Freitag, 27. Oktober 2017

Israel 17.-26. Oktober

 
Dienstag 17.10.
Nachdem wir in Tel Aviv gelandet sind, bringt uns der Zug vom Flughafen nach Bet Schemesch. Es gibt leider keinen Sitzplatz mehr, und so bleiben wir im letzten Abteil des Zuges, wo Platz für Fahrräder und Koffer ist, stehen. Es ist bereits 18:00 Uhr und auf einmal beginnt ein Mann im Abteil zunächst leise murmelnd sein Abendgebet zu verrichten. Sein Gebetbuch hat er dabei und seine Kleidung verrät seine Religion. Es dauert nun nicht lange und er bekommt Gesellschaft, der Wagen füllt sich und plötzlich stehen ca. 15 Männer im Abteil, die gemeinsam lautstark ihr Gebet verrichten. Dabei schauen sie alle in die gleiche Richtung zur Wand und bewegen ihren Körper rhythmisch zum Gebet, wie es der Brauch ist. Nach ungefähr fünf Minuten löst sich die Gruppe wieder auf und jeder geht an seinen Platz zurück.



Mittwoch 18. 10.
Mit Anette fahren wir nach Jerusalem. Während sie ins Büro muss, haben wir ein paar Stunden Zeit, in Ruhe durch die Stadt zu bummeln. Wir haben kein Ziel und lassen uns überraschen, wo uns unsere Füße hintragen. Vorbei am Jaffa-Tor gehen wir zur Dormitio. Dort treffen wir Emil, der lange Zeit in der Erlöserkirche gearbeitet hat. Nach dem Mittagsgebet trinken wir noch eine Tasse heiße Schokolade, bevor wir weiterziehen. 

 
Unsere Füße führen uns durch das Zionstor und diesmal auf der Altstadtmauer hinab zur Kotel (Klagemauer). Wir finden zwei freie Plastikstühle im Schatten mit Blick auf den Platz, so können wir in Ruhe das Treiben vor der Mauer beobachten. Später gehe ich zur Mauer, der ich alle (mir aufgetragenen und eigenen) Wünsche, Hoffungen und Gebete anvertraue.


Dann geht es weiter durch den arabischen Teil der Altstadt. Auf dem Weg trinke ich einen frisch gepressten Granatapfelsaft (für 10 NIS = 2,50 €).
Auf der Via Dolorosa schauen wir uns diesmal die armenische Kirche an der 4. Station an, An der 6. Station wollen wir Sr. Roos besuchen, die aber diesmal nicht da ist und als wir weitergehen, sehe ich, dass die Tür zur kleinen Kapelle an der 7. Station geöffnet ist. So können wir einen kurzen Blick hineinwerfen, was nur selten möglich ist.


Als nächstes trinken wir einen Tee bei Nadar, dem Händler, den wir seit Jahren regelmäßig besuchen und der sich freut, uns wiederzusehen. Er freut sich natürlich noch mehr, dass wir bei einkaufen, diesmal sind es Ohrringe für meine Mutter, die demnächst ihren 75. Geburtstag feiert.


Dann geht es zurück zu Anette, die uns am Abend ins Theater zu einer Aufführung des Jerusalemer Symphonieorchesters mitnimmt. Dort erfahre ich, was „Chuzpe“ bedeutet: Da die es vergünstigte Restkarten waren, hatten wir leider getrennt Plätze. Monika war zwei Reihen hinter mir und so wartete ich am Rand, um ggf. mit jemanden meine Karte zu tauschen, damit wir zusammen sitzen können. Plötzlich saß eine ältere Frau auf meinem Platz und als ich sie daraufhin ansprach, sagte sie (auf hebräisch aber mit russischen Akzent) dass sie das wüsste, aber von hier nicht mehr weggeht. Der Platz gefällt ihr, da er am Rand und gleich am Ausgang war. Na, toll. Ich versuchte es noch zwei Mal und unterdessen mischten sich auch die Nachbarn schin mit ein, aber ich bekam immer die gleiche Antwort und sie hielt mir ihre Karten zum Tausch hin. Die waren für die erste Reihe – klar, wer will schon in der ersten Reihe sitzen, zumal wenn die noch tiefer liegt als die Bühne.
Eine Platzanweiserin konnte sie dann doch dazu bewegen, sich auf einen anderen Platz als dem meinen niederzulasse. Das Gute an diesem Zwischenfall war, das der Mann neben Monika fragte, was denn da los war und dann gern freiwillig mit mir tauschte so dass wir zwei Plätze nebeneinander hatten.


