Ich
habe es mal wieder geschafft, meine Eltern in Radeberg mit dem Motorrad zu
besuchen.
Die Hinfahrt war in zwei Etappen, da ich bei Wolfgang in
Pegnitz übernachten konnte. In der Stadt Pegnitz entspringt der
gleichnamige Fluss in einer kleinen Karstquelle.
Die Tour bis dahin war sehr entspannt und führte mich über den Poppberg und durch Tabernackel.
Am
nächsten Tag ging es dann durchs Erzgebirge durch Gottesberg
und
anschließend wieder durch den Geburtsort des ersten Deutschen
Kosmonauten Siegmund Jähn.
Als ich vor 2 Jahren durch den Ort fuhr,
hatte er noch gelebt.
Kurz nach dem Schwippbogen in Johanngeorgenstadt wunderte ich mich über die vielen Verkäufer und Buden am Straßenrand, die mir unmissverständlich klar machten, dass ich mich plötzlich nicht mehr in Deutschland, sondern in Tschechien befand.
Okay, dachte ich mir, probieren wir es aus, eine Erste-Hilfe-Tasche und einen Satz Ersatzsicherungen, die hier auch für Motorradfahrer vorgeschrieben sind, hatte ich dabei. Die Landschaft war wunderschön, allerdings hatte ich zunächst überhaupt keine Ahnung, wo ich mich überhaupt befand. Die Karte auf meinem Tankrucksack hatte ich schon umgeblättert und die Verkehrsschilder halfen mir auch nicht weiter.
Da ich nun schon mal im Ausland gelandet war, traute ich mich nun, auch weiter durch die Tschechei zu fahren. Die Herausforderung bestand allerdings weniger darin, dass ich diese Sprache weder verstehe noch spreche, sondern dass es anfing zu regnen und dass Straße einmal plötzlich autobahnmäßig ausgebaut war (da dürfen Motorräder auch ohne Vigniette fahren) und dann auf einmal an einer Ampel oder im Kreisverkehr endete. Dass ich wieder über eine Grenze gefahren bin, habe ich nur daran gemerkt, dass die Geschwindigkeit auf der Autobahn auf 60 km/h reduziert wurde und mir 2 Zöllner hinterherschauten als ich im Regen an ihnen vorbeifuhr. Gegen 18:00 Uhr erreichte ich mein Ziel und blieb drei Tage bei meinen Eltern.
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Auf
dem Rückweg nach Augsburg machte ich nach ca. 200 km Stopp am Tannbach der durch Mödlareuth
fließt.
Eine Mauer hatte damals nicht nur das kleine Dörfchen hier, sondern ganz Deutschland 28 Jahre lang in Ost und West getrennt und jetzt ist diese Mauer schon mehr als 30 Jahre verschwunden. Den ganzen Museumskomplex anzuschauen hatte ich nicht die Zeit, da noch 300 km vor mir lagen, aber ich nahm mir die Zeit, im Schatten dieser ehemaligen Mauer auf einer Bank zu sitzen, meine belegten Brote zu essen und über die Absurdität dieser Mauer nachzudenken, bevor es wieder nach Hause ging.
PS. Der Johannistag war der Tag 100 der Coronakrise, weltweit ist die Zahl der Infektionen auf 10 Millionen gestiegen und es gibt eine halbe Million Tote.