst und meist ein lebenslanger Weg.



Ikebana hat seinen historischen Ursprung im rituellen Blumenopfer in buddhistischen Tempeln im 6.Jh. und heute gibt es in Japan circa 3000 verschiedene Ikebana-Schulen. 



Die Seele des Ikebana ist die Sehnsucht nach der Schönheit des Kosmos. Die Schönheit der Zweige und Blumen lassen die Sorgen des Alltags in Vergessenheit geraten. Das Kunstwerk aus den Blumen ist vergänglich, aber die Kunst und die Übung begleiten uns ein Leben lang.



Der Mönch Joshu fragte einmal seinen Meister Nansen: „Was ist der Weg, unabhängig davon, was vor uns liegt?“ Der Meister antwortete darauf sofort: „Dein alltäglicher Geist ist der Weg.“

Dienstag, 11. März 2014

Hausheilige




Die Sonne lockte mich heute nach draußen, aber da es mir zum Motorradfahren noch zu kalt ist, habe ich nur einen Spatziergang durch das Ulrichsviertel gemacht. Hier sind mir eine ganze Menge von Heiligen begegnet, die ganz still an den Hauswänden und Erkern darauf warten, entdeckt zu werden. In Augsburg gibt es davon über 200 Figuren (alle habe ich heute nicht geschafft).




Dieser Schutzengel ist eine neuzeitliche Kopie von Ignatz Günthers berühmten Schutzengel von 1763 im Münchner Bürgersaal.




Der Hl. Ulrich, der hier in der Niesche steht,  ist eine Neuschöpfung des Bildhauers Friedrich Brenner aus den 1980-er Jahren. Und wo ein Hl. Ulrich ist, da ist auch eine Hl. Afra nicht weit. Sie war der Legende nach eine römische Militärhure, die sich dann zum Christentum bekannte und daher im Jahr 304 an einen Baum gebunden, verbrannt wurde.





Alle Figuren wollen die Häuser und deren Bewohner unter den Schutz Gottes stellen, denn  
„Wer unterm Schutz des Höchsten steht, im Schatten des Allmächtgen geht, wer auf die Hand des Vaters schaut, sich seiner Obhut anvertraut, … Denn seinen Engeln Gott befahl, zu hüten seine Wege all, dass nicht sein Fuß an einen Stein anstoße und verletzt mög sein.“  
 (vgl. Ps.91)




Montag, 10. März 2014

Fasten





Heute
verzichte ich darauf,
wichtig zu sein.

Ich setze mich
in den Schatten
und lasse geschehen.

Noch zappeln die Finger,
die Gedanken kreisen um mich
und meine Aufgaben.

Nach und nach
werden die Arme schwer,
der Atem beruhigt sich und mich.

Nur schauen. Nur sein.
Lichtflecken tanzen über das Gras,
ein Gänseblümchen zwinkert mir zu.

Kleine Meisen lernen fliegen.
Der Wind streicht mir übers Gesicht,
ein Schmetterling spürt mich auf.

Wenn ich still werde,
kommen Gott und die Welt
zu mir.
(Tina Willms)


Sonntag, 9. März 2014

camellia japonica




Es war einmal ein Mönch, der hieß Camellus und lebte vor vielen, vielen Jahren. Auf den Philippinen fand er 1639 eine Pflanze und diese trägt noch heute seinen Namen: die Kamelie. Im Jahre 1776 brachte der schwedische Botaniker Thunberg vier Kamelien von seiner Japanreise nach Europa mit und eine von denen hat es überlebt und lebt heute noch. Es ist die Kamelie, die im Jahre 1801 im Schloß Pillnitz ausgepflanzt wurde. Im Winter wurde sie zuerst mit Stroh- und Bastmatten abgedeckt, später bekam sie ein Holzhaus (welches im Winter 1905 bei -20 °C abbrannte) und später ein fahrbares Schutzhaus.



Mittlerweile hat die über 250 Jahre alte Kamelie eine Höhe von 8,90 m einen Durchmesser von 11 m  und einen Umfang von über 33 m erreicht. Von Februar bis April kann man ihre zehntausenden Blüten bewundern.



Samstag, 8. März 2014

Waldfriedhof Dresden-Bühlau





für Anke:
viel zu früh bist du von uns gegangen
wir hätten gern noch viel mit dir erlebt
jetzt gibt es auch dein grab nicht mehr
und keinen ort wo unsre trauer aufgehoben ist
um dich – denn wir vermissen dich
noch immer auch nach 20 jahren
lebst du in unsern herzen fort
doch die erinnerung an dich
wird ewig weiterleben