Dienstag, 23. Mai 2017

Altarbild in Langeoog




In der evangelischen Kirche auf der Insel Langeoog gibt es seit der Renovierung 1989 ein Altarbild, dass zu einer kleinen Berühmtheit geworden ist, bei dem man aber duchaus geteilter Meinung sein kann.

Das Bild hat keinen Titel und stammt von Hermann Buß, der mit seinen Bildern zu den Vertretern der „Neuen Sachlichkeit“ gehört. Er selbst äußert sich folgendermaßen zu seinem Werk: „Bilder sollen helfen, Fragen an sich zuzulassen. Sie sollen nicht die Vorstellungskraft und Interpretationsfähigkeit des Betrachters ersetzen, sondern diese in Gang setzen. Wer in der Lage ist, ohne Skrupel die Katastrophe der Kreuzigung unseres Religionsstifters als Kirchenbild zu ertragen, sollte auch „Kreuze der Gegenwart“ an einem solchen Ort ertragen können. Unsere Religion lehrt, dass aus dem scheinbar Trostlosen Hoffnung erwächst... Wird das Bild nur als trostlos empfunden, so verwechselt man den Inhalt mit der Botschaft.“




Der Kirchenführer gibt uns folgende Informationen zu dem Altarbild: „Die realistische Darstellung verweist auf vertraute Erfahrungshorizonte und die metapherreichen Elemente Schiff, Meer, Himmel und Tisch bieten sich für vielfältige Interpretationsmuster an.

Das Schiff in der Bildmitte ist stark zur Seite geneigt und offenbar in schlechtem Zustand. Es wirkt zerbeult, vom Rost zerfressen und siet aus, als sei es aufgelaufen oder gestrandet. Es liegt auf einer grünen Fläche, die selbst aussieht, als sei sie das Deck eines größeren Schiffes auf dem Menschen stehen. Diese Menschen warten gelassen auf etwas und nehmen von dem gestrandeten Schiff nur beiläufig Notiz.




Im Vordergrund des Bildes steht ein Tisch, der mit einem hellen Tischtuch bedeckt ist. Die Bügelfalten teilen es in 12 Karrees ein. Die 7 Stühle um den Tisch sind abgerückt und stehen kreuz und quer, als wären die Menschen von dort hastig aufgebrochen. Über zwei der Stuhllehnen hängen noch Mäntel.

Am rechten Bildrand erkennt man die Hände eines Menschen, der offenbar als einziger geblieben ist – und vielleicht darauf wartet, dass die Menschen wieder an den Tisch zurückfinden, den man als Verlängerung des realen Altares deuten könnte.




Das aufgewühlte Meer im Hintergrund, die überwiegend grauen Wolken, und das matte Grün des Untergrundes erzeugen eine düstere, fast bedrohliche Stimmung. Einzig der kreuzförmige Mast des Schiffesscheint das Dunkel zu lichten, wie die Sonne den Morgennebel frisst. Dieser aufreißende Himmel bildet die Lichtquelle des Bildes. Seine Leuchtkraft findet einen Widerschein in dem strahlenden Weiß des Tischtuches.“ 

 

1 Kommentar:

  1. Wir müssen in Religion einen inneren Monolog aus der Sicht einer Person auf diesem Bild schreiben.
    Wie soll man das machen?

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