Sonntag, 11. Mai 2014

Igoumenitsa (170 km)




Den schönsten Schlafplatz hatte diese Nacht mein Moped gehabt, denn es konnte direkt auf´s Meer schauen. Dem Motorrad von Gerhard war diese Aussicht leider nicht vergönnt, da er es mit einer Plane zugedeckt hatte. Das war für ihn wichtig, denn falls in der Nacht die Wellen dagegen geschlagen hätten, fürchtete er eine Salzkruste darauf (eine japanische Maschine müsste dies eigentlich aushalten).

Das Bezahlen mit Kreditkarte funktionierte hier im Hotel auch nicht, obwohl, ein Aufkleber an der Rezeption darauf verweist. Angeblich ist im Dorf irgendein Kabel bei Bauarbeiten durchtrennt worden. Da war die alte Ritsch-Ratsch-Kreditkartenmaschine, mit der wir gestern bezahlen konnten noch zuverlässiger. 


Meine Bargeldreserven neigen sich daher, so wie unser Urlaub, langsam dem Ende zu. Seit gestern fahren wir nach Norden und unser heutiges Ziel ist die Hafenstadt Igoumenitsa, wo wir morgen auf die Fähre wollen, die uns zurück bis nach Venedig bringt.

Als wir durch das erste Dorf kommen, versuchen ein paar griechische Autofahrer, mir Angst einzujagen, indem sie plötzlich aus kleinen Seitenstraßen auftauchen und so tun, als würden sie mich nicht sehen. Da hilft nur hupen und Gas geben.
Als es auf der verlassenen Landstraße weitergeht, kommen wir in eine Zone 50 und unzählige Schilder mit einem weißen Pfeil auf blauen Grund stehen rechts am Straßenrand. Sie sind ca. alle 15 Meter aufgestellt und sollen mir wohl sagen, dass ich auf der Straße fahren muss, weil wohl demnächst auf der grünen Wiese eine Baustelle entstehen soll. Von Bauarbeitern ist aber auch hier weit und breit keine Spur. Als ich die Schilder zähle, es sind über 36, erschrecke ich plötzlich, da mich wieder einmal ein wild gewordener Grieche (ihr wisst schon: trotz 2 gelber durchgehender Linien und ich mit Tempo 70) überholt.


Da wir heute morgen abgefahren sind ohne zu tanken, beginnt unterwegs meine gelbe Tankanzeige zu blinken. Ich weiß, dass wir demnächst irgendwann noch durch einen Tunnel müssen und befürchte daher, ausgerechnet im Tunnel stehenzubleiben. Kurz vor dem  Tunnel taucht noch eine große Shell-Tankstelle auf uns ich versuche unserem Guide durch Blinken zu verstehen zu geben, dass ich hier gern noch einmal meinen Tank aufgefüllt hätte, aber vergebens. 


An der Mautstation sagt mir Peter, dass das Benzin da zu teuer gewesen sei und er deshalb weitergefahren ist. Also müssen wir erst einmal durch den Tunnel. Gott sei Dank ist der nur 2 km lang und danach biegt Peter von der Umgehungsstraße ab und fährt in die Stadt zum Tanken. Das heißt er versucht es, denn zunächst geht es erst einmal in die falsche Richtung und dann müssen wir feststellen, dass es in der Stadt keine Tankstelle gibt. Erst am Ende der Stadt kommt noch eine an der wir dann tanken.
Obwohl wir schon in der richtigen Richtung wären (das hat mir der Tankwart verraten) fahren wir nun wieder die 5 km durch die Stadt zurück auf die Umgehungsstraße, von der wir gekommen sind. Allerdings auch mit ein paar Pausen, um uns zu vergewissern, dass wir richtig sind. 

Es ist 12 Uhr, mein Kompass zeigt, dass wir nach Norden fahren, wo um diese Zeit die Sonne steht, wisst ihr ja und so könnt ihr euch sicher vorstellen, dass es „angenehm warm“ auf meinem Rücken wird. Ich freue mich über jeden noch so kleinen Schatten, wenn wir an ein paar Bäumen vorbeikommen. Daher wundere ich mich, als unser Guide kurz stoppt, um seinen Nierengurt wieder anzuziehen.

