Endlich Urlaub. :-)
Wir haben eine Nilkreuzfahrt gebucht und fahren vom 19.2.-8.3. durch Ägypten.
Als
wir in den Flieger von EgytAir steigen, sehe ich, dass für alle
sichtbar im Eingangsbereich des Flugzeuges ein Koran angebracht ist
und bevor wir abheben, ertönt es aus den Lautsprechern auch das
„bismilla al rachman al rachim ... “ also „Im Namen Gottes des
Gnädigen und Barmherzigen ... „Welche Sure dann folgt oder ob es
ein Reisegebet ist, weiß ich leider nicht, da hier bereits meine
Arabisch-kenntnisse enden. Aber ich weiß, dass ich im Namen Gottes
auf dieser Reise unterwegs sein werde.
Der
Flug führt uns über die schneebedecken Alpen und nach ca. vier
Stunden landen wir in Kairo.
Kairo ist eine Stadt mit mindestens 17 Millionen Einwohnern. Der Smog und die Lautstärke war, als wir hier ankamen, doch nicht so schlimm, wie ich befürchtet hatte (wahrscheinlich bin ich durch Kathmandu unterdessen schlimmeres gewöhnt).
Es war bereits dunkel, als wir landeten und nachdem wir auf dem Schiff angekommen waren, gab es noch einen kleinen Snack und dann war der Tag vorbei.
1.
Tag: Pyramiden – ägypt.Museum
Der
erste Tag unserer Reise stand im Zeichen der Pyramiden. Vormittags
ging es nach Gizeh und am Nachmittag ins Ägyptische Museum. Da unser
Schiff recht weit vom Stadtzentrum festgemacht hat, brauchten wir für
die Strecken jeweils mindestens eine Stunde.
Der
ägyptische Verkehr ist gewöhnungsbedürftig und obwohl die Straßen
mitunter 4-spurig ausgebaut sind oder auf Brücken nach oben
verlagert wurden, sind sie meist hoffnungslos verstopft. Ägypter
kommen da aber trotzdem irgendwie durch. Und wenn alles steht, ist
das eine gute Gelegenheit für die Straßenverkäufer, ein paar
Taschentücher o.ä. an den Mann zu bringen.
An
den Pyramiden angekommen hieß es plötzlich, „nur das Wichtigste
und keinen Rucksack, mitnehmen, sonst dauert es an den
Sicherheitskontrollen zu lange.“ o.k. schnell umdisponiert, den
Fotoapparat in die Weste gesteckt und los geht es. Als wir die
Sicherheitsschleuse passiert und die mitgenommenen Taschen
durchleuchtet sind, steigen wir etwas weiter wieder in unseren Bus
ein.
Wir
fahren nicht mit der Kutsche und nehmen auch kein Kamel, sondern
unser Bus bringt uns bis zum Fuß der Pyramide. Jetzt kann ich beim
Aussteigen auch meinen Rucksack mitnehmen. (natürlich mit dem
Unterschied, dass ich mich jetzt total sicher fühle).
Ich
hatte vergessen zu erwähnen, dass hier vom Staat ziemlich viel für
die Sicherheit der Touristen getan wird. Es gibt vornehm gekleidete
Ägypter, die dürfen mit uns im Bus mitreisen. Manchen von ihnen hat
man auch ein Funkgerät gegeben. Und dann braucht es noch weitere
Menschen, die immer mal wieder die Nummer von unserem Bus
aufschreiben und andere, die uns in einem Polizeifahrzeug begleiten.
Usw.
Zurück
zu den Pyramiden. Sie stehen seit über 4000 Jahren da und waren, bis
der Eiffelturm errichtet wurde, die höchsten Bauwerke. Bis heute ist
es ein Rätsel, wie man so etwas damals bauen konnte.
Wir
stehen schon dicht vor den Pyramiden, aber um bis ganz heran zu
kommen, gilt es noch eine Schlacht zu schlagen – und die ist
aussichtslos, da der Gegner eindeutig gegen uns Touristen im Vorteil
ist. Von seinen Kamelen kann er jede Bewegung von uns schon viel eher
erkennen und seinen Plan darauf abstimmen. Sein Ziel ist es, an unser
Kleingeld zu kommen (notfalls auch an mehr, denn zum Wechsel oder
tauschen war noch keine Zeit). Da gibt es verschiedene Methoden.
Entweder er kommt mit seinem schönen Kamel und ruft: „Komm, mach
ein Foto mit mir!“ Oder er läuft plötzlich neben dir, um dir den
schönsten Platz für ein Foto zu zeigen. Andere wiederum versuchen,
dir unbrauchbare Dinge aufzudrängen in dem sie dir diese unter die
Nase halten oder noch besser, dir gleich in die Hand drücken und
dann nicht mehr zurücknehmen. „Ist ein Geschenk – aber gib mir
eine Münze“. Und dann gibt es noch welche, die versuchen sich als
Führer anzubieten. Dazu bedienen sie sie auch der Sprache des
Gegners, also: „Du Deutsch?“ „Guten Morgen.“ „Wie geht es?“
Es ist nahezu unmöglich, dem zu entkommen.
