Für
knapp eine Woche bin ich in Friedberg (Hessen) zu einer
Weiterbildung, die mich im kommenden Jahr noch ein paar Mal hierher
führen wird. Untergebracht bin ich dabei in diesem schönen Haus auf
der Kaiserstrasse direkt neben der Burg.
Ein
paar Straßen hinter dem Haus befindet sich die Judengasse, die
darauf hinweist, dass es hier einmal eine jüdische Gemeinde gegeben
hat. Die Synagoge wurde erstmals 1241 erwähnt. In der
Reichskristallnacht 1938 wurde sie in Brand gesteckt und ein Jahr
später abgerissen.
Seit ein paar Tagen ist die ehemaligen Synagoge
an der Hauswand gegenüber wieder spiegelbildlich zu sehen. Dies ist
in einem Kunstprojekt (VerWandlung) mit Schülern der Stadt
entstanden und war mehr als nur eine Wandgestaltung, denn es trägt
auf zeitgemäße Art zur Erinnerung und Mahnung an die Opfer des
Pogroms bei.
Das
Haus in der Judengasse 20 ist ein neugotisches Gebäude aus dem Jahre
1903 und von außen kann man ihm nicht ansehen, dass sich hier im
Hinterhaus der Zugang zu einer Mikwe befindet, die ihresgleichen
sucht. Es ist die größte Anlage in der Reihe mittelalterlicher
Monumentalmikwen.
72 Stufen führen in eine Tiefe von ca. 25 Metern
hinab zum frischen Grundwasser um dort baden zu können.
Vorgeschrieben war ein rituelles Tauchbad für Frauen vor der
Hochzeit, nach der Geburt und nach jeder Menstruation. Für Männer
war es vor dem Schabbat und vor Feiertagen empfohlen.
Rituelle
Reinheit konnte durch vollständiges Untertauchen in einer Mikwe
erlangt werden. Um dies zu ermöglichen wurde diese Anlage mit
Säulen, verzierten Kapitellen und Halbbögen in der Mitte des 13.
Jahrhunderts geschaffen.
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