Freitag, 22. Februar 2019

Kairo






Endlich Urlaub.  :-)


 

Wir haben eine Nilkreuzfahrt gebucht und fahren vom 19.2.-8.3. durch Ägypten.

Als wir in den Flieger von EgytAir steigen, sehe ich, dass für alle sichtbar im Eingangsbereich des Flugzeuges ein Koran angebracht ist und bevor wir abheben, ertönt es aus den Lautsprechern auch das „bismilla al rachman al rachim ... “ also „Im Namen Gottes des Gnädigen und Barmherzigen ... „Welche Sure dann folgt oder ob es ein Reisegebet ist, weiß ich leider nicht, da hier bereits meine Arabisch-kenntnisse enden. Aber ich weiß, dass ich im Namen Gottes auf dieser Reise unterwegs sein werde.

  



Der Flug führt uns über die schneebedecken Alpen und nach ca. vier Stunden landen wir in Kairo. 
 




Kairo ist eine Stadt mit mindestens 17 Millionen Einwohnern. Der Smog und die Lautstärke war, als wir hier ankamen, doch nicht so schlimm, wie ich befürchtet hatte (wahrscheinlich bin ich durch Kathmandu unterdessen schlimmeres gewöhnt).




Es war bereits dunkel, als wir landeten und nachdem wir auf dem Schiff angekommen waren, gab es noch einen kleinen Snack und dann war der Tag vorbei.



1. Tag: Pyramiden – ägypt.Museum



Der erste Tag unserer Reise stand im Zeichen der Pyramiden. Vormittags ging es nach Gizeh und am Nachmittag ins Ägyptische Museum. Da unser Schiff recht weit vom Stadtzentrum festgemacht hat, brauchten wir für die Strecken jeweils mindestens eine Stunde. 
 




Der ägyptische Verkehr ist gewöhnungsbedürftig und obwohl die Straßen mitunter 4-spurig ausgebaut sind oder auf Brücken nach oben verlagert wurden, sind sie meist hoffnungslos verstopft. Ägypter kommen da aber trotzdem irgendwie durch. Und wenn alles steht, ist das eine gute Gelegenheit für die Straßenverkäufer, ein paar Taschentücher o.ä. an den Mann zu bringen.






An den Pyramiden angekommen hieß es plötzlich, „nur das Wichtigste und keinen Rucksack, mitnehmen, sonst dauert es an den Sicherheitskontrollen zu lange.“ o.k. schnell umdisponiert, den Fotoapparat in die Weste gesteckt und los geht es. Als wir die Sicherheitsschleuse passiert und die mitgenommenen Taschen durchleuchtet sind, steigen wir etwas weiter wieder in unseren Bus ein.






Wir fahren nicht mit der Kutsche und nehmen auch kein Kamel, sondern unser Bus bringt uns bis zum Fuß der Pyramide. Jetzt kann ich beim Aussteigen auch meinen Rucksack mitnehmen. (natürlich mit dem Unterschied, dass ich mich jetzt total sicher fühle).






Ich hatte vergessen zu erwähnen, dass hier vom Staat ziemlich viel für die Sicherheit der Touristen getan wird. Es gibt vornehm gekleidete Ägypter, die dürfen mit uns im Bus mitreisen. Manchen von ihnen hat man auch ein Funkgerät gegeben. Und dann braucht es noch weitere Menschen, die immer mal wieder die Nummer von unserem Bus aufschreiben und andere, die uns in einem Polizeifahrzeug begleiten. Usw.





Zurück zu den Pyramiden. Sie stehen seit über 4000 Jahren da und waren, bis der Eiffelturm errichtet wurde, die höchsten Bauwerke. Bis heute ist es ein Rätsel, wie man so etwas damals bauen konnte.

Wir stehen schon dicht vor den Pyramiden, aber um bis ganz heran zu kommen, gilt es noch eine Schlacht zu schlagen – und die ist aussichtslos, da der Gegner eindeutig gegen uns Touristen im Vorteil ist. Von seinen Kamelen kann er jede Bewegung von uns schon viel eher erkennen und seinen Plan darauf abstimmen. Sein Ziel ist es, an unser Kleingeld zu kommen (notfalls auch an mehr, denn zum Wechsel oder tauschen war noch keine Zeit). Da gibt es verschiedene Methoden. Entweder er kommt mit seinem schönen Kamel und ruft: „Komm, mach ein Foto mit mir!“ Oder er läuft plötzlich neben dir, um dir den schönsten Platz für ein Foto zu zeigen. Andere wiederum versuchen, dir unbrauchbare Dinge aufzudrängen in dem sie dir diese unter die Nase halten oder noch besser, dir gleich in die Hand drücken und dann nicht mehr zurücknehmen. „Ist ein Geschenk – aber gib mir eine Münze“. Und dann gibt es noch welche, die versuchen sich als Führer anzubieten. Dazu bedienen sie sie auch der Sprache des Gegners, also: „Du Deutsch?“ „Guten Morgen.“ „Wie geht es?“ Es ist nahezu unmöglich, dem zu entkommen.




