Sonntag, 24. Februar 2019

auf dem Nil bis Minja




Nach den anstrengenden beiden ersten Tagen sind wir nun zwei Tage nur auf dem Nil unterwegs. Die Schiffe hier dürfen immer nur tagsüber fahren und auch sie werden von Polizeibooten begleitet. Zusätzlich ist natürlich auch immer ein Polizist an Bord. Manchmal auch mehrere, das weiß ich nicht genau aber einmal merke ich, dass plötzlich ein kleines Schlauchboot an unserem Schiff festmacht und zwei Männer einsteigen.



Wir legen früh am morgen, zwischen 4 und 5 Uhr ab und sind dann erst am späten Nachmittag an unserem Tagesziel. Nach ca. 120 km haben wir die Stadt Beni Suef erreicht. 
Nach dem Abendessen gab es die Möglichkeit zu einem halbstündigen Ausflug auf der Nilpromenade. Auch dieser war nur mit Polizeischutz möglich und so habe ich gern darauf verzichtet. Unsere Tischnachbarin sagte, dass ich wohl nichts verpasst habe und sie hatte das Gefühl, dass auf drei Touristen ein Polizist kam.



Auch am folgenden Tag legen wir am frühen Morgen in der Dunkelheit ab und gleiten dann gemütlich den Nil stromaufwärts.
Die Menschen am Ufer laufen zusammen, wenn unser Schiff vorbeikommt und winken als wollten sie sagen, wie gut, dass ihr Touristen hier ins Land kommt, sonst ginge es uns hier noch schlechter. 


Der Tourismus ist eine Haupteinnahmequelle, denn Ägypten ist weder ein Agrarland, noch ein Industrieland. Als es von Nasser regiert wurde, hat man den Bauern ein wenig Land geschenkt, was diese an ihre (nicht wenigen) Kinder weitergeben. Es muss nun immer mehr Menschen ernähren und so wird die Lebensgrundlage für diese Bauern immer geringer. Ägypten selbst ist auf Getreideimporte angewiesen.


Es sind fast keine Schiffe unterwegs und es gibt auch keine gekennzeichnete Fahrtrinne. Unser Kapitän kennt die Strecke gut. Um so ein Schiff zu steuern, muss er über 20 Jahre Erfahrung haben. Trotzdem laufen wir immer wieder einmal kurz auf Grund, da der Nil z.Z wenig Wasser hat. Was wird wohl passieren, wenn der Staudamm fertig ist, der momentan in Äthiopien gebaut wird?



Die Landschaft, die an uns vorbeizieht, ist momentan eher unspektakulär. Felder, Bananenplantagen, Wiesen. Darauf hin und wieder ein paar Bauern mit ihren Kühen. Uns begegnen nur wenige Menschen, für die der Höhepunkt des Tages darin zu bestehen scheint, dass unser Schiff vorbeizieht. Kinder, die dann laut pfeifen, um sich bemerkbar zu machen und dann fröhlich winken. 


Alle 100 Meter tuckert eine kleine Pumpe, die Wasser aus dem Nil auf die Felder pumpt. So erreichen wir ganz entspannt am Abend die Stadt El Minia.


Auch hier gibt es wieder die Möglichkeit zu einem gemeinsamen Abendspaziergang durch die Stadt und den Markt.
Diesmal bin ich dabei und es ist erschreckend und skurril. Ich habe das Gefühl, im falschen Film zu sein: Die Straßen werden für uns gesperrt, wir werden von Polizisten begleitet und an der Spitze des Zuges läuft das Militär mit dem Gewehr im Anschlag. 

 
Zurück auf dem Schiff verdaue ich das Geschehen erst einmal bei einem Whisky.

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