Freitag, 9. Mai 2014

Delfi (254 km)




In der Nacht spüre ich plötzlich, wie es wärmer wird. Ich liege direkt neben dem Heizkörper, der mich warm anstrahlt. Daher versuche ich ihn im Dunkeln zu zudrehen aber dabei reiße ich den Drehknopf ab, denn er lässt sich nicht drehen, da dies ein elektronisches Thermostat ist. Am Morgen bastle ich dieses Teil wieder zusammen, aber bis dahin habe ich es noch schön warm. Am Morgen werde ich von den Hähnen geweckt, die in der Ferne krähen. Dazwischen mischt sich das Gezwitscher der Vögel. Später erklingt von einem Kloster das Simantron, welches zum Gebet ruft: Ding Dong Ding Ding Dong…

Um 9:00 Uhr starten wir und fahren noch einmal zum Abschied um die Meteora-Klöster herum und dann geht es weiter in Richtung Süden. Zu Beginn fährt Peter wieder voraus. Im nächsten kleineren Ort müssen wir durch das Gewimmel im Zentrum. Gut, dass wir an den Ampeln anhalten müssen, so kann ich unserem Guide die griechisch geschriebenen Verkehrsschilder vorlesen, und dann wissen wir wieder, wo es langgeht. Wir kommen in dieser Stadt nur langsam voran und müssen oft anhalten. Das Thermometer zeigt bereits 27 Grad an, ich fange in meiner Motorradjacke langsam an zu kochen und ich muss an mein Frühstücksei von heute morgen denken.
Wir haben wieder die richtige Richtung gefunden und später übernimmt Gerhard die Führung. (Beide kennen sich aus, denn sie waren schon einmal in Griechenland.)  ;-) An der nächsten Ampel fährt Peter geradeaus, als sie auf grün schaltet aber wir biegen links ab, wie wir es noch auf dem Schild gesehen hatten. Nach kurzer Zeit ist Peter auch wieder da. 

Später geht es dann schnurgerade kilometerweit in Richtung Südosten. Ich habe unterdessen Spaß, mit meiner 30 Jahre alten Landkarte (die hier im Moment noch aktuell ist) und meinem Navi als Kompass, den Weg zu finden. Das ist, wenn man die Schilder entdeckt und lesen kann auch kein Problem. Es geht weiter immer geradeaus und die Straße ist jetzt für mehrere Kilometer als Baustelle gekennzeichnet, aber ich kann niemanden sehen, der hier in irgendeiner Weise arbeitet. Wir fahren 70 km/h obwohl nur 50 erlaubt sind und trotz durchgezogener gelber Linie werden wir immer wieder überholt.


Wir machen kurz Rast an einer ehemaligen Tankstelle. Nur ein lieber Hund ist anwesend und es hat den Anschein, als würde er sein Herrchen vermissen. Anschließend winden wir uns in mehreren Kurven in die Höhe, überqueren wir zwei Pässe und dann geht es auf einer super ausgebauten Straße wieder bergab. Unten angekommen, sagt die Beschilderung, dass es nach Delfi geradeaus geht, aber Peter entschließt sich zu einer kleinen Stadtrundfahrt durch Lamia und biegt rechts ab. Wir fahren durch enge Gassen und zugeparkte Einbahnstraßen und irgendwann ist es soweit, dass wir nach dem Weg fragen müssen. 


Zuerst folgen wir einem roten Lieferwagen und als der nicht mehr weiterweiß, lotst uns ein kleiner Pizzafahrer auf seinem Moped wieder aus der Stadt hinaus und erklärt uns den Weg. Jetzt sind wir wieder auf der Straße auf der wir gekommen sind und fahren dieses Mal an der Kreuzung nicht mehr nach rechts sondern geradeaus.


In einem kleinen Dörfchen essen wir Mittag und beim Essen kommt das Gespräch bereits auf unsere Rückfahrt und die Fähre. G.: „Dort brauchen wir unseren Passport.“ – P.: „Was für ein Passwort?“
Beim Bezahlen stellt sich heraus, dass wir Deutschen auch hier im kleinsten Dorf die Finanzierung der Griechen übernehmen, da wir mit 11,50 € pro Nase für ein Fleischspieß und etwas Salat garantiert den doppelten Betrag wie die Einheimischen zahlen. Auf meine Nachfragen betreffs des Preises stellt der Wirt all seine Fremdsprachenkenntnisse ein und ich bin mit meinem Griechisch am Ende.

Kurz vor 16:00 Uhr erreichen wir Delfi und statten dem Orakel einen Besuch ab. Unterdessen haben wir mit 26 Grad auch sommerliche Temperaturen. Die Frau am Kassenhäuschen ist so nett und wir dürfen unsere schweren Motorradjacken bei ihr lassen. Was wir beim Betreten des Geländes als erstes sehen, sind mit Fotoapparaten bewaffnete Touristen, die hier im Gelände unterwegs sind und jeden Stein fotografieren. 

Viel interessanter finde ich im Moment die kleinen, grünen Heuschrecken, die hier im Gras sitzen und Touristen beobachten. 


Allerdings kann es passieren dass die Touristen, die immer nur auf die alten Steine schauen, schnell einmal so ein Tier zertreten und dann kommen die Ameisen und transportieren die sterblichen Überreste beiseite. 

Hier seht ihr den Tempel des Apollo und da drin wurde wohl orakelt. Ich wusste gar nicht, dass die Anlage so groß ist, aber mit guten Orakelsprüchen hat sich sicherlich auch damals schon gut Geld verdienen lassen.

Hier erlebe ich heute sogar einmal eine Griechin voller Begeisterung bei ihrer Arbeit: Laut lässt sie ihre Trillerpfeife erschallen, wenn ein Besucher versehentlich einmal  zu nahe an einen der alten Steine kommt und winkt ihm dann dass er wieder zurückgeht. Vielleicht ist ja das Orakel noch aktiv und die Griechen wollen verhindern, dass die Wahrheit ans Licht kommt. 

Von Delfi fahren wir noch ein paar Kilometer weiter und haben gegen 18:30 Uhr in einem schönen Bergdorf eine Bleibe für die Nacht gefunden.

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