Als es mir einmal gelingt, doch einmal eine schöne Aufnahme von einem Kamel zu machen, kommt ein anderer her, um dafür zu kassieren. „Gib mir eine Münze!“ Da ich mit dem Bild zufrieden bin und er ja auch irgendwie seine Familie ernähren muss, gebe ich ihm eine Münze. Aber statt der erhofften Dankbarkeit und ein Ende der Belagerung, geht die Schlacht in die nächste Runde: „Nur 50 cent – was ist das? - Gib mir ein Euro!“ Ich ziehe mich aus der Schlacht zurück, werde aber noch eine Weile von meinem Gegner begleitet. Schade, dass wir keine Freunde geworden sind.
Jetzt
habe ich auch keine Lust mehr, mir am Abend die stimmungsvolle Sound
und Light Show am Fuß der Pyramiden anzusehen. Da spare ich mir
gleich mal 35 Euro. :-)
Anstandshalber
will ich hier auch erwähnen, dass wir mit unserem Führer Glück
haben. Vom Schiff aus starten immer drei (eskortierte) Reisebusse zum
Ausflug und wir sind in im Bus gelandet, der von einem Ägyptologen
geleitet wird. Also erfahren wir auch interessante Dinge vor Ort.
Auf dem Rückweg von den Pyramiden werde ich noch einmal von einem Einheimischen angesprochen, ob ich denn nicht sein Erbeutetes Kleingeld in einen 10-Euro-Schein umtauschen kann (da er die Münzen bei der Bank nicht los wird). Da er wirklich 10 Euro Kleingeld hat, tue ich ihm den Gefallen und so können wir doch noch Freunde werden, im Gegensatz zu einem anderen, der es auch probiert hatte. Allerdings kam ich beim Nachzählen seiner Münzen nur auf 9,50 €. Als ich es bemerkte, bekam ich dafür 10 Ansichtskarten, allerdings wollte er mir dann die Münzen gleich wieder gegen anderen Krimskrams eintauschen...
So war ich froh, endlich wieder im Bus zu sitzen, der uns zum Mittagessen zum Schiff bringt und mache noch ein paar Fotos aus dem Bus.
Der Pizzadienst nimmt hier seine Bestellung auch bei der Fahrt auf.
Am
Nachmittag fahren wir wieder mit dem Bus zurück in die Stadt. Auf
dem Programm steht das Ägyptische Museum.
Ich
hatte es von meinem ersten Besuch vor 26 Jahren irgendwie größer in
Erinnerung, trotzdem kann man hier viel Zeit verbringen.
Hier
ist nicht der Verpackungskünstler Christo am Werk, sondern derzeit
finden gerade verschiedene Renovierungsarbeiten im Museum statt.
Neben den vielen sehenswerten Ausstellungsstücken, fand ich zwei
Dinge bemerkenswert. Da wäre zum einen eine 4000 Jahre alte
Klobrille.
Zum
Anderen fand ich die kleine Darstellung der menschlichen Seele als
Vogel sehenswert.
Diese
verlässt nach dem Tod den menschlichen Körper, um ihn später
einmal wiederzufinden zu können. Daher die ganzen Prozeduren mit der
Mumifizierung und den schönen goldenen Masken. Schließlich muss der
Vogel, also die Seele, später ja seine ehemalige Wohnstatt
wiedererkennen.
2.
Tag: koptisches Viertel – Bazar
Am
heutigen Vormittag trennen sich unsere Wege. Monika fährt zu der
Stufenpyramide nach Sakkara und ich habe mich entschieden, den
Ausflug ins koptische Viertel mitzumachen. Beides sind fakultative
Ausflüge, die noch einmal extra mit 45,- Euro berechnet werden, auf
der weiteren Reise sind dann alle Ausflüge inkludiert, so war es
zumindest ausgemacht, aber in einem arabischen Land weiß man ja nie.
Da heißt es dann „Inschalla“ also „so Gott will“ und
manchmal will halt Gott nicht.
Monika
startet um 7 Uhr und bei mir geht es erst um 8:30 los. Also
verabschieden wir uns kurz vor 7 und dann stellt Monika noch die
Frage, wo denn ihre Kamera sei. Ein hecktisches Durchsuchen der
gesamten Kabine beginnt. Hier ist sie nicht, da ist sie auch nicht.
Die ersten Leute steigen bereits in den Bus ein, aber wo ist die
Kamera? Liegt sie vielleicht noch im Bus? Eine Möglichkeit bleibt
noch und da ist sie dann auch, nämlich im Safe. Nicht weil sie so
teuer war, nein sondern damit die Bilder, d.h. die
Urlaubserinnerungen nicht verloren gehen.
