Samstag, 31. Dezember 2016

Jahreswechsel




Mit dem folgenden Gebet von Madeleine Delbrel wünsche ich allen blog-Lesern einen guten Rutsch und Gottes Segen für das neue Jahr des Herrn 2017.
Euer Michael Sonnenschein ;-)

Geht in euren Tag (ins neue Jahr) hinaus
ohne vorgefasste Ideen,
ohne die Erwartung von Müdigkeit,
ohne Plan von Gott,
ohne Bescheidwissen über ihn,
ohne Enthusiasmus,
ohne Bibliothek –
geht so auf die Begegnung mit ihm zu.
Brecht auf ohne Landkarte –
und wisst, dass Gott unterwegs
zu finden ist,
und nicht erst am Ziel.
Versucht nicht,
ihn nach Originalrezepten zu finden,
sondern lasst euch von ihm finden
in der Armut eines banalen Lebens.“ 
 
(Madeleine Delbrêl, Gebet in einem weltlichen Leben)

Sonntag, 25. Dezember 2016

Weihnachten


Sehet doch da: Gott will so freundlich und nah zu den Verlornen sich kehren.





Sehet dies Wunder, wie tief sich der Höchste hier beuget; sehet die Liebe, die endlich als Liebe sich zeiget! Gott wird ein Kind, träget und hebet die Sünd; alles anbetet und schweiget.







Treuer Immanuel, werd auch in mir nun geboren, komm doch, mein Heiland, denn ohne dich bin ich verloren! Wohne in mir, mache ganz eins mich mit dir, der du mich liebend erkoren.“    (Gerhard Tersteegen)

frohe und gesegnete Weihnachtstage allen blog-Lesern
Euer Michael Sonnenschein  :-)

PS. in Augsburg war heute ein besonderer Weihnachtstag: Die größte Evakuierungsaktion in der Geschichte der Bundesrepublik ist eben zu Ende gegangen und 54 000 Menschen können wieder in ihre Häuser zurückkehren, nachdem eine 72 Jahre alte Fliegerbombe mit 1,4 Tonnen Sprengstoff entschärft worden ist. Ich hatte Glück und konnte daheim bleiben, denn wir wohnen nur ein paar Meter vor der Absperrung. Dafür feierte heute der Bischof mit dem gesamten Domkapitel und den Domsingknaben in meiner Heimatkirche den Gottesdienst, da der Dom in der Sperrzone lag.




Montag, 5. Dezember 2016

Weihnachtsmarkt




Weihnachtsmarkt - kaum ein Wort bringt das Dilemma so auf den Punkt. Natürlich hat der Gang durch die Ansammlung jener Buden seinen Reiz. Natürlich weiß noch immer jeder nachdenkliche Zeitgenosse, dass die Gesetze des Marktes etwas sehr anderes sind als die Weihnachtsbotschaft. Aber ein Dilemma ist es doch – jedenfalls für solche, die ernsthaft den Geburtstag Jesu im Auge haben und dessen Menschlichkeit herbeisehnen. Denn Markt heißt vor allem Geschäft und Verdienst, Angebot und Nachfrage – und vor allem: Geld...



Advent hat mit Alternativen und Empörung zu tun. Er führt heraus aus faulen Verhältnissen und macht Schluss mit resignativer Hinnahme. Wir werden an allen Ecken und Enden belogen, sozusagen marktgemäß: von der Autoindustrie, von der Deutschen Bank, von der Fifa... Gleichzeitig kehrt der Hunger weltweit wieder. Das durchaus vorhandene Emörungspotential fließt in die rechten Kanäle – nicht in die richtigen.



Und schon hört man auf dem Weihnachtsmarkt „Stille Nacht Heilige Nacht“. In der Tat: „alles schläft“. Und dann: „Gottes Sohn / o wie lacht“. Ob er uns nicht eher auslacht, weil wir nicht erwachsen werden wollen wie er. Oder ist – nicht nur ihm – eher zum Heulen und Zähneknirschen?“ (Gotthard Fuchs)




Sonntag, 27. November 2016

street art im Kloster



Als ich vor kurzem für ein paar Tage im Kloster St. Ottilien war, entdeckte ich dort interessante Graffitis, die bei einem Street-Art-Festivals 2012 entstanden waren:


Was kostet deine Seele
Selbstportrait des Künstlers Ewgraf Alexander als Mephisto-Manager. Ewgraf ist ein deutsch-russischer Maler und Installations-Künstler. Er studierte Kunst und angewandte Kunst an der Universität Irkutsk und leitete während der Perestroika das dortige städtische Museum.



