Heute gebe ich „Bielefeld“
als Zielort in mein Navi ein und lasse mich überraschen, wo es mich hinführt, denn laut der Bielefeldverschwörung gibt es die Stadt ja gar nicht.
Ich habe momentan auch keine Lust auf weitere Sehenswürdigkeiten, denn heute
möchte ich zu Magdalene (ihr wisst schon: eine ehemalige Studienfreundin,
diesmal aus Jerusalem. Allerdings war sie damals vor 20 Jahren schon älter als
ich es jetzt bin und sie war auch dabei, als wir damals mit einer kleinen
Gruppe durch Syrien reisten.) Ich bin neugierig, in welcher Verfassung ich sie
antreffe, bzw. ob sie überhaupt noch lebt, denn ich habe schon lange nichts
mehr von ihr gehört.
Mein Weg führt durch das
Weserbergland und dann ein Stück auf der Wesertalstraße entlang.
Als ich an
der, sagen wir Seniorenresidenz angekommen bin, ist gerade eine Wohngruppenleiterin
beim Getränke ausladen und ich erfahre, dass Leni noch lebt. Als ich ihr Zimmer
betrete, weiß sie aber zunächst nicht, wer ich bin. Aber die Erinnerungen kommen wieder und
sie freut sich und lächelt liebevoll, wenn ich von gemeinsamen Erlebnissen
erzähle. Sie fragt nach den Freunden von damals, wir machen einen kleinen
Spatziergang ums Haus, trinken dann auf der Bank hinter dem Haus einen Kaffe
und essen Erdbeeren. Als ich von meinem letzten Urlaub in Israel erzähle,
stellt sie immer wieder einmal eine Frage, die sie fünf Minuten vorher gerade
gestellt hat… und ihre linke Hand kann sie nicht mehr ruhig halten. Sie sagt, dass sie alt ist, aber das Zusammenleben mit den anderen
alten Menschen in dieser Wohngemeinschaft fällt ihr sehr schwer. So möchte sie nicht
alt sein. Ich frage sie zum Abschied,
ob sie noch einen Wunsch hat: "Ja", sagt sie, "dass wir uns einmal im Jahr melden".
Sie winkt an der Tür, als ich das Haus verlasse, und als ich auf mein Motorrad
steige, dass etwas weiter weg steht, sehe ich, dass sie doch noch einmal an die
Haustür gekommen ist.
Als ich losfahre beginnt es
zu regnen.
PS. Magdalene verstarb am 4.5.2016
Lieber Michael,
AntwortenLöschenDeine Berichte machen mich direkt süchtig!
Jeden Tag schaue ich nach und freue mich sehr, wenn wieder was von dir drauf ist!
Leider neigt sich deine Reise in mir unbekannte deutsche Gefilde dem Ende zu und ich lese die ersten Berichte auch noch einmal.
Sehr berührt hat mich die Geschichte mit deiner alten Freundin aus Israel.
Ich glaube, dass du ihr mit deinem Besuch eine riesege Freude gemacht hast und sie hat in ihrer Tristess einen Lichtblick.
Aber einmal im Jahr sich gegenseitig zu melden ist zu wenig, denn wenn ihr Gedächtnis schon schwach wird, braucht sie öfters Impulse.
Der letzte Blick von ihr unter der Türe zu dir und dann fing es an zu regnen, das hat Symbolik!!!!
Wir fahren heut für drei Tage nach Obersdorf mit Freunden zu einem Treffen und werden die Breitachklamm machen, da war ich vor 50 Jahren mal.
So alt kann man ja gar nicht sein!!!!!
Die gezeigten Bilder von dir aus den verschiedenen Basiliken und Kirchen sind wunderschön, ich liebe die Romanik, aber diese Urnenkirche ist was ganz besonderes, habe so etwas noch nie gesehen, sehr spannend.
Nun sei von Peter und mir sehr herzlich gegrüßt, fahreweiter vorsichtig, dein Bart ist schon bald preiswürdig!!
Was sagt denn deine Frau dazu??