Der Intercity Zug IC 2440 braucht momentan für die Strecke von Dresden nach Leipzig zwei Stunden. Zwei Stunden durch das Hinterland, da bei Riesa eine Baustelle ist. So lerne ich auch mein alte Heimat ein wenig kennen. Es geht über Doberlug-Kirchhain vorbei an Bad Liebenwerda, wo ich zu Armeezeiten den Schießplatz kennenlernen durfte, und dann bei Torgau wieder über die Elbe.
Ab und zu hält der Zug, aber nur auf freiem Felde; einen planmäßigen Stopp zum Ein- und Aussteigen gibt es nicht. Ich sehe, wie ein Fuchs übers Feld läuft und ich bin bereits Lieblingsgast der Bahn.
Irgendwann erreichen wir Leipzig.
Dann geht es wieder „normal“ weiter: 39 Minuten braucht der Zug von Leipzig bis Erfurt (150 km) und knapp 3 Stunden von Erfurt nach Augsburg (400 km). Im Zug habe ich genügend Zeit, in Ruhe noch einmal die vergangenen Tage Revue passieren lassen: Kurzentschlossen sind wir mit dem Zug zu Freunden nach Erfurt gefahren. Eine Rückfahrkarte hatten wir noch nicht. Das war die erste (göttliche?) Fügung, denn als ich am nächsten Tag mit meiner Mutter telefonierte, stellte es sich heraus, dass es gut wäre, auch meinen Eltern einen Besuch abzustatten.
So ging meine Reise dann weiter nach Radeberg, während Moni wieder nach Augsburg zurück gefahren ist. Die zweite Fügung war, dass ich dabei sein konnte, als der Pflegedienst seinen Kontrollbesuch machte, nachdem er seinen ursprünglichen Termin verschoben hatte.
Erleichtert und froh waren meine Eltern über meinen Besuch und so sitze ich 3 Tage später wieder im Urlaubsmodus im Zug, der mich zurück nach Augsburg bringt. Mit 250 km/h geht es durch den Thüringer Wald und als wir zwischen den einzelnen Tunneln kurzzeitig auftauchen, bin ich überrascht, dass die Landschaft draußen plötzlich für kurze Zeit weiß verschneit ist. Die Zeiten zum Umsteigen nutze ich, um die Bahnhöfe zu erkunden. Im Bahnhof Dresden-Neustadt entdecke ich neben dem großen Porzellan-Wandbild mit der Darstellung von Sehenswürdigkeiten im Dresdner Raum auch eine Gedenktafel, welche an die Deportation von unzähligen Juden mit der Bahn erinnert.
(Das ist übrigens ein Grund, warum in Israel zunächst das Busnetz anstelle der Bahn ausgebaut worden ist. Erst seit kurzem werden in Israel auch Strecken für die Bahn gebaut.) Acht Stunden, nachdem ich die Wohnung meiner Eltern verlassen habe, bin ich wieder glücklich daheim in meinen eigenen vier Wänden.
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