Die Heilige Ottilie, Nothelferin der Augenleidenden und Namenspatronin des Klosters, kniet auf einem sich schnell drehenden Spielzeug-Karussell. In ihren Händen hält sie ihr Attribut, ein Buch, auf dem zwei Augen liegen – „lumen caecis“. Gemalt von Interesni Kazki WAONE / AEC - Ukraine.


heaven meets earth
Das Wandbild des Münchner Künstlers Loomit zeigt Sankt Ottilien als einen Ort, wo sich Himmel und Erde begegnen. Feurige Hände strecken sich nach oben und malen Wolken in den Himmel. Der Himmel dagegen lässt Kühe ins Allgäu regnen, wo sie eine sanfte Landung erwartet.


Memento Money
Der Sargdeckel hebt sich. Zum Vorschein kommt ein Skelett in Lederhose und mit Trachtenhut. Es regnet Geldscheine. Das Werk des österreichischen Künstlers Nychos prangt riesengroß an der Fassade des alten Kuhstalls von St. Ottilien. Über dem Werk steht „Memento Money“, eine satirische Abwandlung der lateinischen Mahnung „Memento mori“ (Bedenke, dass du sterben musst).


Feuer Vogel
Loomit, Star der Sprayer-Szene, wählte ein weniger gewagtes Motiv. Die Fassade des alten Spritzenhauses der Klosterfeuerwehr verzierte er mit einem Feuerwehrmann in Mönchskutte, Helm und Atemschutz beim Löschen.





Kreislauf der Industrieabgase
Aus Fabrikschornsteinen steigen Abgase empor, die sich im Wasser anreichern und dort in die sterbenden Bäume aufsteigen.
Der 1978 in Polen geborene Künstler Mariusz Waras alias M-City thematisiert widmet sich dem eher ungewöhnlichem Thema Stadt und Architektur. M-City benützt einen geometrischen Stil und zerteilt die Flächen in zahllose geometrische Fragmente. Aus der Ferne wirken die Motive dekorativ, aber aus der Nähe zeigen sie komplexe Details.


Lautlose Impulse Musik
zeigt eine Abbildung der (Kloster-)Zeit von Krug Tobias in einem Zeitraum von 111 Jahren. (Beginn: 29.06.1903 = Weihe der Klosterkirche

) 1 Tag = 1 mm. Bekannt wurde Krug durch eine multimediale Raum-Zeitvertonung, welche planetare Rhythmen hör- und sichtbar macht.


We were given paradise
Neben einem riesigen Müllberg schreibt ein jugendlicher Sprayer „We were given paradise“ an die Wand.
DOTMASTER – alias Leon Seesix – ist ein Graffiti-Aktivist des Londonder underground, der die Kunstszene mit ihrer Selbstbeweihräucherung und die Kommerz-Konsum-Wegwerfkultur durch den Kakao zieht. 




Traum des Räubers Mathias Kneißel
Der 65-Jährige Grafiker und Bühnenmaler Karl Witti malte den Räuber Kneißl auf einer Insel. um ihn herum aufbrechende Gefängnismauern und blauen Himmel. Segel blähen sich als Symbol der Hoffnung.

(Infos aus: http://www.guide.ottilien.de/streetartfestival)

Dienstag, 8. November 2016

ein Kreuz für den Knast


Kunst macht Mehrzweckraum zum Kraftort für Gebete






(Foto: Andreas Lode)



Vom Mehrzweckraum zum Ort für Gebete:

(Text von Petra Krauß-Stelzer in Augsburger Allgemeine)


Es war der von Papst Franziskus im Rahmen des Jahres der Barmherzigkeit ausgerufene Tag der Gefangenen, an dem ein nüchterner Mehrzweckraum in der Justizvollzugsanstalt (JVA) Augsburg-Gablingen gestalterisch zu einem Raum für Gottesdienste wurde – einem Raum, in dem die Inhaftierten Gott ihre Bitten darbringen können.




In einem von den anwesenden Gefangenen musikalisch gestalteten Gottesdienst weihte Domkapitular Prälat Bertram Meier einen von Künstler Nikodemus Löffl gestalteten Altar und ein von Künstler Egon Stöckle geschaffenes Kreuz ein.