Donnerstag 19.10.
Anette hat heute wieder normal Dienst in Tel Aviv und so fahren wir gemeinsam mit ihr zunächst mit dem Auto nach Bet Schemesch und dann mit dem Zug in die Stadt, die niemals schläft. Zu Fuß bummeln wir zur Dizengoff-Straße, die früher einmal das Herz der Stadt war, und erfreuen uns an den vielen schönen Häusern im Bauhaus-Stil. Es ist laut, als wir am Dizengoff-Platz einen Kaffee trinken, denn hier wird gebaut. Der Springbrunnen, ein Wahrzeichen von Tel Aviv und in jedem Reiseführere zu finden, ist verschwunden.


Er ist momentan in seine Einzelteile zerlegt und in Kisten verpackt. Der berühmte Brunnen des Künstlers Yaacov Agam wird restauriert und wieder ebenerdig angelegt, nachdem er jahrzehntelang auf einem Plateau oberhalb der Straße gestanden hatte.
Es ist heiß, der Hamsin kündigt sich an, denn die Luft ist trocken und sandig, hier am Meer ist es noch einigermaßen auszuhalten. Mein Hemd ist schon wieder durchgeschwitzt.
Wir fahren relativ zeitig wieder zurück, gehen eikaufen, kochen gemeinsam und verbringen einen schönen Abend.


Freitag, 20.10.
Frühstück, Transfer zum Busbahnhof, um 14:00 Uhr geht der Bus Nr. 444 nach Eilat. Tickets haben wir bereits online gekauft und mit der Registriernummer und unserer Pass-Nr. 12345678 bekommen wir die Tickets am Automaten ausgedruckt. (70,- NIS wie im vergangenem Jahr, entsprechen diesmal 15,- €) Pünktlich um 2 startet der Bus. Es geht non stop durch Jerusalem, die erste Haltestelle ist die Adumim-Kreuzung, dann geht es weiter hinab zum Toten Meer, vorbei an Qumran und Mazada, nach 2 ½ Stunden Fahrt durch die Wüste eine kurze Pause und nach 4 Stunden steigen wir an der Straßenkreuzung zum Kibbutz Samar aus.
Es ist noch heiß, die Sonne, die die ganze Zeit auf den Bus heruntergebrezelt hat, geht langsam unter und wir werden bereits von Dafna mit dem Auto erwartet.


 Es ist schön, sich nach über einem Jahr wiederzusehen. Wir essen gemeinsam im Speisesaal des Kibbutz (Jeder nimmt sich was und wieviel er möchte) dann ist noch etwas Zeit zum Duschen und um 21:30 Uhr fahren wir zur Dattelplantage, wo wir mit Dafna bis zum nächsten Morgen um 6:00 Uhr Wache halten. (Nicht nur uns schmecken die leckeren Madjule-Datteln) Wir trinken Tee, sortieren Datteln, entstengeln getrocknete Teepflanzen und fahren hin und wieder eine Runde um die Plantage. Es sind schon einige Bäume die hier wachsen, ich erfahre, welche Sorten von Datteln es gibt und dass man von einer Palme über 100 kg Datteln pro Jahr ernten kann. 



 Dann mach ich mich noch etwas mehr mit meinem Fotapparat vertraut und knipse ein paar Bilder vom Sternhimmel, der hier jede Nacht gigantisch zu sehen ist, denn Wolken gibt es keine und auch kein steuendes Licht von Großstädten in der Nähe.


Samstag 21.10.
Der Tag ist kurz, wir schlafen bis 14:00 Uhr, helfen noch bei der Arbeit im Kibbutz und zum Sonnenuntergang machen wir ein Picknick auf der großen Sanddüne.



Sonntag 22.10.
6:30 Uhr klingelt der Wecker. Wieso eigentlich so früh? War nicht 7:00 Uhr ausgemacht? Nun gut, dann mache ich halt ein paar Fotos vom Sonnenaufgang über den Bergen von Jordanien, während Monika schon mal das Zimmer in den Ausgangszustand versetzt. 



