Unser
erster Stopp war an der Gedenkstette im Dorf Mussa Ler. Die Armenier,
die den Völkermord im Jahr 1915 durch die Regierung des damaligen
Osmanischen Reiches am Zufluchtsberg Mussa Dagh überlebt hatten,
wurden später in diesem Dorf angesiedelt. Bekannt wurde die
Geschichte durch die Schilderung von Franz Werfel im Roman „Die
vierzig Tage des Musa Dagh“, in dem er den Völkermord an den
Armeniern in literarischer Form verarbeitet.
Die
St. Hripsime Kirche, die wir als nächstes besuchten, ist eine der
ältesten Kirchen in Armenien.
Sie ist für ihre typische armenische
Architektur bekannt und beeinfußte seither den Kirchenbau in
Armenien. Vor 1400 Jahren wurde sie an der Todesstätte der Heiligen
Hripsime errichtet.
Die
wunderschöne Nonne Hripsime stirbt den Märtyrertod durch
Enthauptung, da sie standhaft blieb und sich dem König verweigerte,
der sich unsterblich in sie verliebte und sie begehrte. Hripsimes
Martyrium war der Legende zufolge der Auslöser für die Bekehrung von
König Trdat durch Gregor den Erleuchter und damit auch für die
Christianisierung Armeniens.
Etschmiadzin, „der Armenische Vatikan“ ist das Zentrum der Armenisch-Apostolischen Kirche und Sitz des armenischen Katholikos.
Der Name "Etschmiadzin"
bedeutet "Ort der Herabkunft des Sohn Gottes". Der heilige
Grigor markierte die Stelle, an der einst ein vorchristlicher Tempel
stand mit seinem Schwert und ließ im 4. Jahrhundert eine Kirche
errichten. Damit legte er auch den Grundstein für die Entstehung des
wichtigsten religiösen Zentrums des armenischen Christentums.
In der Kathedrale von Etschmiadzin hatten wir am Sonntag um 11:00 Uhr die Gelegenheit, an einem armenischen Gottesdienst
teilzunehmen.
Die Dauer des Gottesdienstes von ca. 3 Stunden ist für
uns eher ungewöhnlich und es ist normal, dass die Menschen während
dieser Zeit in die Kirche kommen und gehen.
Die Liturgie lebt von den
feierlichen Gesängen, die Menschen zünden Kerzen an und schicken
ihre Gebete zum Himmel.
Leider aber sind die meisten wahrscheinlich
eher selten hier und versuchen das Geschehen mit ihren smartphones
und Kameras einzufangen.
In
der Kirche der Heiligen Gajane, einer Weggefährtin der Heiligen
Hripsime, erlebten wir dann im Anschluss einen Gottesdienst, der nicht so pompös
wie in der Kathedrale war.
Die Kirche, nur einige 100 Meter von der Kathedrale entfernt,
ist etwas unspektakulärer, hat sich aber viel von ihrer
Urtümlichkeit bewahrt und so ist hier gut die spirituelle Kraft dieses
heiligen Ortes spürbar.
Weiter
geht es dann nach Zvartnoz zu den imposanten Ruinen der ersten
armenischen Rundkirche. Namentlich unbekannte Meister schufen im 7.
Jahrhundert hier den wohl prächtigsten Sakralbau Armeniens. Die
dreigeschoßige Kirche auf einem Stufenpodest erreichte eine Höhe
von 49 Meter und war in ihrer Zeit ein wohl spektakuläres Bauwerk,
dessen Ruinen heute noch die einstige Größe erkennen lassen. Die
Kirche wurde im 10. Jahrhundert vollkommen zerstört und erst um 1900
bei Ausgrabungen wieder entdeckt.
Hoch
auf dem Hügel Tsitsernakaberd, übersetzt etwa Schwalbenfestung, mit
einem überragenden Blick auf die Hauptstadt Jerewan, steht der
Denkmalkomplex zum Gedenken der Opfer des Völkermords an den
Armeniern.
Das
1967 eröffnete Monument befindet sich auf einem riesigen Platz, der
mit Basaltplatten ausgelegt ist. In einem Kreis stehen zwölf leicht
geneigte, massive Pylonen, deren Spitzen gleichsam abgesägt sind. Im
Innern des Kreises lodert eine ewige Flamme. Dies ist das symbolische
Grab der mehr als 1,5 Millionen armenischen Frauen, Kinder und
Männer, die zwischen April 1915 und Winter 1915-16 aus dem Ostteil
des Osmanischen Reiches vertrieben und ermordet wurden. Daneben steht
ein 44 m hoher Obelisk, der die neue Lebenskraft des armenischen
Volkes symbolisiert.
Unser Reiseführer nahm eine Blume zur Gedenkstätte mit und um die ewige Flamme lagen auch einige Blumen. Alljährlich
am 24. April, am Gedenktag des Völkermords, pilgern Hunderttausende
aus der ganzen Welt zum Jerewaner Hügel Tsitsernakaberd und verwandeln den Ort in ein unendliches Blumenmeer zur Erinnerung an die vielen Toten.
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