Für
den Ausflug ins koptische Viertel haben sich nur fünf Interessenten
gemeldet, so dass wir uns mit einem Kleinbus auf den Weg machen.
Offensichtlich zieht es die „normalen“ Touristen nicht dorthin
und das ist gut so, denn im Gegensatz zu gestern geht es hier relativ
entspannt zu.
Dieser
älteste Stadtteil von Kairo ist von einer Mauer umgeben und man
kommt nur durch einen von der Polizei bewachten Checkpoint hinein.
Die
„Schwebende“ Kirche ist eine der schönsten Kairoer Kirchen und
besitzt einen reich ausgestatteten Innenraum. Die vielen
Elfenbeinintarsien und die Marmorkanzel sind durchaus sehenswert.
Die
Ben-Ezra-Synagoge hat nach dem Krieg mit Israel leider keine jüdische
Gemeinde mehr.
In ihrer Geniza (Das ist eine Art Abstellkammer für alte Papiere, die man nicht vernichten darf, wenn auf ihnen der Name Gottes steht) wurden bedeutende biblische Fragmente des Alten Testaments gefunden.
In ihrer Geniza (Das ist eine Art Abstellkammer für alte Papiere, die man nicht vernichten darf, wenn auf ihnen der Name Gottes steht) wurden bedeutende biblische Fragmente des Alten Testaments gefunden.
In
der Kirche des Hl. Sergius liegt der Legende nach eine Höhle, in der
Maria und Josef mit Jesus bei ihrer Flucht nach Ägypten Zuflucht
gefunden hatten.
Im Koptischen Museum treffen wir auf eine kleine Gruppe angehender Krankenschwestern. Mit roten Westen gekennzeichnet, sind sie in der Stadt unterwegs, um auf die Gesundheitsvorsorge aufmerksam zu machen (derzeit läuft eine Kampangne mit kostenloser Blutuntersuchung und Behandlung auf einen spezielle Virus). Sie freuen sich, auf Touristen zu treffen und mit uns fotografiert zu werden.
Hier
im Museum gibt es noch weitere alte christliche Kunstwerke, wie z.B.
dieses Wandgemälde aus dem Apollon-Kloster aus dem 6. Jh.
Das
Museum rühmt sich, mit diesem 1600 Jahre alten Psalter das älteste
Buch der Welt ausgestellt zu haben.
Und
dann gibt es hier noch eine Seite vom Nag-Hammadi-Kodex aus dem 4.Jh.
Mit dem Beginn des Thomas-Evangeliums.
Nach
dem Mittagessen an Bord geht unser Ausflugsprogramm weiter. Auf dem
Weg zur Zitadelle kommen wir an einem großen alten islamischen
Friedhof vorbei. Am Friedhof ist Wäsche aufgehangen. Das liegt
daran, dass dieser jetzt bewohnt ist. In einer Anarchie, wo jeder
machen kann, was er will, haben sich einige diesen schönen aber
ungewöhnlichen Platz zum Wohnen ausgesucht.
Der
nächste Stopp ist bei der Zitadelle. Diese Festung wurde 1176 von
Salah ad-Din gegründet und war bis ins 19. Jahrhundert die
Schaltzenrale der politischen Macht.
Von
hier aus hat man auch einen schönen Blick über die Stadt Kairo (im
Vordergrund die Sultan Hassan Moschee)
In
der Zitadelle befindet sich die im osmanischen Stiel errichtete
Alabaster-Moschee.
Ihr eigentlicher Name ist Moschee Muhammed Ali. Dessen Grab befindet sich auch im Inneren der Moschee. Muhammed Ali kam 1805 an die Macht und er gilt als Begründer des modernen Ägypten, da er aus einer rückständigen Provinz des osmanischen Reiches eine Supermacht im Nahen Osten machte.
Ihr eigentlicher Name ist Moschee Muhammed Ali. Dessen Grab befindet sich auch im Inneren der Moschee. Muhammed Ali kam 1805 an die Macht und er gilt als Begründer des modernen Ägypten, da er aus einer rückständigen Provinz des osmanischen Reiches eine Supermacht im Nahen Osten machte.
Der Khan al-Khalili ist das arabische Einkaufsparadies der Stadt.
In diesem Bazar gibt es tausende von kleine Läden und abertausende von Menschen, die sich da durch drängeln. Und da das noch nicht reicht, versuchen es andere, mit kleinen Mopeds ständig hupend da durchzukommen.
Nach einer knappen Stunde reicht es mir und ich bin vom Lärm und Gedränge total generft. Es ist plötzlich dunkel und plötzlich setzt der ohrenbetäubende Ruf des Muezzins ein. „Allahu akbar, allahu akbar“
Unser
Busfahrer vollbringt eine wahre Meisterleistung, als er durch die
engen Gassen manövrierend diesen Platz wieder verlässt.
So
ein Tag ist nicht nur für Touristen anstrengend.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen