In
der Nacht spüre ich plötzlich, wie es wärmer wird. Ich liege direkt neben dem
Heizkörper, der mich warm anstrahlt. Daher versuche ich ihn im Dunkeln zu
zudrehen aber dabei reiße ich den Drehknopf ab, denn er lässt sich nicht
drehen, da dies ein elektronisches Thermostat ist. Am Morgen bastle ich dieses
Teil wieder zusammen, aber bis dahin habe ich es noch schön warm. Am Morgen
werde ich von den Hähnen geweckt, die in der Ferne krähen. Dazwischen mischt
sich das Gezwitscher der Vögel. Später erklingt von einem Kloster das
Simantron, welches zum Gebet ruft: Ding Dong Ding Ding Dong…
Um
9:00 Uhr starten wir und fahren noch einmal zum Abschied um die Meteora-Klöster
herum und dann geht es weiter in Richtung Süden. Zu Beginn fährt Peter wieder
voraus. Im nächsten kleineren Ort müssen wir durch das Gewimmel im Zentrum.
Gut, dass wir an den Ampeln anhalten müssen, so kann ich unserem Guide die
griechisch geschriebenen Verkehrsschilder vorlesen, und dann wissen wir wieder,
wo es langgeht. Wir kommen in dieser Stadt nur langsam voran und müssen oft
anhalten. Das Thermometer zeigt bereits 27 Grad an, ich fange in meiner
Motorradjacke langsam an zu kochen und ich muss an mein Frühstücksei von heute
morgen denken.
Wir
haben wieder die richtige Richtung gefunden und später übernimmt Gerhard die
Führung. (Beide kennen sich aus, denn sie waren schon einmal in
Griechenland.) ;-) An der nächsten Ampel
fährt Peter geradeaus, als sie auf grün schaltet aber wir biegen links ab, wie
wir es noch auf dem Schild gesehen hatten. Nach kurzer Zeit ist Peter auch
wieder da.
Später
geht es dann schnurgerade kilometerweit in Richtung Südosten. Ich habe
unterdessen Spaß, mit meiner 30 Jahre alten Landkarte (die hier im Moment noch
aktuell ist) und meinem Navi als Kompass, den Weg zu finden. Das ist, wenn man
die Schilder entdeckt und lesen kann auch kein Problem. Es geht weiter immer
geradeaus und die Straße ist jetzt für mehrere Kilometer als Baustelle
gekennzeichnet, aber ich kann niemanden sehen, der hier in irgendeiner Weise
arbeitet. Wir fahren 70 km/h obwohl nur 50 erlaubt sind und trotz durchgezogener
gelber Linie werden wir immer wieder überholt.
Wir
machen kurz Rast an einer ehemaligen Tankstelle. Nur ein lieber Hund ist
anwesend und es hat den Anschein, als würde er sein Herrchen vermissen.
Anschließend winden wir uns in mehreren Kurven in die Höhe, überqueren wir zwei
Pässe und dann geht es auf einer super ausgebauten Straße wieder bergab. Unten
angekommen, sagt die Beschilderung, dass es nach Delfi geradeaus geht, aber
Peter entschließt sich zu einer kleinen Stadtrundfahrt durch Lamia und biegt
rechts ab. Wir fahren durch enge Gassen und zugeparkte Einbahnstraßen und
irgendwann ist es soweit, dass wir nach dem Weg fragen müssen.
Zuerst folgen
wir einem roten Lieferwagen und als der nicht mehr weiterweiß, lotst uns ein
kleiner Pizzafahrer auf seinem Moped wieder aus der Stadt hinaus und erklärt
uns den Weg. Jetzt sind wir wieder auf der Straße auf der wir gekommen sind und
fahren dieses Mal an der Kreuzung nicht mehr nach rechts sondern geradeaus.
In
einem kleinen Dörfchen essen wir Mittag und beim Essen kommt das Gespräch
bereits auf unsere Rückfahrt und die Fähre. G.: „Dort brauchen wir unseren
Passport.“ – P.: „Was für ein Passwort?“
Beim
Bezahlen stellt sich heraus, dass wir Deutschen auch hier im kleinsten Dorf die
Finanzierung der Griechen übernehmen, da wir mit 11,50 € pro Nase für ein
Fleischspieß und etwas Salat garantiert den doppelten Betrag wie die
Einheimischen zahlen. Auf meine Nachfragen betreffs des Preises stellt der Wirt
all seine Fremdsprachenkenntnisse ein und ich bin mit meinem Griechisch am
Ende.
Kurz
vor 16:00 Uhr erreichen wir Delfi und statten dem Orakel einen Besuch ab.
Unterdessen haben wir mit 26 Grad auch sommerliche Temperaturen. Die Frau am
Kassenhäuschen ist so nett und wir dürfen unsere schweren Motorradjacken bei
ihr lassen. Was wir beim Betreten des Geländes als erstes sehen, sind mit
Fotoapparaten bewaffnete Touristen, die hier im Gelände unterwegs sind und
jeden Stein fotografieren.
Viel interessanter finde ich im Moment die kleinen,
grünen Heuschrecken, die hier im Gras sitzen und Touristen beobachten.
Allerdings
kann es passieren dass die Touristen, die immer nur auf die alten Steine
schauen, schnell einmal so ein Tier zertreten und dann kommen die Ameisen und
transportieren die sterblichen Überreste beiseite.
Hier
seht ihr den Tempel des Apollo und da drin wurde wohl orakelt. Ich wusste gar
nicht, dass die Anlage so groß ist, aber mit guten Orakelsprüchen hat sich
sicherlich auch damals schon gut Geld verdienen lassen.
Hier
erlebe ich heute sogar einmal eine Griechin voller Begeisterung bei ihrer
Arbeit: Laut lässt sie ihre Trillerpfeife erschallen, wenn ein Besucher
versehentlich einmal zu nahe an einen
der alten Steine kommt und winkt ihm dann dass er wieder zurückgeht. Vielleicht
ist ja das Orakel noch aktiv und die Griechen wollen verhindern, dass die
Wahrheit ans Licht kommt.
Von
Delfi fahren wir noch ein paar Kilometer weiter und haben gegen 18:30 Uhr in
einem schönen Bergdorf eine Bleibe für die Nacht gefunden.
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