Für den heutigen Tag steht Autofahren auf dem Programm, und zwar einmal durch das ganze Land vom Süden bis in den Norden zum Kibbutz Sasa, wo Dafnas Eltern wohnen. 
 Lange Zeit fahren wir durch die Wüste. In En Gedi machen wir einen kurzen Stopp zum Picknick im Schatten einer Akazie. Dann geht es weiter am Toten Meer entlang und ich bin entsetzt, wie weit sich das Tote Meer zurückgezogen hat, denn es sinkt jedes Jahr um ca. ½ Meter. Dafna zeigt uns eine alte Markierung, wo das Wasser vor 100 Jahren gestanden hat. Das wäre oberhalb der jetzigen Straße gewesen – unglaublich, wenn ich sehe, wie weit es jetzt unterhalb der Straße ist.


Der nächste Stop ist an der Lido-Kreuzung, die eigentlich nur eine Kurfe ist, denn die Straße, die da einbiegt, geht bereits ins Grenzgebiet zu Jordanien. Fährt man trotzdem ein paar Meter hinein, kommt man zu diesen baulichen Überresten, die eigentlich eine schöne Gaststätte mit einem noch schöneren Ausblick hätten werden sollen. Aber politisch heikle Lage ließ dies nicht zu. Schade.


Dann ging es weiter durch das Jordantal hinauf zum See Genezareth. Ein kurzer Stop in Kursi (= Gerasa, Ihr wisst schon, da wo die Schweine ins Wasser gewandert sind) ;-) 30 Minuten haben wir noch um die Überreste der alten byzantinischen Kirche anzuschauen, denn um 17:00 Uhr wird hier dicht gemacht. 


Weiter geht es um den See herum, wir wollen unserer alten Wirkungsstätte in Tabgha einen Besuch abstatten, aber auch dort ist das Tor bereits zu, um sich vor Touristen zu schützen. Daher fahren wir weiter hinauf zum Berg der Seligpreisungen, halten -wieder nur kurz- an der „neuen“, vom Papst im Jahr 2000 eingeweihten Pilgerstätte des Neo-Katechumenalen Weges an.

  Anschließend darf Monika weiterfahren. Beim Losfahren hat sie im Rückwärtsgang erst mal ein Verkehrsschild umgenietet – das hat aber keiner gemerkt und ich konnte es leider auch nicht sehen, da sie mit ihrem Arm den Bildschirm der Rückfahrkamera verdeckt hatte. Es blieb bei dem einen Schild. ;-)



Montag 23.10.
Den Tag verbringen wir im Kibbutz Sasa. Im Speisesaal gibt es Frühstück und später Mittag (hier wird unterdessen quittiert, wer was und wann ißt). Wir pflücken Oliven und lernen noch ein wenig das hiesige Kibbutzleben kennen, bevor uns Dafna nach Naharia bringt. Von dort geht es mit dem Zug am Mittelmeer zurück. Unterwegs versinkt die glutrote Sonne im Mittelmeer. In Tel Aviv steigen wir um und treffen Anette wieder. Im Zug nach Bet Schemesch wird der letzte Waggon wieder zur fahrenden Synagoge. Für mich wird es dadurch für kurze zeit bequemer, da mein jüdischer Sitznachbar alles stehen und liegen lässt und zum beten nach hinten geht. Ab und zu dringt das laute Gemurmel bis zu meinem Platz.


Dienstag, 24.10.
Ausschlafen, Frühstücken, Einkaufen in Jerusalem. Anette braucht Katzenfutter und eine neue Brille (das Leben ist wie eine Brille – man macht viel durch). Wir bummeln noch durch einen Second-Hand-Laden und ich mache noch Fotos von allen Anzeigen und Schildern, damit ich daheim fleißig weiter Hebräisch üben kann. Wir fahren zurück, noch eine Runde durchs Dorf bzw. die Stadt und sind entsetzt über die riesigen Baustellen der neuen Wohnhäuser.



Anschließend montieren wir die neue Brille und dazu gleich noch einen Spülkasten (liebevoll „Niagara“ genannt) was wir anschließend mit einem Festessen feiern. (Dazu gibt es Injera, welches Anette aus Teff gebacken hat. Das hat drei Tage gedauert und sieht aus wie Elefantenohren. Ihr wisst nicht was das ist? Dann fragt doch mal Siri oder Alexa.)


