Sonntag, 8. April 2018

Etschmiadzin



Unser erster Stopp war an der Gedenkstette im Dorf Mussa Ler. Die Armenier, die den Völkermord im Jahr 1915 durch die Regierung des damaligen Osmanischen Reiches am Zufluchtsberg Mussa Dagh überlebt hatten, wurden später in diesem Dorf angesiedelt. Bekannt wurde die Geschichte durch die Schilderung von Franz Werfel im Roman „Die vierzig Tage des Musa Dagh“, in dem er den Völkermord an den Armeniern in literarischer Form verarbeitet. 
 





Die St. Hripsime Kirche, die wir als nächstes besuchten, ist eine der ältesten Kirchen in Armenien. 



Sie ist für ihre typische armenische Architektur bekannt und beeinfußte seither den Kirchenbau in Armenien. Vor 1400 Jahren wurde sie an der Todesstätte der Heiligen Hripsime errichtet. 

 

Die wunderschöne Nonne Hripsime stirbt den Märtyrertod durch Enthauptung, da sie standhaft blieb und sich dem König verweigerte, der sich unsterblich in sie verliebte und sie begehrte. Hripsimes Martyrium war der Legende zufolge der Auslöser für die Bekehrung von König Trdat durch Gregor den Erleuchter und damit auch für die Christianisierung Armeniens.






Etschmiadzinder Armenische Vatikan ist das Zentrum der Armenisch-Apostolischen Kirche und Sitz des armenischen Katholikos.



 
Der Name "Etschmiadzin" bedeutet "Ort der Herabkunft des Sohn Gottes". Der heilige Grigor markierte die Stelle, an der einst ein vorchristlicher Tempel stand mit seinem Schwert und ließ im 4. Jahrhundert eine Kirche errichten. Damit legte er auch den Grundstein für die Entstehung des wichtigsten religiösen Zentrums des armenischen Christentums.


In der Kathedrale von Etschmiadzin hatten wir am Sonntag um 11:00 Uhr die Gelegenheit, an einem armenischen Gottesdienst teilzunehmen.



Die Dauer des Gottesdienstes von ca. 3 Stunden ist für uns eher ungewöhnlich und es ist normal, dass die Menschen während dieser Zeit in die Kirche kommen und gehen. 



Die Liturgie lebt von den feierlichen Gesängen, die Menschen zünden Kerzen an und schicken ihre Gebete zum Himmel.


Leider aber sind die meisten wahrscheinlich eher selten hier und versuchen das Geschehen mit ihren smartphones und Kameras einzufangen.




In der Kirche der Heiligen Gajane, einer Weggefährtin der Heiligen Hripsime, erlebten wir dann im Anschluss einen Gottesdienst, der nicht so pompös wie in der Kathedrale war. 


Die Kirche, nur einige 100 Meter von der Kathedrale entfernt, ist etwas unspektakulärer, hat sich aber viel von ihrer Urtümlichkeit bewahrt und so ist hier gut die spirituelle Kraft dieses heiligen Ortes spürbar.






Weiter geht es dann nach Zvartnoz zu den imposanten Ruinen der ersten armenischen Rundkirche. Namentlich unbekannte Meister schufen im 7. Jahrhundert hier den wohl prächtigsten Sakralbau Armeniens. Die dreigeschoßige Kirche auf einem Stufenpodest erreichte eine Höhe von 49 Meter und war in ihrer Zeit ein wohl spektakuläres Bauwerk, dessen Ruinen heute noch die einstige Größe erkennen lassen. Die Kirche wurde im 10. Jahrhundert vollkommen zerstört und erst um 1900 bei Ausgrabungen wieder entdeckt.




Hoch auf dem Hügel Tsitsernakaberd, übersetzt etwa Schwalbenfestung, mit einem überragenden Blick auf die Hauptstadt Jerewan, steht der Denkmalkomplex zum Gedenken der Opfer des Völkermords an den Armeniern.




Das 1967 eröffnete Monument befindet sich auf einem riesigen Platz, der mit Basaltplatten ausgelegt ist. In einem Kreis stehen zwölf leicht geneigte, massive Pylonen, deren Spitzen gleichsam abgesägt sind. Im Innern des Kreises lodert eine ewige Flamme. Dies ist das symbolische Grab der mehr als 1,5 Millionen armenischen Frauen, Kinder und Männer, die zwischen April 1915 und Winter 1915-16 aus dem Ostteil des Osmanischen Reiches vertrieben und ermordet wurden. Daneben steht ein 44 m hoher Obelisk, der die neue Lebenskraft des armenischen Volkes symbolisiert. 

 


Unser Reiseführer nahm eine Blume zur Gedenkstätte mit und um die ewige Flamme lagen auch einige Blumen. Alljährlich am 24. April, am Gedenktag des Völkermords, pilgern Hunderttausende aus der ganzen Welt zum Jerewaner Hügel Tsitsernakaberd und verwandeln den Ort in ein unendliches Blumenmeer zur Erinnerung an die vielen Toten.





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