Als es mir einmal gelingt, doch einmal eine schöne Aufnahme von einem Kamel zu machen, kommt ein anderer her, um dafür zu kassieren. „Gib mir eine Münze!“ Da ich mit dem Bild zufrieden bin und er ja auch irgendwie seine Familie ernähren muss, gebe ich ihm eine Münze. Aber statt der erhofften Dankbarkeit und ein Ende der Belagerung, geht die Schlacht in die nächste Runde: „Nur 50 cent – was ist das? - Gib mir ein Euro!“ Ich ziehe mich aus der Schlacht zurück, werde aber noch eine Weile von meinem Gegner begleitet. Schade, dass wir keine Freunde geworden sind.

Jetzt habe ich auch keine Lust mehr, mir am Abend die stimmungsvolle Sound und Light Show am Fuß der Pyramiden anzusehen. Da spare ich mir gleich mal 35 Euro. :-)

Anstandshalber will ich hier auch erwähnen, dass wir mit unserem Führer Glück haben. Vom Schiff aus starten immer drei (eskortierte) Reisebusse zum Ausflug und wir sind in im Bus gelandet, der von einem Ägyptologen geleitet wird. Also erfahren wir auch interessante Dinge vor Ort.



 
Auf dem Rückweg von den Pyramiden werde ich noch einmal von einem Einheimischen angesprochen, ob ich denn nicht sein Erbeutetes Kleingeld in einen 10-Euro-Schein umtauschen kann (da er die Münzen bei der Bank nicht los wird). Da er wirklich 10 Euro Kleingeld hat, tue ich ihm den Gefallen und so können wir doch noch Freunde werden, im Gegensatz zu einem anderen, der es auch probiert hatte. Allerdings kam ich beim Nachzählen seiner Münzen nur auf 9,50 €. Als ich es bemerkte, bekam ich dafür 10 Ansichtskarten, allerdings wollte er mir dann die Münzen gleich wieder gegen anderen Krimskrams eintauschen...




So war ich froh, endlich wieder im Bus zu sitzen, der uns zum Mittagessen zum Schiff bringt und mache noch ein paar Fotos aus dem Bus.






Der Pizzadienst nimmt hier seine Bestellung auch bei der Fahrt auf.






Am Nachmittag fahren wir wieder mit dem Bus zurück in die Stadt. Auf dem Programm steht das Ägyptische Museum.

Ich hatte es von meinem ersten Besuch vor 26 Jahren irgendwie größer in Erinnerung, trotzdem kann man hier viel Zeit verbringen.



Hier ist nicht der Verpackungskünstler Christo am Werk, sondern derzeit finden gerade verschiedene Renovierungsarbeiten im Museum statt. Neben den vielen sehenswerten Ausstellungsstücken, fand ich zwei Dinge bemerkenswert. Da wäre zum einen eine 4000 Jahre alte Klobrille.




Zum Anderen fand ich die kleine Darstellung der menschlichen Seele als Vogel sehenswert.






Diese verlässt nach dem Tod den menschlichen Körper, um ihn später einmal wiederzufinden zu können. Daher die ganzen Prozeduren mit der Mumifizierung und den schönen goldenen Masken. Schließlich muss der Vogel, also die Seele, später ja seine ehemalige Wohnstatt wiedererkennen.







2. Tag: koptisches Viertel – Bazar



Am heutigen Vormittag trennen sich unsere Wege. Monika fährt zu der Stufenpyramide nach Sakkara und ich habe mich entschieden, den Ausflug ins koptische Viertel mitzumachen. Beides sind fakultative Ausflüge, die noch einmal extra mit 45,- Euro berechnet werden, auf der weiteren Reise sind dann alle Ausflüge inkludiert, so war es zumindest ausgemacht, aber in einem arabischen Land weiß man ja nie. Da heißt es dann „Inschalla“ also „so Gott will“ und manchmal will halt Gott nicht.





Monika startet um 7 Uhr und bei mir geht es erst um 8:30 los. Also verabschieden wir uns kurz vor 7 und dann stellt Monika noch die Frage, wo denn ihre Kamera sei. Ein hecktisches Durchsuchen der gesamten Kabine beginnt. Hier ist sie nicht, da ist sie auch nicht. Die ersten Leute steigen bereits in den Bus ein, aber wo ist die Kamera? Liegt sie vielleicht noch im Bus? Eine Möglichkeit bleibt noch und da ist sie dann auch, nämlich im Safe. Nicht weil sie so teuer war, nein sondern damit die Bilder, d.h. die Urlaubserinnerungen nicht verloren gehen.