Das Besondere an den sakralen Kunstwerken: Sie sind mobil und machen den Mehrzweckraum nach Bedarf zu einem Raum voller Andacht und Spiritualität. So wirken Altar und Kreuz für Felix Landgraf, Kunstreferent der Diözese Augsburg, wie „Kraftorte“. Der evangelische Pfarrer Roland Höhn führte durch den Gottesdienst, bei dem, unterbrochen von Gebeten, Evangelium und Predigt, der katholische Seelsorger Michael Barnt zusammen mit den Künstlern nach und nach die Kunstwerke vor den Besuchern aufstellte: Zunächst eine stabile Stele für die Osterkerze, neben der der Ambo – ein Pult für Lesungen – zu stehen kam, beides aus der Hand von Nikodemus Löffl. Unterstützt von den Gefangenen, bauten Löffl und Barnt den Stabilität ausstrahlenden vierteiligen Altar aus Pappelholz auf. Ebenfalls gemeinsam auf einen Sockel aufgesteckt und zusammengesetzt wurde das von Egon Stöckle geschaffene Kreuz aus Eiche.




Hier muss Kirche immer wieder neu entstehen, wenn man Gottesdienst feiern will“, erklärt der bei Erding lebende und arbeitende Holzbildhauer Nikodemus Löffl sein Werk: Man muss die mit einer Kettensäge geschaffenen Holzteile gemeinsam hereintragen und zusammenbauen: die beiden aus jeweils einem Stück gesägten Böcke und die aus einem Stamm gesägten beiden Teile der Tischplatte, die auf die Böcke gelegt werden. Die durch den Mehrzweckraum bedingte Mobilität der Kunstwerke unterstreiche das konstruktive, temporäre Element. Sein Anliegen sei gewesen, mit der Gestaltung vom Altar, Ambo und Kerzenhalter sich bewusst von der rechteckigen Konzeption des Gefängnisbaus abzuheben, sagt der 56-jährige Löffl. Das Kreuz für einen Gottesdienstraum in einem Gefängnis sei kein anderes als für eine „normale“ Kirche, sagt Egon Stöckle. Wie Löffls Altar ist auch das fragile Kreuz, das der 80-jährige, in Hohenfurch lebende Bildhauer geschaffen hat, zusammensetzbar. 



Es ist kein geschnitzter Christus; die Spiritualität ausstrahlende Figur, zusammengesetzt aus schmalen Holzteilen, das Gesicht gespalten in zwei Teilen, die Arme angesetzt, symbolisiert die Zerstörung der Existenz Jesu durch den Menschen, gleichermaßen aber wieder Einheit und Heilung des verletzten Menschen. Über dem Haupt ist ein goldene Krone in das Kreuz eingeritzt – die Gestaltung erinnert an den vor Jahren von Stöckle für die Kapelle des Klinikums Augsburg geschaffenen „Christus im Kreuz“.




Montag, 3. Oktober 2016

Raschötz





Dieses Jahr bin ich zum Lehrerausflug nach Südtirol mit dem Motorrad gefahren, dann habe ich die Motorradstiefel gegen die Wanderschuhe getauscht.




Die Wanderung am Samstag führte (wie im vergangenem Jahr) auf den Raschötz. Hinauf ging es mit der Standseilbahn und dann zu Fuß weiter bis zum Gipfelkreuz. 

 

Hinab entschloss ich mich, den ganzen Weg zu gehen und das war gewissermaßen auch ein Kreuzweg, denn für den Höhenunterschied von über 1000 Meter brauchte ich 1,5 Stunden und das ging ganz schön in die Knie. 
 

Dabei habe ich festgestellt, dass auf diesem Weg vom Tal bis zum Gipfel 14 holzgeschnitzte Kreuzwegstationen aufgestellt sind. 

 

Offensichtlich sind hier im Grödnertal religiöse Traditionen noch lebendig, denn an der Talstation in der kleinen Stadt St. Ulrich gibt es nicht nur einige Läden mit sakralen und profanen Holzschnitzereien, sondern man kann auch bei manchem Holzschnitzer einen Blick in die Werkstatt werfen.




Zurück nach Hause ging es diesmal wieder am Montag (3.Oktober) die alte Brennerstraße entlang und dann weiter auf kleinen Straßen, um die Blechlawine auf der Bundesstraße zu umgehen.






Sonntag, 25. September 2016

Schlegeis Alpenstraße


 

Nachdem es vergangene Woche drei Tage ununterbrochen geregnet hatte, zeigte sich das Wetter am Wochenende von seiner schönsten Seite. Mit den St.Georg-und-Michaels-Bikern drehte ich eine 3-Tages-Runde duch die Berge. 




Erich, unser roadcaptain (nicht mit Rotkäppchen zu verwechseln :-) ) hatte eine schöne tour zusammengestellt: Auf schmalen Straßen ging es am Freitag nachmittag von Augsburg durch das fünf-Seen-Land zur Klosterschänke Reutberg und dann über den Tatzelwurm zum Berghotel Sudelfeld, welches auf 1100 m Höhe liegt.





Am Samstag hatten wir dann das Vergnügen mit den beschissenen Straßen, da in vielen Orten Almabtrieb war. Das bremste uns zwar ein wenig aus, verschmutzte unsere schönen Mopeds und verunsicherte uns beim Fahren auf den engen Straßen, wenn wir den Kuhfladen ausweichen wollten. Trotzdem erreichten wir wohlerhalten unser Tagesziel, die Dominikushütte auf 1800 Meter Höhe am Ende der Schlegeis Alpenstraße.



Unser Guide sieht hier etwas geschafft aus ;-) aber nach einem „Stiefelbier“ geht es uns allen wieder besser. 

 

Da die Hütte noch voll ist, müssen wir noch etwas an der frischen (und langsam kälter werdenden) Luft sitzen. Dafür macht uns der Wirt ein Feuer und seine Frau spendiert uns einen Obstler.




Schnell wird es dunkel und nachts erleben wir hier einen fantastischen Sternhimmel.


 


Sonntag morgen geht es zunächst erst abwärts ins Zillertal und dann die Zillertaler Höhenstraße wieder hinauf auf 2000 Meter. Eine Traumstraße für jeden Biker.





Nach ca. 790 km sind wir wieder gut daheim angekommen. Danke und ein Hoch auf unseren tourguide.




Sonntag, 11. September 2016

Heilige Stiege in Niederschönenfeld


 

Am 2.Sonntag im September feiert die Gemeinde in Niederschönenfeld das Kreuzfest (14.9. = Kreuzerhöhung) und aus diesem Grund ist nach dem Gottesdienst einmal im Jahr die Heilige Stiege, die zur Kapelle in der Justizvollzugsanstalt führt, geöffnet.






Die Kapelle wird als Gefängniskirche genutzt und ist seit 1875 für die Öffentlichkeit nicht mehr zugänglich. Damals wurde die heilige Kreuzreliquie, die durch das „Wunder von Niederschönenfeld“ Berühmtheit erlangte, vom Hochaltar der Wallfahrtskapelle in einen Glasschrein des nördlichen Seitenaltars gebracht.





Die Kapelle erreicht man über 22 Stufen einer „Heiligen Stiege“. Dann durchschreitet man die zwei Flügel einer hölzernen Tür mit den Bildnissen der Heiligen Legardis, Antonia, Elisabeta und Theresia und kann durch ein deckenhohes metallenes Gitter den Innenraum betrachten.



 
Er gilt als einer der originellsten Kirchenräume des mittleren 17. Jahrhunderts in Bayern. Auffällig ist die umlaufende Nonnenempore über gemauerten Bögen. Die Einmaligkeit, nicht nur der Klosterkirche, sondern auch der Kapelle, liegt aber in Baumeister Constantin Paders Stuckdekoration: Die Wände sind mit Blattbändern und stilisierten Blatt- und Blumenformen verziert. Die Stuckdekoration ist der „Ruhm von Niederschönenfeld“ Dieser großfigürliche Stuck ist ein Merkmal der Münchner Stuckatorentradition. Wenn vom „Ruhm von Niederschönenfeld“ die Rede ist, dann ist damit zunächst einmal die Stuckdekoration gemeint.





Kunstgeschichtlich besonders wertvoll sind am oberen Ende der Heiligen Stiege Maria mit dem Leichnam Jesu, flankiert von zwei Engeln mit Schweißtuch, Lanze und Essigschwamm aus der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts.“


Manfred Arloth in Augsburger Allgemeie vom 10. September 2013

Freitag, 26. August 2016

Stralsund - letzte Reise


Vergangene Woche war ich noch einmal drei Tage an der Ostsee. Meine Tante, die nun nach einem längerem Aufenthalt im Hospitz gestorben war, wurde am 19.8.2016 zur See bestattet. Wir begleiteten sie auf ihrer letzten Reise. 

