Donnerstag, 1. Mai 2014

1.Mai





Heute ist der erste Mai und auch in Griechenland ein Feiertag. Anders als bei uns feiern die Griechen dann auch: Sie schmücken ihre Autos mit Blumen und fahren zum Picknick aufs Land.


Wir tauschen heute unsere Motorräder gegen vier - sagen wir schnuckelige – Fahrräder aus, und machen eine Tour im Nestos-Delta. An der ersten Tankstelle pumpen wir noch einmal Luft auf und dann geht es los.



Allerdings habe ich schon nach ca. 2 km das Gefühl, mindestens 10 km gefahren zu sein. Da ich der jüngste bin, habe ich wohl auch das kleinste Fahrrad bekommen und obwohl ich schon 3x den Sattel höher gestellt habe, stoße ich beinahe immer noch mit meinen Knien an den Lenker. Ich trample wie ein Weltmeister, komme aber kaum voran. Jetzt schlafen mir auch noch die Hände ein, da die Lenkergriffe so ein irres Profil haben…
Die erste Pause machen wir an der Kapelle von Kerya.  Diese ist als Einziges bei einer Überschwemmung stehengeblieben und auf der anliegenden Wiese ist heute Party angesagt. Die Leute, die hier einst gewohnt haben, nutzen diese Fläche als riesigen Grillplatz. Dazu spielt live laute Musik, verstärkt aus vier großen Lautsprechern. Übrigens feiert der alte Mann im Hintergrund auf dem Foto in wenigen Tagen seinen 100. Geburtstag.



Nach dieser Pause zieht sich der Weg auf dem Nestos-Damm kilometerlang weiter. Es ist ruhig, die Vögel singen und wir begegnen nur einem Schäfer mit seiner Herde .



Als wir endlich, gegen 13:00 Uhr das ersehnte Kaffee erreichen, sind die wenigen Tische alle belegt, so dass uns nichts anderes übrig bleibt, als zu warten. Aber das hat sich gelohnt, denn der Tisch, der für uns frei wird, liegt direkt am Ende der Terasse mit Blick auf den Fluss. Bevor wir etwas zu Essen bekommen, müssen wir uns noch etwas Zigeunermusik von einem Paar mit Fiedel und Tambourin, welches von Tisch zu Tisch zieht, über uns ergehen lassen. 



Hinter dem Fluss ziehen derweil dunkle Wolken herauf und es stellt sich die Frage, was eher da sein wird: unser Essen oder das Gewitter. Kurz darauf kommen schon die nächsten Musiker: Diesmal zwei Männer mit einer Trommel und einer schrecklich lauten Tröte, die ich bisher nur von Schlangenbeschwörern kenne. Unterdessen hat auch der Regen eingesetzt, aber wir sitzen Gott sei Dank im Trockenen und warten bei einem Mythos bzw. Wein auf unser Essen. Als ich auf die Toilette gehe, entdecke ich, dass die Küche heute nicht im Hause ist, sondern daneben.



Plötzlich wird es richtig kühl und ein ohrenbetäubender Regenguss prasselt hernieder. Er trommelt auf das Blechdach über uns und zeitweise sind auch Hagelkörner dabei. Einen Teller griechischen Salat haben wir bereits, während wir noch auf die Fleischspieße warten müssen. Ob die Kohle im Grill wohl noch brennt?



Nach fünf Minuten ist der Regen wieder vorbei und kurz darauf kommt auch unser Essen. Zigeunerkinder gehen bettelnd von Tisch zu Tisch, andere versuchen mit dem Verkauf von Luftballons ihren Lebensunterhalt zu verdienen.



Als wir mit dem Essen fertig sind, kommt auch die Sonne zum Vorschein und es wird wieder wärmer. So können wir trocken zurückradeln. Es gibt für uns nur einen Weg zurück auf dem Damm und der ist auch am Nachmittag genau so schrecklich lang wie bei der Herfahrt. Bei dem Gedanken daran, schmerzt mir der Hintern. :-( Die einzige Abwechslung während einer Stunde Geradeausfahrt auf dem bewaldeten Damm waren diese gelben Lilien im Wasser.



Bei dem früheren Dorf Kerya halten wir noch einmal und trinken einen Kaffee. Die Musiker spielen immer noch und jetzt tanzen auch ein paar Leute dazu mit erhobenen Armen. Jung und Alt feiern miteinander, bis plötzlich der Strom ausfällt und alle die Sicherung suchen. 



Der Schaden ist schnell behoben, so dass die Party weitergehen kann. Wir jedoch brechen langsam wieder auf, denn wir brauchen noch einmal eine weitere Stunde, um zurückzuradeln. Punkt 18:00 Uhr sind wir wieder in unserem kleinen Restaurant bei Katharina am Hafen, wo wir den Fähren beim Ablegen zuschauen.


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