Mittwoch 25.10.
Es gibt eine alternative Möglichkeit nach Jerusalem zu gelangen, die aber selten genutzt wird, da sie etwas länger dauert: Es ist der Zug, der sich von Bet Schemesch durch das Sork-Tal in ca. 40 Miuten hinauf nach Jerusalem schlängelt. Die Bahnstrecke von Tel Aviv nach Jerusalem entstand unter osmanischer Herrschaft und wurde 1892 eröffnet. Damit ist sie die älteste Bahnstrecke Israels und generell im Nahen Osten. Seit 2005 fahren hier wieder Züge, nachdem die Strecke 1998 stillgelegt worden war. 

 
Der Zug hält in Jerusalem zuerst am Biblischen Zoo und da sind wir dann auch ausgestiegen und haben den Tag dort verbracht. Der Zoo ist durchaus sehenswert, er ist sehr liebevoll gestaltet und es gibt bei manchen Tieren auch Verweise auf die bilbische Erwähnung, wie könnte es auch anders sein bei einem Zoo im Heiligen Land. Und natürlich darf dann auch eine Arche Noah nicht fehlen. Neben den vielen lebenden Tieren (Zoo heißt in der Übersetzung aus dem Hebräischen „Garten der Lebendigen“) sind auch noch andere Tiere sehenswert. Gestaltet hat sie Niki de Saint Phalle.


Der Rückweg vom Zoo gestaltet sich etwass schwieriger. Der Bus Nr. 33 brachte uns zum Herzelberg und dort konnten wir in die Straßenbahn einsteigen, die seit 2011 durch Jerusalem fährt.
Am Abend war Tag der offenen Tür im Goete-Institut.


Donnerstag, 26.10.
mit dem Auto zum Zug – in Tel Aviv treffen wir uns noch mit Dina, dann zum Flughafen und um 17:45 Uhr starten wir zurück nach Deutschlandmit ein paar Kilo Datteln im Gepäck und jeder Menge schöner Urlaubserinnerungen.

Montag, 16. Oktober 2017

ver Apple t


Seit etwas mehr als zwei Jahre besitze ich ein iPad von Apple. Ausschlaggebend für diese Anschaffung war, dass ich auf diesem Gerät ein Wörterbuch in Hebräisch als Anwendung (zu Neudeutsch: App.) installieren konnte. Diese Anwendung war auch nicht umsonst. Nun ist es Apple doch tatsächlich gelungen, auch auf mein iPad die neueste Software für ihr Betriebssystem aufzuspielen, obwohl ich immer versucht habe, alle upgrades zu verhindern: Auch die frohe Verheißung: „bitte code eingeben, damit ihr Gerät heute nacht ein neues update bekommt“ konnte ich lange erfolgreich verhindern, aber vor ein paar Tagen ist es passiert: Meine Frau fragte mich irgendwann: „Du, Michael, das iPad will den code neu haben“ Na ja, und plötzlich war alles anders. Was das Teil alles kann, ist und wird mir sowieso ein Geheimnis bleiben. Die Programmierer sind da sehr erfinderisch und probieren stets neue Spielchen für die entdeckungsfreudige Jugend von Heute, um die Bedienung immer wieder zu verkomplizieren: mit einem Finger von unten nach oben streichen, mit zwei Fingern auseinanderziehen, mit drei Fingern durchs Gehäuse bohren... Ich bin gespannt, was noch alles kommt. (Als LINUX-Anwender ist mir so etwas völlig fremd, da funktioniert das Betriebssystem bedienerfreundlich und unaufgeregt unkompliziert) Jetzt soll ich mich also mit iOS 11 anfreunden. Würde ich vielleicht sogar noch, aber der Höhepunkt schlechthin ist, dass nun mein Hebräisch-Wörterbuch nicht mehr funktioniert: Es erscheint der Hinweis: „Der Entwickler muss diese App aktualisieren, damit sie mit iOS 11 funktioniert“ Das wars dann auch schon. Toll – morgen geht mein Flieger nach Israel. Im Apple-store, zu dem ich noch schnell gefahren bin, habe ich dann erfahren, dass ein downgrade, also die Wiederherstellung des alten Betriebssystems, nur für relativ kurze Zeit nach der Einführung des neuen Systems möglich ist, und diese Zeitspanne ist bereits vorbei.
Vielleicht werde ich mir den Wetterbericht in Zukunft wieder im Fernsehen anschauen, dann kann ich mich von diesem nun unnützen Teil wieder trennen. Bestimmt freut sich jemand darüber.
Und auf die Reise morgen werde ich mein kleines Vokabelheft mitnehmen. 