 
Nachdem die Urne (die übrigens aus Salz besteht, damit sie sich nach spätestens drei Wochen auflöst) zu Wasser gelassen wurde, umkreiste das Schiff die Stelle noch drei Mal mit einem langen Hupton, der leise beginnend immer lauter wurde. 


Dann schwammen nur noch unsere Blumen an dieser Stelle im Meer.


Möge sie ruhen in Frieden. „und am Ende, ganz am Ende, wird das Meer in der Erinnerung blau sein.“ (Rainer Kunze)


PS.: von Stralsund ging es weiter nach Erfurt, wo wir auf der nächsten Bestattung waren: eine liebe Freundin starb mit 58 Jahren an dem Tag, an dem sie zum zweiten Mal heiraten wollte. Ihr noch-nicht-Ehemann war ein halbes Jahr zuvor verstorben und an dem geplanten Hochzeitstag war sie bei Freunden zum Abendessen. Dabei verschluckte sie sich und erstickte. 

Zum Paradies mögen Engel dich geleiten,
die heiligen Märtyrer dich begrüßen
und dich führen in die heilige Stadt Jerusalem.
Die Chöre der Engel mögen dich empfangen,
und durch Christus, der für dich gestorben,
soll ewiges Leben dich erfreuen.

Donnerstag, 21. Juli 2016

Kathmandu





Kathmandu, das klingt nach Morgenröte und schneeweißen Gipfeln, nach Selbstfindung bei Sonnenaufgang, nach Cat Stevens in Schlaghosen, der mit einem Haufen kiffender Blumenkinder am Feuer sitzt und an seiner Gitarre zupft, We’ll start a fire, white warm light the dawn, und dann die Hippies im Refrain: Kathmandu, I’ll soon be seein’ you

 
Von wegen. Vierzig Jahre nachdem die Regierung von Nepal Cannabis verboten und die Hippies vergrault hat, klingt Kathmandu vor allem nach dem Hupen, das von früh bis spät durch die schmalen Häuserschluchten dröhnt. Unentwegt zwängt sich der Verkehr durch die Gassen – Busse, Taxis, Rikschas, Fahrräder und Tausende Motorräder, im Slalom schlängeln sie sich an Passanten mit Atemmasken oder Reizhusten vorbei. 


In den kurzen Momenten, in denen sich die Abgase verziehen, steigt ein Gemisch aus Räucherstäbchen, Masala und Kloake in die Nase, je nach Straßenecke variiert mit Fisch, Ziege oder Wildschwein, grob zerteilt und ungekühlt. Vom Himalaya ist durch die blauen Schwaden nichts zu sehen, die Sonne ist kaum mehr als ein Glimmen. Statt sich selbst zu finden, verliert man sich in einem Labyrinth namenloser Gassen; statt Erleuchtung gibt es täglich zwölf Stunden Stromausfall. … 

 
Hat man gelernt, das Hupen nicht in seinen Geist zu lassen und nicht jedem Motorrad aus dem Weg zu springen, beginnt man, die Schönheit im Chaos zu entdecken. In den Rikschas, die so viele Teppichrollen geladen haben, dass sie in den Gassen stecken bleiben. In den Frauen, die Palmblattschalen mit Reis und Joghurt zu den Tempeln am Straßenrand tragen und heilige Halbelefanten mit Ringelblumenketten behängen. In den Kälbern, die verehrt und abgemagert durch die Menge trotten. Sogar in den Tauben, die den Pagodendächern eine weißgraue Patina geben, aber nicht verscheucht, sondern gefüttert werden, weil das die Chance auf eine günstige Wiedergeburt erhöht.“



(Von Julius Schophoff in DIE ZEIT Nr. 10/2014)



Bisher haben wir schon einiges entdeckt: Bhaktapur mit dem alten Königspalast und dem Tempel am Durbar Square; 

Pashupatinath mit dem hinduistischen Tempel und den Ghats, d.h. den Badeanlagen am Fluss an denen auch Leichen verbrannt werden;




Sowie Bodhnat mit dem Stupa, der für die Buddhisten eine wichtige Pilgerstätte ist. Leider sind die Erdbebenschäden vom letzten Jahr noch nicht alle beseitigt, und so konnten wir die Augen Buddhas am Stupa nicht sehen. :-( 


Bevor wir morgen wieder in Richtung Heimat aufbrechen, werden wir noch das Flair hier in Lalitpur erkunden und genießen. Gesehen und erlebt haben wir viel und ich freue mich schon darauf, die vielen Eindrücke zu verarbeiten.