Wie
die vergangenen Tage sind wir auch heute um 8.30 Uhr nach dem
Frühstück gestartet. Heute waren wir allerdings erst kurz vor 23.00
Uhr wieder zurück im Hotel. Dafür haben viel erlebt:
Das
Kloster Khor Virap liegt gut 40 km südöstlich von Jerevan entfernt
auf einer Anhöhe direkt an der armenisch-türkischen Grenze vor der
großartigen Kulisse mit dem schneebedeckten Ararat. Dieser ist 5165
Meter hoch und zählt zu den Bergen mit der größten relativen Höhe.
„Masis“ d.h."Mutter der Erde" heißt er bei den
Armeniern, "Schmerzensberg" nennen ihn die Türken und die
Kurden "der feurige Berg". Der biblischen Legende nach soll
die Arche Noah hier gestrandet sein.
Auch
wenn der Ararat heute in der Türkei liegt, ist er das Nationalsymbol
der Armenier, die bis zum Völkermord an den Armeniern 1915
größtenteils in den sechs armenischen Ostprovinzen im Osmanischen
Reich ihren Siedlungsraum rund um den Ararat hatten. Daher ist er im
Wappen Armeniens abgebildet. Die Türkei protestierte mit dem
Hinweis, dass der Berg auf türkischem Territorium liege und deshalb
nicht von Armenien vereinnahmt werden dürfe. Der sowjetische
Außenminister Gromyko konterte später mit dem Hinweis, dass im
Gegensatz dazu die Türkei den Mond als eine Mondsichel in der Flagge
führe, obwohl weder der Mond noch ein Teil davon zur Türkei
gehörten.
Khor
Virap ist jener Ort an dem Grigor der Erleuchter dreizehn Jahre lang
von König Trdat III in einem Erdloch gefangen gehalten wurde. Der
Legende nach erkrankte der König schwer und seine Familie sah in
Grigor die letzte Chance auf Heilung. Er enttäuschte sie nicht, der
König wurde aufgrund seiner Gebete geheilt, konvertierte zum
Christentum und machte den neuen Glauben im Jahr 301 zur
Staatsreligion.
Auf
dem Weg zum nächsten Kloster tauchten am Straßenrand mehrere kleine
Stände auf, wo die Weinbauern der Region ihren selbstgemachten
Schnaps und Wein verkauften.
Wir hatten die Möglichkeit, bei einem
kurzen Stopp, davon zu kosten. Da er so lecker war, kauften einige
von unserer Gruppe Granatapfelwein oder Maulbeerschnaps, der dann in
entsprechende Plastikflaschen abgefüllt wurde.
An
dieser Tankstelle hat wohl schon länger keiner mehr getankt.
Nach
dem Mittagessen stoppten wir an der Höhle von Areni, wo im Jahr 2008
der älteste, vollständig erhaltene Lederschuh und die älteste
Weinfabrikation aus der Kupfersteinzeit entdeckt wurden.
Am
Höhleneingang hatte sich ein Steinmetz eingerichtet, der sich
freute, dass ich zwei von seinen wunderschönen Werken mitgenommen
habe.
Das
Kloster Noravankh befindet sich in völliger Einsamkeit auf einer
Anhöhe am Ende einer wunderschönen malerischen Schlucht, durch die
wir auf dem Rückweg auch ein Stück gewandert sind.
Die Klosteranlage ist vorwiegend im 13. Jahrhundert errichtet worden und ist im warmen Licht der untergehenden Sonne kaum von der rötlichen felsigen Umgebung zu unterscheiden.
Der
auffälligste Bau der Anlage, die Mausoleumskirche, geht auf den
genialen Baumeister Momik zurück, der Noravank im 14. Jahrhundert um
dieses Juwel erweiterte.
Die Treppe an der Fassade zum oberen
Stockwerk stellt eine gewisse Herausforderung dar, was vom Baumeister
durchaus beabsichtigt ist, damit wir die Demut nicht verlieren.
Das
obere Tympanon an der Vorhalle (Gavith) von der Täuferkirche aus dem
Jahr 1261 ist in seiner Darstellung der Dreifaltigkeit nicht nur
unbeschreiblich fein und detailliert, sondern auch heute noch eine
Herausforderung in seiner Deutung: Hält Gott in seiner Linken den
Kopf seines Sohnes zärtlich an seine Brust gedrückt, ist es evtl.
der Kopf Adams oder ist es der berühmteste aller biblischen
abgeschlagenen Köpfe, nämlich der des Täufers?
Der
Sonnenuntergang am Berg Ararat auf dem Rückweg war noch einmal ein
Fotostop wert.
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