Dienstag, 3. Oktober 2017

Kloster Beuerberg

Zu den drei Fragen, die auch der liebe Gott nicht beantworten kann, gehört die Frage, wieviele Frauenorden es wohl gibt. (die beiden anderen Fragen lauten: „Was predigen die Jesuiten am kommenden Sonntag?“ und „Wie reich sind die Franziskaner?“) ;-) 


 Ein ehemaliges Frauenkloster, in welchem vom Jahr 1846 bis zum Jahr 2014 Salesianerinnen lebten, ist das Kloster Beuerberg, welches im Rahmen einer Ausstellung unter dem Thema „Sehnsuchtsort Kloster“ zum zweiten Mal besichtigt werden konnte. Die erste Ausstellung im vergangenem Jahr war ein Erfolg, denn sie wurde von über 50 000 Menschen besucht und ich hatte Gelegenheit, die zweite Ausstellung, die einen Blick in die verborgene Welt dieses strengen Klausurklosters ermöglichte, am letzten Tag zu sehen.


Der Blick in eine Klosterzelle macht neugierig auf die Frage, warum so ein Kloster für einige Frauen der damaligen Zeit ein Ort der Sehnsucht war. (Meine Klienten, die derzeit auch in Zellen leben, würden dies niemals freiwillg tun.)


 
Der Orden von der Heimsuchung Mariens (lat.: Ordo Visitatio Mariae, Ordenskürzel: OVM), dessen Mitglieder im deutschen Sprachraum auch unter dem Namen Salesianerinnen oder Visitantinnen bekannt sind, wurde im Jahr 1610 vom heiligen Franz von Sales und der heiligen Johanna Franziska von Chantal gegründet. Der Name Orden von der Heimsuchung Mariens rührt von dem im Lukasevangelium beschriebenen Besuch der mit Jesus Christus schwangeren Gottesmutter bei ihrer Cousine Elisabeth her. Das Zentrum der salesianischen Ordensmystik war die Verehrung des Herzens Jesus Christi.



Die neuzeitliche Herz-Jesu-Verehrung geht auf die Visionen der Salesianerin Margareta M. Alacoque zurück. Sie lebte von 1647- 1690 und ihre Berichte über die Erscheinungen Christi begründeten den modernen Herz-Jesu-Kult, der heute etwas befremdlich wirkt. 

 
Auch die Darstellung des verwundeten Herzens Jesu mit Liebesflammen und Dornenkrone geht auf Margaratas Visionen zurück, die in Burgund als Tochter einer wohlhabenden Notarsfamilie geboren wurde, aber nach dem frühen Tod des Vaters eine lieblose Jugendzeit erlebte. Nach langen inneren Kämpfen trat sie in ein Salesianerinnenkloster ein, fand aber auch dort nicht die ersehnte Geborgenheit.
 


Als Ordensschwester erschien ihr nun Christus, der ihr sein blutendes, liebendes Herz offenbarte. Diese Offenbarungen stießen zunächst auf Unverständnis und ihre Visionen wurden erst kurz vor ihrem Tod anerkannt.
Die neue Herz-Jesu-Verehrung wurde zur bevorzugten Andacht der Salesianerinnen und lange vor ihrer Heiligsprechung im Jahr 1920 wurde sie innerhalb des Ordens als „heilige Schwester“ verehrt.


Im Garten des ehemaligen Klosters gibt es jetzt einen Pavillon, in dem verschiedene Ausstellungen zu sehen sind. Unter dem Titel "HINGABE" werden derzeit getöpferte Gefäße der südkoreanischen Künstlerin Young-Jae Lee gezeigt, die geprägt sind von Einfachheit und ästhetischer Qualität.
 

Die sieben großen Spindelvasen symbolisieren durch ihre klare Form die Ideale des Neokonfuzianismus: Reinheit und charakterliche Unbescholtenheit. Damit schließt sich wieder der Kreis zum Ordensgründer Franz von Sales, der sagte: 
 "Unsere Vollkommenheit besteht darin, unsere Unvollkommenheit zu ertragen"

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