Samstag, 25. August 2018

Erfurt





Vom 22.-24. August war ich in mal wieder Erfurt, in der Stadt, wo ich vor Jahren studiert habe. Es war eine Reise zu Freunden und es war eine Reise in meine Vergangenheit.




Wenn man in Erfurt aus dem Bahnhof kommt, dann ist folgender Satz auf dem gegenüberliegenden Hotel nicht zu übersehen: „Willy Brandt ans Fenster“. Es war der Ruf der Menschenmenge hier auf dem Bahnhofsvorplatz am 19.3.1970 als der Bundeskanzler zu einem Treffen mit dem DDR-Ministerpräsidenten Willi Stoph hierher angereist war. Die jubelnden Menschenmassen im Osten erhofften sich damals eine Verbesserung ihrer Lebenssituation von dem Gast aus dem Westen.




Die Hoffnung war berechtigt, denn die Situation in der ehemaligen DDR war gelinde gesagt, verbesserungswürdig. Wer mit dem System nicht konform war, konnte sich ziemlich schnell „zur Klärung eines Sachverhaltes“ im hiesigen Stasi-Gefängnis wiederfinden, welches jetzt als Gedenkstätte zu besichtigen ist.
 



 Das MfS, d.h. das Ministerium für Staatssicherheit war Geheimpolizei und Untersuchungsorgan für Strafsachen und beschäftigte bis zu 270 000 Mitarbeiter in diesem riesigen Überwachungsapparat.



  Das Dokumentationszentrum in Erfurt in der Andreasstraße, wo das Ministerium für Staatssicherheit der DDR damals eine Untersuchungshaftanstalt betrieb ist beeindruckend und sehenswert. Mehr als 5.000 Menschen wurden hier inhaftiert, weil sie sich dem kommunistischen Regime widersetzt hatten.


 Ich hatte damals Glück und bin noch einmal glimpflich mit einer Belehrung zu den §§ 106, 220 und 272 des StGB der DDR davongekommen, wie in meiner Stasi-Akte nachzulesen ist. (Unter dem Vorwurf der „staatsfeindlichen Hetze“ §106 wurden viele Oppositionelle der DDR verhaftet, insbesondere weil die Formulierungen des Paragraphen so offen gestaltet waren, dass beinahe jede kritische Äußerung unter Bezug auf diesen Artikel geahndet werden konnte. Der Paragraf 106 des Strafgesetzbuchs von 1986 bestraft „staatsfeindliche Hetze“ mit einem Freiheitsentzug zwischen zwei und zehn Jahren. / Staatsverleumdung (§ 220): In der DDR wird mit einer Haftstrafe von bis zu zwei Jahren bedroht, wer sich öffentlich verächtlich über staatliche Funktionäre oder Institutionen äußert. Bereits ein Witz oder eine herabsetzende Bemerkung über einen ehrenamtlichen Funktionär sind strafbar.)
 



Vergangene Woche hatte ich mir bereits das Stasi-Gefängnis in Dresden auf der Bautzner Straße angeschaut. In der Zeit von 1954 bis 1989 haben hier ca. 14 000 Menschen eingesessen, die mit der Idee des Arbeiter- und Bauernstaates nicht übereinstimmten. 



Wer Glück hatte, wurde durch die Bundesrepublik freigekauft. Von 1963 – 1989 waren das 33 862 politische Häftlinge. Die DDR erhielt im Gegenzug für jeden Häftling Warenlieferungen im Wert von 40 000 D-Mark. Die psychischen Folgen jedes einzelnen Inhaftierten lassen sich jedoch  nicht in Geldsummen aufwiegen. Gut, dass die friedliche Revolution dem vor 28 Jahren (das ist genau so lange wie die Mauer stand) ein Ende gemacht hat.




Der eigentliche Grund meines Besuches in Erfurt war "Carmen". Es war das dritte Mal, dass ich zu den Domstufenfestspielen gefahren bin und dieses Jahr stand die Oper von Georges Bizet auf dem Programm. Die Aufführungen vor der Kulisse des Domberges ist immer wieder beeindruckend.




Da Carmen eine Zigeunerin ist, und somit aus einfachen Verhältnissen kommt, wurde ihr Umfeld in Form eines Schrottplatzes auf die Domstufen geholt. 
 



Meine Frau war diesmal nicht dabei, sondern war gerade auf einer Reise durch Brasilien. Daher traf ich mich mit meiner Mutter in Erfurt, die viel Freude am Besuch der Oper sowie der Thüringer Landeshauptstadt hatte. 

 

Samstag, 18. August 2018

on the road



Es gibt noch Tankstellen, die nicht mit der elektronischen Kasse verbunden sind, sondern wo der Betrag noch an der Zapfsäule abgelesen werden muss. Entdeckt habe ich sie irgendwo im Nichts im Fichtelgebirge, auf meiner Tour von Augsburg bis Radeberg. Es war Zeit, endlich mal wieder bei meinen Eltern und meinem Bruder mit Familie vorbeizuschauen, die sich über ein Wiedersehen gefreut haben.


Auf dem Hinweg habe ich mich unterwegs entschlossen, die Strecke durchzufahren, da der Wetterbericht für den nächsten Tag Regen angesagt hatte. Also bin ich an einem Tag über 500 km gefahren, wobei das Thermometer zeitweise 39 gad anzeigte. Eine Temperatur, die mich durchaus zum Schwitzen gebracht hat. So musste ich stündlich anhalten, um meinen eigenen Flüssigkeitshaushalt aufzutanken.


Für den Rückweg habe ich mir dann doch etwas mehr Zeit gelassen. An einem Tag ging es 380 km auf kleinen unbefahrenen Straßen durch das verschlafene Erzgebirge bis zu Wolfgang, einem Studienfreund, der schon auf mich wartete und am nächsten Tag dann gemütlich die restlichen 210 km bis Augsburg. 


Über den Hefekloß bin ich schon vor 4 Jahren einmal gefahren, ebenso durch das weltbekannte Dörfchen Morgenröthe-Rautenkranz. 




Mittwoch, 15. August 2018

Findlingspark Nochten



Im trostlosen Braunkohle-Tagebau-Abbaugebiet bei Nochten, direkt neben dem Kraftwerk Boxberg mit seinen rauchenden Kühltürmen, gibt es seit 15 Jahren einen sehenswerten Findlingspark.


Vor 35 Jahren war ich das letzte Mal hier in Nochten. Das war während meines Grundwehrdienstes bei der „Nationalen Volksarmee“, die hier den 1945 durch die Rote Armee errichteten Panzerschießplatz als Truppenübungsplatz nutzte. (Heute wird die Anlage von der Bundeswehr weiter genutzt.) Die Erinnerungen an die Schießübungen von damals sind verblasst und ich freue mich, dass es nun in dieser Einöde sogar blühende Landschaften gibt.


Der Lausitzer Findlingspark ist Europas größter Steingarten und wurde im Jahr 2003 eröffnet. Er hat sein Vorbild in asiatischen Steingärten, die es hier eher selten gibt.


Stein des Anstoßes“ für die Entstehung dieser malerisch gestalteten Gartenwelt, waren die Findlinge hier im Braunkohlentagebau. Jetzt sind in diesem Landschaftspark auf ca. 20 ha über 7000 Findlinge gut arrangiert und dazwischen gibt es eine passende und beeindruckende Pflanzenvielfalt.