PS. eine Woche nach unserem Urlaub habe ich eine neue Version von diesem Wörterbuch im App-Store gefunden und neu installieren können...

Dienstag, 3. Oktober 2017

Kloster Beuerberg

Zu den drei Fragen, die auch der liebe Gott nicht beantworten kann, gehört die Frage, wieviele Frauenorden es wohl gibt. (die beiden anderen Fragen lauten: „Was predigen die Jesuiten am kommenden Sonntag?“ und „Wie reich sind die Franziskaner?“) ;-) 


 Ein ehemaliges Frauenkloster, in welchem vom Jahr 1846 bis zum Jahr 2014 Salesianerinnen lebten, ist das Kloster Beuerberg, welches im Rahmen einer Ausstellung unter dem Thema „Sehnsuchtsort Kloster“ zum zweiten Mal besichtigt werden konnte. Die erste Ausstellung im vergangenem Jahr war ein Erfolg, denn sie wurde von über 50 000 Menschen besucht und ich hatte Gelegenheit, die zweite Ausstellung, die einen Blick in die verborgene Welt dieses strengen Klausurklosters ermöglichte, am letzten Tag zu sehen.


Der Blick in eine Klosterzelle macht neugierig auf die Frage, warum so ein Kloster für einige Frauen der damaligen Zeit ein Ort der Sehnsucht war. (Meine Klienten, die derzeit auch in Zellen leben, würden dies niemals freiwillg tun.)


 
Der Orden von der Heimsuchung Mariens (lat.: Ordo Visitatio Mariae, Ordenskürzel: OVM), dessen Mitglieder im deutschen Sprachraum auch unter dem Namen Salesianerinnen oder Visitantinnen bekannt sind, wurde im Jahr 1610 vom heiligen Franz von Sales und der heiligen Johanna Franziska von Chantal gegründet. Der Name Orden von der Heimsuchung Mariens rührt von dem im Lukasevangelium beschriebenen Besuch der mit Jesus Christus schwangeren Gottesmutter bei ihrer Cousine Elisabeth her. Das Zentrum der salesianischen Ordensmystik war die Verehrung des Herzens Jesus Christi.



Die neuzeitliche Herz-Jesu-Verehrung geht auf die Visionen der Salesianerin Margareta M. Alacoque zurück. Sie lebte von 1647- 1690 und ihre Berichte über die Erscheinungen Christi begründeten den modernen Herz-Jesu-Kult, der heute etwas befremdlich wirkt. 

 
Auch die Darstellung des verwundeten Herzens Jesu mit Liebesflammen und Dornenkrone geht auf Margaratas Visionen zurück, die in Burgund als Tochter einer wohlhabenden Notarsfamilie geboren wurde, aber nach dem frühen Tod des Vaters eine lieblose Jugendzeit erlebte. Nach langen inneren Kämpfen trat sie in ein Salesianerinnenkloster ein, fand aber auch dort nicht die ersehnte Geborgenheit.
 


Als Ordensschwester erschien ihr nun Christus, der ihr sein blutendes, liebendes Herz offenbarte. Diese Offenbarungen stießen zunächst auf Unverständnis und ihre Visionen wurden erst kurz vor ihrem Tod anerkannt.
Die neue Herz-Jesu-Verehrung wurde zur bevorzugten Andacht der Salesianerinnen und lange vor ihrer Heiligsprechung im Jahr 1920 wurde sie innerhalb des Ordens als „heilige Schwester“ verehrt.


Im Garten des ehemaligen Klosters gibt es jetzt einen Pavillon, in dem verschiedene Ausstellungen zu sehen sind. Unter dem Titel "HINGABE" werden derzeit getöpferte Gefäße der südkoreanischen Künstlerin Young-Jae Lee gezeigt, die geprägt sind von Einfachheit und ästhetischer Qualität.
 

Die sieben großen Spindelvasen symbolisieren durch ihre klare Form die Ideale des Neokonfuzianismus: Reinheit und charakterliche Unbescholtenheit. Damit schließt sich wieder der Kreis zum Ordensgründer Franz von Sales, der sagte: 
 "Unsere Vollkommenheit besteht darin, unsere Unvollkommenheit zu ertragen"