Blicken wir auf die Westfassade, dann sind noch gut die romanischen Elemente der ersten überlieferte Stephanskirche von 1137 zu erkennen. Wer genau hinschaut, findet auch einen überdimensionalen Penis aus Stein und auf der anderen Seite das entsprechende Pendant.
Möglicherweise handelt es sich um sogenannte Spolien aus der Römerzeit, die ein Hinweis darauf sind, dass an dieser Stelle ein altes Fruchtbarkeitsheiligtum existiert hat. Oder die Genitalien sind einfach ein Zeichen dafür, dass die Sexualität eine große Macht in unserem Leben hat. Die Experten rätseln noch.
Unser Rundgang führt uns zunächst nach vorn in den gotischen Chorraum.
Von hier geht der Blick zurück zur Westempore und der Orgel. Das farbenprächtigen Buntglasfenster zeigt auf blauem Grund ein rot leuchtendes Kreuz und darüber sonnenartige Strahlen.
Auf dem gotischen Flügelaltar von 1447 sind Szenen aus dem Leben Marias dargestellt. Die Darstellung der Entschlafung von Maria zeigt wie sie bei ihrem Tod zusammensackt und über ihrem Kopf ein neues, gekröntes Haupt in den Himmel aufsteigt.
Das monumentale Grabmal von Kaiser Friedrich III. ist aus aus rotem Marmor. Seit 1513 befindet sich sein Leichnam unter der tonnenschweren Deckplatte, auf dessen Oberseite sein Abbild eingemeißelt ist. Der Kaiser wollte wohl nichts dem Zufall überlassen und gab dieses besondere Grab bereits dreißig Jahre vor seinem Tod in Auftrag.
Unter dem Stephansdom kann man das Gruseln lernen – oder besiegen: Hier wurden während der Pest tausende Tote gelagert – deren gestapelte Gebeine kann man heute noch „bewundern“.
Das Dach ist mit rund 230.000 Dachziegeln bedeckt. Jeder dieser Ziegel wiegt 2,5 kg.
Von der Dachrinne schauen wir zusammen mit den Wasserspeiern nach unten.
Der Dachstuhl ist eine rund 600 Tonnen schwere Stahlkonstruktion, die den alten Holz-Dachstuhl aus dem 15. Jahrhundert ersetzte, der 1945 zur Gänze abgebrannt war.
Die Kanzel ist aus Kalksandstein gefertigt. Ihr Rankenwerk und die Figuren sind äußerst zart ausgeführt und haben hohen künstlerischen Rang.Vierzehn Stufen führen auf die Kanzel hinauf. Am steinernen Handlauf erkennt man Kröten, die einander folgen, entgegenkriechen, weiter oben auch Eidechsen, Panzerechsen und Schlangen. Hier wird der Kampf des Guten mit dem Bösen symbolisiert. Oben am Eingang zur Kanzel wacht ein Hündchen, welches das emporkriechende Böse als treuer Wächter nicht einlässt.
Im Sockel hat sich der Meister selbst verewigt, wie er sein Fenster öffnet und aus seinem Werk herausblickt: der Fenstergucker.
Die Kanzel ist der Ort der Verkündigung des Gotteswortes sie ist sozusagen eine Predigt in Stein: Der Sockel mit sechseckigem Kern, mit Aposteln und Heiligen gleichsam als Basis, trägt Fuß und Kanzelkorb, wie eine Blüte aus Stein, mit den Bildern der vier lateinischen Kirchenväter, die gleichzeitig die vier Temperamente und die vier Lebensalter symbolisieren.
Links im Bild Hieronymus mit Kardinalshut und einem Buch (als Choleriker) und rechts der heiligen Ambrosius mit Mitra und Buch (als Sanguiniker).
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen