Sonntag, 31. Dezember 2023

Jahresrückblick 2023

 


Liebe Freunde und Bekannte,


das Jahr 2023 ist gleich vorbei und ich bin auch dieses Jahr wieder erschrocken, dass es so schnell ging. Was hat es gebracht? Was ist alles passiert? Eine ganze Menge oder vielleicht war es einfach auch zu viel …


Ich schaue an die aufgereihten Weihnachtskarten, die wir bekommen haben und ich glaube, es sind dieses Jahr wieder weniger geworden. Wer schreibt heute noch Karten oder Briefe in Zeiten von Massenger-diensten, die uns aktuell im Sekundentakt auf dem Laufenden halten? Wie gut, dass der WhatsApp-Status nach 24 Stunden verschwindet, so erhalten die Karten und Briefe eben doch wieder ihren Wert. Danke an alle, die uns geschrieben haben und uns ein Stück aus Ihrem persönlichen Leben mitgeteilt haben. So will ich es jetzt auch – in aller Kürze – tun.



Soll ich das vergangene Jahr chronologisch betrachten, oder damit beginnen, was mich am Meisten bewegt? Die Nachrichten gehen an mir nicht spurlos vorbei, aber ich will nicht lange Klagen, sondern kurz ein Paar Ereignisse des vergangenen Jahres benennen, die nicht spurlos an uns vorübergegangen sind:


- Da wäre als erstes der Nah-Ost-Konflikt, der mich sprachlos macht. Gleichzeitig lenkt er meine Gedanken auf eine wunderbare Reise, die wir mit zwei befreundeten Ehepaaren im Mai dieses Jahres dahin gemacht haben: Mit zwei Mietwagen ging es vom See Genezareth bis in die Wüste durch das Heilige Land. Es war eine schöne Zeit.


- Anfang Dezember hat mein Vater seinen 90. Geburtstag gefeiert. Und wir mit ihm, wenn auch nur im kleinen Kreis. Genau 14 Tage später ist er aufgrund seiner fortschreitenden Demenz ins Krankenhaus gekommen. Für mich ein Grund, schnell noch einmal die 500 km zu meiner Mutter zu fahren, um sie in den Arm zu nehmen …


- Gott sei Dank fährt unser alter Toyota Prius noch. Immerhin ist er in diesem Jahr volljährig geworden und nähert sich der 300 000 km-Marke. Ende November hatte ich für eine Joggerin gebremst, die im Dunkeln bei Regen noch über die Kreuzung gerannt ist, was einen lauten Knall durch einen Auffahrunfall auf unser Auto zur Folge hatte. Die Frau lief erst einmal locker weiter und ich bekam später die Nachricht vom Gutachter, der uns einen wirtschaftlichen Totalschaden attestierte, so dass sich reparieren nicht mehr lohnen würde. (Aber man darf ja wohl noch anderer Meinung sein. :-) Die Werkstatt bei mir im Knast hat mir den Schaden provisorisch gerichtet und auf das Geld von der Versicherung warte ich immer noch.)


- Die Zustände im Gefängnis vor unserer Haustür haben sich seit Jahresbeginn, seitdem wir eine neue stellv. Leitung haben, unglaublich verändert. Da es kaum jemand melden kann, will oder darf, herrschen dort menschenverachtende Bedingungen und die Religionsfreiheit wird mit Füßen getreten. Gefangene haben nun einmal keine Lobby und ich wage trotzdem zu behaupten, dass es Menschen sind und sogar morgen unsere Nachbarn sein könnten. - Ich bin froh, nur zu 50 % in diesem Irrenhaus zu arbeiten und die anderen 50 % in einem ehemaligen Kloster, wo es zumindest gute Versuche gibt, die Gefangenen auf ein zukünftiges Leben ohne Straftaten vorzubereiten.



Und jetzt ein paar schöne Nachrichten:

- Vor zwei Monaten waren wir unterwegs zu den Polarlichtern. Per Schiff ging es an der Küste Norwegens hurtig über den Polarkreis hinaus, am Nordkap vorbei bis nach Kirkenes und wieder zurück. Die schönste Seereise der Welt. Wir können es bestätigen und werden diese Reise sicher noch einmal wiederholen, um die Mitternachtssonne zu erleben.


- Seit ein paar Jahren sind wir jedes Jahr im Sommer drei Tage zu den Domstufenfestspielen in Erfurt. Vergangenes Jahr haben wir uns vor der wunderbaren Kulisse des Domberges „Fausts Verdammnis“ von Hector Berlioz gesehen und wir freuen uns schon auf „Anatevka“ im kommenden Jahr.


Und was hat sich noch ereignet?

- Ich blättere in meinem Kalender und entdecke, dass Monika im Januar einen Bandscheibenvorfall hatte und dann ab Mitte März fünf Wochen auf Reha in Bad Gögging war. Dort hätte man sie beinahe gleich wieder nach Hause geschickt, als sie sich mit Corona infizierte. Ja, das gab es zu Beginn des Jahres noch.


- Last but not least geht mit dem Jahr 2023 auch unser erstes Gartenjahr zu Ende. Wir hatten Glück und nach einer relativ kurzen Wartezeit sind wir glückliche Pächter eines Kleingartens direkt vor unserer Haustüre. Monika ist die „Auberginenkönigin“ :-)

Im Frühjahr hat sie ein Samentütchen geöffnet und war erstaunt, dass sich darin nur 6 kleine Samen befanden. Fünf davon sind auch aufgegangen und so hatten wir fünf Auberingenpflanzen in unserem Gewächshaus. Von diesen konnten wir insgesamt 17 kg Auberginen (30 Früchte) ernten. Das lag sicher am Mist, den uns ein guter Freund geliefert hat.

Also: Jeder Mist ist am Ende irgendwie doch zu etwas Gutem notwendig gewesen.


So danken wir Gott für das vergangene Jahr und legen auch das Neue Jahr in seine Hand:

Vertraue dem HERRN deine Pläne an, er wird dir Gelingen schenken.“ (Sprüche 16,3)


Wir wünschen Euch Gottes Segen für 2023 und freuen uns, von Euch zu hören oder Euch zu sehen.


Monika & Michael


 

Sonntag, 16. Juli 2023

Fausts Verdammnis

 


In Erfurt ist der Teufel los! Fausts Verdammnis, das klingt nicht gerade nach einem Happy End. Aber wo die Hölle ist, ist auch ein Himmel. Gott und Teufel, Gut und Böse, das sind zwar Gegensatzpaare, die für uns heute nach einem ziemlich einfach gestrickten Weltbild klingen. Doch sind es nicht gerade solche Gegensätze, die uns bewegen und anregen?




Der Faust-Stoff war schon lange vor Goethes Drama populär – nicht nur als Tragödie sondern auch als Puppenspiel und damit keineswegs zwingend spaßfrei.“ (aus dem Programmheft)



Hektor Berlioz (1803-1869) hat das Werk verfasst und nennt es selbst eine dramatische Legende. Die Erfurter Inszenierung auf den Domstufen ist eine spektakuläre und sehenswerte theatralische Umsetzung dieses Werkes.




Sonntag, 2. Juli 2023

Stephansdom

 


Blicken wir auf die Westfassade, dann sind noch gut die romanischen Elemente der ersten überlieferte Stephanskirche von 1137 zu erkennen. Wer genau hinschaut, findet auch einen überdimensionalen Penis aus Stein und auf der anderen Seite das entsprechende Pendant. 

 


Möglicherweise handelt es sich um sogenannte Spolien aus der Römerzeit, die ein Hinweis darauf sind, dass an dieser Stelle ein altes Fruchtbarkeitsheiligtum existiert hat. Oder die Genitalien sind einfach ein Zeichen dafür, dass die Sexualität eine große Macht in unserem Leben hat. Die Experten rätseln noch. 

 



Unser Rundgang führt uns zunächst nach vorn in den gotischen Chorraum.

 



Von hier geht der Blick zurück zur Westempore und der Orgel. Das farbenprächtigen Buntglasfenster zeigt auf blauem Grund ein rot leuchtendes Kreuz und darüber sonnenartige Strahlen.

 



Auf dem gotischen Flügelaltar von 1447 sind Szenen aus dem Leben Marias dargestellt. Die Darstellung der Entschlafung von Maria zeigt wie sie bei ihrem Tod zusammensackt und über ihrem Kopf ein neues, gekröntes Haupt in den Himmel aufsteigt.

 



Das monumentale Grabmal von Kaiser Friedrich III. ist aus aus rotem Marmor. Seit 1513 befindet sich sein Leichnam unter der tonnenschweren Deckplatte, auf dessen Oberseite sein Abbild eingemeißelt ist. Der Kaiser wollte wohl nichts dem Zufall überlassen und gab dieses besondere Grab bereits dreißig Jahre vor seinem Tod in Auftrag. 

 



Unter dem Stephansdom kann man das Gruseln lernen – oder besiegen: Hier wurden während der Pest tausende Tote gelagert – deren gestapelte Gebeine kann man heute noch „bewundern“. 

 



Das Dach ist mit rund 230.000 Dachziegeln bedeckt. Jeder dieser Ziegel wiegt 2,5 kg. 

 



Von der Dachrinne schauen wir zusammen mit den Wasserspeiern nach unten.

 



Der Dachstuhl ist eine rund 600 Tonnen schwere Stahlkonstruktion, die den alten Holz-Dachstuhl aus dem 15. Jahrhundert ersetzte, der 1945 zur Gänze abgebrannt war.

 



Die Kanzel ist aus Kalksandstein gefertigt. Ihr Rankenwerk und die Figuren sind äußerst zart ausgeführt und haben hohen künstlerischen Rang.Vierzehn Stufen führen auf die Kanzel hinauf. Am steinernen Handlauf erkennt man Kröten, die einander folgen, entgegenkriechen, weiter oben auch Eidechsen, Panzerechsen und Schlangen. Hier wird der Kampf des Guten mit dem Bösen symbolisiert. Oben am Eingang zur Kanzel wacht ein Hündchen, welches das emporkriechende Böse als treuer Wächter nicht einlässt.

 



Im Sockel hat sich der Meister selbst verewigt, wie er sein Fenster öffnet und aus seinem Werk herausblickt: der Fenstergucker. 

 



Die Kanzel ist der Ort der Verkündigung des Gotteswortes sie ist sozusagen eine Predigt in Stein: Der Sockel mit sechseckigem Kern, mit Aposteln und Heiligen gleichsam als Basis, trägt Fuß und Kanzelkorb, wie eine Blüte aus Stein, mit den Bildern der vier lateinischen Kirchenväter, die gleichzeitig die vier Temperamente und die vier Lebensalter symbolisieren. 

 


 

Links im Bild Hieronymus mit Kardinalshut und einem Buch (als Choleriker) und rechts der heiligen Ambrosius mit Mitra und Buch (als Sanguiniker).



" Es lebe der Zentralfriedhof

 


und alle seine Toten“ so singt Wolfgang Ambros seit 1975 zum 100. Geburtstag des Friedhofs. Darin heißt es weiter:

Es lebe der Zentralfriedhof
und seine Jubilare.
Sie lieg’n und verfäul’n scho durt
Seit über hundert Jahren.
Draußt is kalt und drunt is warm
nur manchmal a bissl feucht;
wenn ma so drunt liegt, freut ma sich

wenns Grablaternderl leucht.“


Den Wienern sagt man ein eigenes Verhältnis zum Tod nach und so nehme ich euch mit zu einem kurzen Rundgang über den Wiener Zentralfriedhof.



Der Friedhof zählt mit rund 330.000 Grabstellen zu den größten Friedhöfen Europas. 

 


Wir finden hier über 350 Ehrengräber von prominenten Verstorbenen wie Johann Strauß, Johannes Brahms, Ludwig van Beethoven, …



Der Flügel auf dem Grab von Udo Jürgens ist aus Marmor.

 



Das mit Abstand meistbesuchte Grab ist das des 1998 verstorbenen Popstars Falco, das sich zu einer regelrechten Pilgerstätte für Falco-Fans entwickelt hat.




 

Franz West war einer der bedeutendsten zeitgenössischen bildenden Künstlern Österreichs.

 


Eine besondere Atmosphäre herrscht im Hain der Ruhe und der Kraft wo es zwei Steinkreise gibt. 

 

Hier steht auch ein "Briefkasten" für die Verstorbenen. "Was ich dir noch sagen wollte  ... "

 


In der islamischen Abteilung haben mich die Stühle neben den Gräbern beeindruckt. Wenn ich jemanden besuche, dann bringe ich auch Zeit mit.

 


Dann wäre da noch der Buddhistische Friedhof.

 



Auf dem alten Jüdischen Friedhof ist man in die Vergangenheit zurück versetzt. Die Gräber sind verwildert, da fast keine Angehörigen den Holocaust überlebt haben.

 


Es gibt auch einen ziemlich großen Babyfriedhof, auf dem die Babys ruhen, die viel zu kurz bei uns waren.

 



Es lebe der Zentralfriedhof und olle seine Toten
Der Eintritt is für Lebende heit ausnahmslos verboten
Weü da Tod a Fest heit gibt die gonze lange Nocht
Und von die Gäst ka anziger a Eintrittskort′n braucht“





 


Freitag, 30. Juni 2023

Endstation

 


Anlässlich der Alpenländischen Konferenz in Wien vom 26.-30.Juni 2023 mit meinen Kollegen aus der Gefängnisseelsorge besuchte ich zwei Friedhöfe. Der erste ist ein Geheimtipp, auf den ich in einer TV-Sendung aufmerksam wurde. Es handelt sich dabei um den Friedhof der Namenlosen. 


 

Der Friedhof befindet sich beim Alberner Hafen und dort sind 478 unbekannte Tote begraben. Diese wurden im Zeitraum von 1840 bis 1940 durch einen Wasserstrudel im Hafenbereich von der Donau mit anderem Treibgut angeschwemmt. Von vielen weiß man weder den Namen, noch wie sie gestorben sind. Bei anderen wurde die Identität nachträglich geklärt.

 


Auf dem Schild an einem Kreuz steht folgender Spruch zu lesen:


Wenn Ruh‘ und Frieden Ihr gesucht,

Ihr arggequälten Herzen,

Fern von der Welt, die Euch nun sucht

Hier gibt es keine Schmerzen.

 



Fehlt auch moderner Gräbertand,

Nennt Euch kein Kreuz mit Namen,

Ihr ruhet hier in Gottes Hand,

In seinem Frieden Amen.

 



Und kommt es einst zum Wiederseh‘n,

Geniesst die Ruh‘ indessen,

Der einstens ruft das „Aufersteh‘n“

Wird Euer nicht vergessen.“

 


 


Tief im Schatten alter Rüstern

starren Kreuze hier am düstern Uferrand

aber keine Epitaphe,

sage uns wer unten schlafe,

kühl im Sand.

Alle die sich hier gesellen,

trieb Verzweiflung in der Wellen

kalten Schoß.

Drum die Kreuze die da ragen,

wie das Kreuz das sie getragen,

Namenlos“


(Graf Wickenburg)




Sonntag, 11. Juni 2023

Vorarlberg 8.-11.Juni


Mit dem Motorrad ging es endlich mal wieder ein paar Tage in die Berge.

Für drei Nächte war das Hotel Walliserhof im Brandnertal unsere Unterkunft. Von hier starteten wir am nächsten Tag zu einer wunderschönen Tour durch die Schweiz, von der es leider keine Fotos gibt, da ich diesmal mit einer Gruppe unterwegs war, die für Fotostopps keinen Sinn hatte. 

 


Vom zweiten Tag gibt es ein paar Bilder am Silvretta Stausee.


Die Mautstraße kostet pro Motorrad 14,50 Euro und führt 22,3 km von von der Mautstation in 34 Kehren über die auf 2.032 m hoch gelegene Bielerhöhe

 


Bei der Heimreise am 4.Tag ging es zunächst hinauf über den 1773 m hohen Flexenpass in die Stadt Lech und dann den gleichnamigen Fluss entlang abwärts bis nach Augsburg (am Lech).


Montag, 29. Mai 2023

Erfurt

 22.5. - 26.5. Arbeitsgemeinschaft der Gefängnisseelsorger im Jugendvollzug

Sonntag, 28. Mai 2023

Israel


Seit Jahren fragen uns immer wieder Freude, ob wir sie einmal mit nach Israel nehmen. Daher suchten wir gemeinsam zuvor vier schöne Ferienwohnungen aus, und am 8. Mai starteten wir für 10 Tage ins Heilige Land.



Die erste Nacht verbrachten wir in Tel Aviv bevor es am nächsten Tag mit zwei Mietautos weiter in den Norden ging. In Caesarea machten wir einen kurzen Stopp am Mittelmeer um uns vom chaotischen Straßenverkehr zu erholen. 

 


Anschließend erkundeten wir in Akko die Altstadt aus der Kreuzfahrerzeit, die sehenswerte Moschee und natürlich den Bazar.

 


In Tiberias hatten wir eine Unterkunft mit einem Pool auf der Dachterasse im 11. Stock, wo wir uns jeden Abend zum Tagesabschluss auf ein kühles Getränk im warmen Wasser trafen.


 

Das alte Pilgerhaus in Tabgha war vor vielen Jahren für ein knappes Jahr unser Zuhause. 

 


Und hier, in Dalmanuta am See Genezareth hatten wir 1995 geheiratet.

 



Am Eingang von Karpharnaum liegt seit 2014 der „heimatlose Jesus“ eine Bronzestatue des kanadischen Bildhauers Timothy Schmalz.

"Amen, ich sage euch: Was ihr für einen meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr mir getan." (Mt 25,40)

 


Den rosaroten Panzer haben wir auf den Golanhöhen entdeckt.

 


Dann ging es für drei Tage ab in den Süden. Durch den Jordangraben bis zum Toten Meer, bei dem der Wasserspiegel jedes Jahr einen Meter sinkt.



Wüste so weit das Auge blickt, fasziniert zwar mich immer wieder, ist aber doch nicht jedermanns Sache.

 


Also ging es zurück nach Jerusalem.

 


Ich liebe armenische Töpferware 

 


und: "I love Jerusalem"


 

PS.:  Schön war es. 

und nächstes Jahr hoffentlich wieder in Jerusalem.