Es geht weiter und ich bin wieder einmal erstaunt von den griechischen Verkehrsschildern. Da stand gerade ein Schild „30“ und 100 Meter später kommt ein Schild „Ende 70“ Da wundert mich nichts mehr.
Unterwegs frage ich mich auch, warum ich mit diesen alten Landkarten unterwegs bin und kein aktuelles Navi habe. Die Antwort lautet, da wäre der Spaß (und die Aufmerksamkeit) nur halb so groß.  Plötzlich stoppt unser Road-kapitän und möchte noch einmal kurz auf meine Karte schauen, um ein kleines Städtchen zu finden, in dem er vor 9 Jahren schon einmal gewesen ist.

Er führt uns dann in eine schöne Hafenstadt, wir halten an einem kleinen Hotel am Hafen und besprechen unsere weiteren Pläne. Der eifrige Restaurantbesitzer, dessen Tochter auch eine Pension hat, hilft uns dabei. Er ruft einen Freund an, der ein Reisebüro hat und fährt dann noch mit uns zu seiner Wohnung. Ich habe noch nicht herausgefunden, warum wir ihm gefolgt sind. Es ist für mich auch gar nicht so einfach, ein Foto zu schießen, wenn Peter nach dem Weg fragt, denn sobald er ihn erfahren hat, ist er schon wieder gestartet und ich habe das Nachsehen…


Wir fahren weiter nach Igoumenitsa. Am Hafen ist eine Reiseagentur nach der anderen, die uns Tickets für die Fähre verkaufen wollen, aber wir haben jetzt das Problem, die Agentur zu finden, in der uns der nette Mann angekündigt hat. Peter will zu Fuß gehen, Gerhard fährt mit dem Motorrad hin und her, ich mache mir ein paar Notizen und plötzlich fährt auch Peter wieder an mir vorbei. Nach 20 Metern fragen wir wieder und finden es dann bald. Wir erkundigen uns nach dem Preis und wollen dann auch buchen, allerdings ist heute auch hier der Kartenleser für die Kreditkarte angeblich defekt…

Da mein Bargeld nun nicht mehr reicht, erkundige ich mich nach einem Geldautomaten und der nette Verkäufer vom Reisebüro begleitet mich zum Fährterminal gegenüber. Wir kommen aber nicht bis zum Geldautomaten, da dieser wohl hinter der Abfertigung ist. 


Auf dem Weg zurück sehe ich, dass der Schalter der Fährgesellschaft (entgegen der Behauptung von Gerhard) geöffnet ist und hole ein Vergleichsangebot. Das ist auch nicht billiger (ich vermute einmal bösartigerweise daher, da der Reisebüromensch der Frau am Schalter noch etwas zugerufen hat), aber hier hätte ich mit Karte zahlen können. Wir kaufen die Tickets für 190,- € pro Nase im Reisebüro und bekommen jetzt auch einen Espresso oder Cappuccino. Immerhin ist der junge Mann, der extra für uns mit seinem kleinen Moped angereist ist, ganz nett.
Um 15:30 Uhr haben wir unsere tickets und brauchen jetzt nur noch eine Unterkunft.

Peter hat jemanden gefunden, der da weiterhelfen kann. Als wir durch die Stadt zur Unterkunft gelotst werden, probiert Peter einen neuen Trick um nachfolgende Autos vom Überholen abzuhalten: er lässt seinen linken Blinker einfach an. Das wäre aber beinahe ins Auge gegangen, als direkt vor ihm ein entgegenkommendes Auto wirklich nach links einbiegt.
Das kleine Hotel, zu dem wir gebracht werden, ist ausgesprochen nett, auch der Besitzer, der Preis (45,- € fürs Zimmer) ist o.k. und wir bekommen zur Begrüßung sogar ein Glas selber eingelegte Oliven geschenkt.



PS: heute hat Peter die 100 000 km Marke auf seinem Moped überschritten. Das müsst ihr ihm erst einmal nachmachen!

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