Sonntag, 15. Juni 2014

Erzgebirge (295 km)

Samstag, 14. Juni 2014  durch das Erzgebirge 



Der Himmel ist heute schon bei der Abfahrt wolkenverhangen und mein Weg führt mich, nachdem ich Erfurt wieder verlassen habe, zunächst auf der Klassikerstraße über Weimar nach Jena. Auf der linken Seite sehe ich lange Zeit auf dem Ettersberg das Denkmal für das ehemalige KZ Buchenwald (ich habe es bereits vor einigen Jahren mit meiner Abi-Klasse kennen gelernt, denn ein Besuch dort war im Lehrplan vorgesehen).



Ich habe keine Lust, auf der Autobahn unterwegs zu sein, aber es ist nicht einfach, eine geeignete Straße durch das Erzgebirge zu finden. So fahre ich abwechselnd über kleinere und größere Landstraßen und komme durch Bürgel (wo die bekannte Keramik herkommt) und durch Bad Köstritz (wo mein dunkles Lieblingsbier herstammt)



Später fahre ich am Bahnhof Glauchau vorbei, vor dem eine Gruppe Jugendlicher mit Bierflaschen in der Hand steht, und ich höre in Gedanken die Lautsprecherdurchsage „Glauchau, hier Glauchau“ (das muss man einmal gehört haben, sonst kann man es nicht verstehen). Die Gegend um den Bahnhof lässt die Hoffnung fahren, dass es hier bald blühende Landschaften geben wird, von denen die Menschen hier vor 25 zu träumen begonnen haben.



Im Erzgebirge kommen neue Probleme auf mich zu: Zum Einen foppt mich ständig das Wetter mit seinem leichten Nieselregen und den dunklen Wolken, so dass ich meine Regenjacke mehrmals an- und wieder ausziehe; und zum Anderen werde ich immer wieder durch gesperrte Straßen zu Umleitungen gezwungen, die dann hier im Gebirge gleich mal ein paar Kilometer lang sind. 



Nach der fünften Umleitung verliere ich die Orientierung und ich habe das Gefühl, das ganze Erzgebirge besteht nur aus Umleitungen oder anstatt die Straßen zu reparieren, werden sie halt einfach gesperrt. 



Aber jede Spinnerei hat einmal ein Ende (und die Aussicht, auf den Venusberg zu kommen, ist auch verlockend).



Während ich so im Erzgebirge unterwegs bin, fällt mir auf einmal ein, dass zu DDR- Zeiten die „Wessis“ immer gesagt haben, dass hier alles so grau ist. Jetzt sehe ich, dass es 25 Jahre später hier immer noch viele graue Überreste gibt.



20 Kilometer vor dem Tagesziel bei meinen Eltern in Radeberg (wo ich meinen Ursprung habe) ziehe ich heute meine Regenjacke zum vierten Mal an und diesmal nicht vergebens, denn ein wenig später ergießt sich ein Regenschauer aus diesen dunklen Wolken. 


Apropos URSPRUNG: Bin ich jetzt am Anfang meiner ELBABWÄRTS-Reise angekommen? oder ist es nur meine Geburtsstadt? Oder ist der UR-Sprung ein Sprung in die Höhe aus einer tiefen Freude?  ;-)





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