Für den Ausflug ins koptische Viertel haben sich nur fünf Interessenten gemeldet, so dass wir uns mit einem Kleinbus auf den Weg machen. Offensichtlich zieht es die „normalen“ Touristen nicht dorthin und das ist gut so, denn im Gegensatz zu gestern geht es hier relativ entspannt zu.

Dieser älteste Stadtteil von Kairo ist von einer Mauer umgeben und man kommt nur durch einen von der Polizei bewachten Checkpoint hinein. 
 




Die „Schwebende“ Kirche ist eine der schönsten Kairoer Kirchen und besitzt einen reich ausgestatteten Innenraum. Die vielen Elfenbeinintarsien und die Marmorkanzel sind durchaus sehenswert.




Die Ben-Ezra-Synagoge hat nach dem Krieg mit Israel leider keine jüdische Gemeinde mehr. 

 
In ihrer Geniza (Das ist eine Art Abstellkammer für alte Papiere, die man nicht vernichten darf, wenn auf ihnen der Name Gottes steht) wurden bedeutende biblische Fragmente des Alten Testaments gefunden.



In der Kirche des Hl. Sergius liegt der Legende nach eine Höhle, in der Maria und Josef mit Jesus bei ihrer Flucht nach Ägypten Zuflucht gefunden hatten.



 
In der Kirche ist auch ein Brunnen, aus der die Heilige Familie damals ihr Wasser bezogen hat.




Im Koptischen Museum treffen wir auf eine kleine Gruppe angehender Krankenschwestern. Mit roten Westen gekennzeichnet, sind sie in der Stadt unterwegs, um auf die Gesundheitsvorsorge aufmerksam zu machen (derzeit läuft eine Kampangne mit kostenloser Blutuntersuchung und Behandlung auf einen spezielle Virus). Sie freuen sich, auf Touristen zu treffen und mit uns fotografiert zu werden.





Hier im Museum gibt es noch weitere alte christliche Kunstwerke, wie z.B. dieses Wandgemälde aus dem Apollon-Kloster aus dem 6. Jh.



Das Museum rühmt sich, mit diesem 1600 Jahre alten Psalter das älteste Buch der Welt ausgestellt zu haben.



Und dann gibt es hier noch eine Seite vom Nag-Hammadi-Kodex aus dem 4.Jh. Mit dem Beginn des Thomas-Evangeliums.





Nach dem Mittagessen an Bord geht unser Ausflugsprogramm weiter. Auf dem Weg zur Zitadelle kommen wir an einem großen alten islamischen Friedhof vorbei. Am Friedhof ist Wäsche aufgehangen. Das liegt daran, dass dieser jetzt bewohnt ist. In einer Anarchie, wo jeder machen kann, was er will, haben sich einige diesen schönen aber ungewöhnlichen Platz zum Wohnen ausgesucht. 
 




Der nächste Stopp ist bei der Zitadelle. Diese Festung wurde 1176 von Salah ad-Din gegründet und war bis ins 19. Jahrhundert die Schaltzenrale der politischen Macht.





Von hier aus hat man auch einen schönen Blick über die Stadt Kairo (im Vordergrund die Sultan Hassan Moschee)



In der Zitadelle befindet sich die im osmanischen Stiel errichtete Alabaster-Moschee. 


Ihr eigentlicher Name ist Moschee Muhammed Ali. Dessen Grab befindet sich auch im Inneren der Moschee. Muhammed Ali kam 1805 an die Macht und er gilt als Begründer des modernen Ägypten, da er aus einer rückständigen Provinz des osmanischen Reiches eine Supermacht im Nahen Osten machte.




Der Khan al-Khalili ist das arabische Einkaufsparadies der Stadt.


In diesem Bazar gibt es tausende von kleine Läden und abertausende von Menschen, die sich da durch drängeln. Und da das noch nicht reicht, versuchen es andere, mit kleinen Mopeds ständig hupend da durchzukommen. 


Nach einer knappen Stunde reicht es mir und ich bin vom Lärm und Gedränge total generft. Es ist plötzlich dunkel und plötzlich setzt der ohrenbetäubende Ruf des Muezzins ein. „Allahu akbar, allahu akbar“

Unser Busfahrer vollbringt eine wahre Meisterleistung, als er durch die engen Gassen manövrierend diesen Platz wieder verlässt.



So ein Tag ist nicht nur für Touristen anstrengend.


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