Donnerstag, 6. April 2017

Auf der Rast




Beim meinem Besuch in Görlitz habe ich diese Figur von Christus auf der Rast entdeckt. Sie steht in der Dreifaltigkeitskirche und zeigt Christus, wie er einen Ellbogen an den Schenkeln aufstützt und das Kinn bzw. eine Wange mit einer Hand hält. Das ist eine alte Geste der Klage (im Volksmund wird diese Darstellung auch "Zahnwehherrgott" genannt).


Für diese Darstellungen des auf einem Stein sitzenden Christus, die seit Ende des 14. Jahrhundert bekannt sind, gibt es keinen Beleg in der Heiligen Schrift. Es handelt sich vielmehr um eine verinnerlichte Frömmigkeit der damaligen Zeit, eine gefühlsbetonte Teilhabe am Leiden Christi mit dem Ziel der Nachfolge Christi. Diese "imitatio Christi" vollzieht sich durch das Mitleiden seiner Leidensgeschichte, der so genannten "compassio".



"Ich saz uf einem steine, und dahte bein mit bein, dar uf satz ich den ellenbogen, ich hete in mine hant gesmogen, daz kinne und ein min wange, do dahte ich mir vil ange, wie man zer welte solte leben." “

(Walther von der Vogelweide)


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