Freitag, 8. November 2013

Kibbutz

Vielleicht interessiert es Euch ja, wo ich grad für die nächsten zwei Monate wohne, deshalb hier ein paar Eindrücke vom Kibbutz:



Der Kibbutz Mashabei Sade liegt mitten in der Negev Wüste, ca. 30 km südlich von Beer Sheva. Hier im Kibbutz leben ungefähr 250 Mitglieder und ebenso viele Kinder. :-) Wie kann man hier in der Wüste leben, frage ich mich. Aber die Israelis sind da sehr findig. Sie experimentieren mit dem Salzwasser und nutzen es jetzt  für ihre Obstgärten und zur Fischzucht. Dazu gibt es hier große Pools. Desweiteren gibt es hier auch eine Hühnerfarm und einen Kuhstall mit dem höchsten Standart für die Milchproduktion hier im Land.
(behaupten sie zumindest – und im Jahr 1991 haben sie dafür auch den Kaplan-Preis bekommen). Die wichtigste Einnahmequelle ist eine Fabrik, die Armaturen und Zubehör für die Industrie fertigt.
Weiterhin gibt es hier eine Grundschule, in der 350 Kinder lernen.
Die kleinen Gästehäuser für große Touristengruppen sind auch gut ausgebucht. Last but not least die Möglichkeit, im Kibbutz Hebräisch zu lernen und dabei den typischen Kibbutz-Lebensstil kennenzulernen. Also, so sieht (m)ein originales Kibbutz-zimmer aus:

Da ist alles drin, was ich momentan zum Leben brauche: ein Bett, ein Tisch, zwei Stühle, ein Kühlschrank, eine Mikrowelle, und ein Wasserkocher. (Dusche und Toilette sind natürlich auch vorhanden). Der Wäscheständer steht vor der Tür. Mein Zimmer befindest sich in einer kleinen "Wohnanlage" mit vier weiteren Zimmern und so sieht es vor meinem Zimmer aus

Kurz nach meiner Ankunft hatte ich auch gleich 5 Freundschaftsanfragen. Ich habe sie aber alle abgelehnt, da zu Hause (auch) eine Katze auf mich wartet ;-)

Im Speisesaal gibt es zum Mittagessen genügend Auswahl und auch die Möglichkeit, sich etwas für den Abend einzutüten. (Statt der Tüten gibt es Plastkboxen, um das Essen mitnehmen zu können). Der Speisesaal ist nur vormittags von 7:00-8:30 und am Mittag von 11:30 - 15:00 geöffnet ist. Nur zum  Shabbat-Beginn kann man dort auch am Abend essen. Am Shabbat selbt ist er den ganzen Tag geschlossen. Neu für mich, aber nicht unvernünftig, ist die Tatsache, dass das Essen berechnet wird. Das ist hier im Lande angebracht, da sich sonst jeder den Teller voll schaufelt, von jedem mal ein bisschen kostet und dann den Rest stehenlässt. An der Kasse nennt dann jeder seine persönliche Nummer und der entsprechende Betrag wird dann vom eigenen Guthaben abgebucht. (bei mir beträgt das Guthaben 600 NIS pro Monat und eine Mahlzeit entspricht ca. 20 NIS; für einen Euro gibt es derzeit 4,8 Neue Isralische Schekel)

Im Kibbutz hier gibt es auch einen Pool. Der ist sogar überdacht, denn wahrscheinlich ist im Sommer die Sonne zu unerträglich. So kann ich am Nachmittag in Ruhe schwimmen und danach den Sonnenuntergang (der hier jeden Tag stattfindet) vom benachbarten Wasserturm beobachten. 

Sogar ein kleines Museum gibt es hier, welches die Ideen der ersten Mitglieder festhält: Am Anfang hatten alle alles gemeinsam und der Kibbutz war eine große Gemeinschaft. Die Kinder wuchsen in Kinderhäusern auf und die Eltern hatten sie nur nachmittags von vier bis sieben Uhr bei sich. Zum Einschlafen durften sie ihnen dann noch eine Geschichte vorlesen. Später konnten die Kinder wieder bei den Eltern schlafen, da einige Kindern den Eltern auf ihre Weise klar gemacht hatten, dass es so nicht geht.

Unterdessen ist der Kibbutz als solcher schon noch eine Gemeinschaft und die Mitglieder bekommen alle das gleiche Einkommen, aber die „kapitalistischen Ideen“ greifen auch hier immer mehr um sich. Also ist auch hier alles nach wirtschaftlichen Gesichtspunkten ausgerichtet und es gibt mehr und mehr Privateigentum. So hat es mich gleich am Anfang verwundert, dass auch hier jeder „sein“ Auto vor der Tür stehen hat. Schade. Und die Feste und Feiertage werden nicht mehr gemeinsam im Speisesaal gefeiert sondern im Haus mit der eigenen Familie. Es besteht hier im Kibbutz auch die Möglichkeit, zur Miete zu wohnen.
Für die Dinge des täglichen Bedarfs, gibt es hier einen kleinen "Supermarkt", den KOLBO, d.h. "da ist alles drin". :-) Er hat vormittags vier Stunden und zwei Stunden am Abend geöffnet.



Falls jemand noch etwas zum Anziehen braucht, gibt es auch einen kleinen Kleiderladen, der mittwochs 2 Stunden und freitags sogar 4 Stunden geöffnet hat.



Langweilig wird es mir hier nicht, denn ich bin ja da, um Hebräisch zu lernen. (Momentan sind wir zu sechst, die sich diesen Luxus gönnen, aber nächste Woche kommen noch weiter "Schüler" dazu, so dass wir dann zwei Gruppen mit unterschiedlichem Level haben) Und so sieht unser Klassenzimmer aus:



Ansonsten genieße ich hier die Ruhe, aber es ist leider keine himmlische Ruhe, da hier in der Nähe zu Ägypten ununterbrochen Militärpräsenz im Luftraum unterwegs ist. Und dass ist nicht nur nicht zu überhören, sondern geht sogar mir auf die Nerven. :-(   Hier der Blick vom Wasserturm am Schwimmbad:


Schabbat Schalom

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