Freitag, 30. Mai 2014

Katholikentag Regensburg






Aller zwei Jahre findet immer in einer anderen deutschen Großstadt der Katholikentag statt. 2016 wird er in Leipzig sein und seit zwei Tagen läuft er in Regensburg. Gestern bin ich mit dem Zug dahin gefahren. Anfänglich war ich fast ganz allein im Zug von Augsburg nach Ingolstadt, kurz vor Regensburg stiegen dann schon viele Katholikentagsbesucher zu und als ich in Regensburg ankam, war ich plötzlich mittendrin im Gewühl. Ich kaufte mir ein Tagesticket und erkundete relativ planlos die Stadt und das Event, denn einen genauen „Laufplan“ zu erstellen, hätte mich bei dem über 500 Seiten dicken Programm mindestens einen Tag gekostet und am Ende hätte ich u.U. wieder davon abweichen müssen, wenn Veranstaltungen überfüllt sind oder ich den Ort nicht rechtzeitig erreicht hätte.



So führte mich der Weg zunächst einmal in den Dom, einer der bedeutendsten Kathedralen in Deutschland. Im Stil der französischen Gotik wurde im Mittelalter 250 Jahre daran gebaut. Sein Gewölbe erstreckt sich in einer Höhe von 32 Metern über dem Mittelschiff und vermittelt die Idee vom „Baldachin der Religion“ So wie ein Baldachin schützt und Zugehörigkeit schenkt, erfährt der Besucher, der nach oben blickt, diesen Baldachin über sich ausgebreitet: Das Gotteshaus gibt Sicherheit in Gefahren, Übersicht in der Unübersichtlichkeit. Eine Herberge inmitten der Heimatlosigkeit der Welt. 



Ich beobachte das ununterbrochene Kommen und Gehen der Pilger und lausche den Klängen der Orgel, die 2009 geweiht wurde und zu der der Organist mit einem Fahrstuhl hinauffahren muss, um sie zu spielen. Als ich die Kirche wieder verlasse, komme ich an dem kleinen Teufel vorbei, der am Eingangsportal in Stein gemeißelt sitzt und gezwungen ist, ständig in´s Innere der Kirche (also zum Guten) zu schauen. 




Ich schlendere ein wenig durch die Stadt und als der Regen stärker wird, gehe ich in die nächste Kirche. 



Es ist die Schottenkirche, wo gerade das Mittagsgebet stattfindet. Die Bänke sind alle besetzt, so voll ist die Kirche und die Menschen singen und beten mit: „Der Herr wir dich mit seiner Güte segnen, er zeige freundlich dir sein Angesicht, der Herr wird mit Erbarmen dir begegnen und leuchten soll dir seines Friedens Licht.“


Dann führt mich mein Weg weiter in die Dreieinigkeitskirche, wo ich mir einen Vortrag zum Thema „Wendepunkte des Christentums“ anhöre. Der Referent, der extra aus Paderborn angereist ist, spricht wie immer mit seiner etwas weinerlichen Stimme druckreif ohne Konzept über eine Stunde lang. Auch wenn es mir schwer fällt, den roten Faden in seiner Rede zu finden, da er oft lange Exkurse einfügt, so bewundere ich doch sein phänomenales Gedächtnis und habe das Gefühl, dass der Mann schneller Bücher schreibt, als andere lesen können. Am Ende seiner Rede erwähnt er den Propheten Jesaja, dessen Worte im 31. Kapitel vielleicht auch die Quintessenz seines Vortrages waren: „So spricht der Herr: … Mit ewiger Liebe habe ich dich geliebt, / darum habe ich dir so lange die Treue bewahrt. …Seht, es werden Tage kommen - Spruch des Herrn -, in denen ich … einen neuen Bund schließen werde, … Ich lege mein Gesetz in sie hinein und schreibe es auf ihr Herz. … Keiner wird mehr den andern belehren, …“



Anschließend schlendere ich noch über die Kirchentagsmeile, hole mir Informationen an verschiedenen Ständen und treffe Studienfreunde wieder, die ich schon fast 20 Jahre nicht mehr gesehen habe. Ich bin überrascht und freue mich über das Wiedersehen. Der Rückweg führt mich über die Donau wieder in Richtung Bahnhof.


Dankbar bin ich für den Regenumhang, den ich im Zug von der Bahngesellschaft (agilis) als kleine Aufmerksamkeit geschenkt bekommen habe. Er hat mir gute Dienste geleistet und gerade als ich überlege, was ich nun mit ihm mache, spricht mich ein Mann auf diesen Umhang an. Ich bin froh, einen Abnehmer gefunden zu haben und er freut sich darüber, denn er kann ihn in den kommenden Tagen noch gut gebrauchen (falls es da noch regnet).


Bevor mich der Zug wieder nach Hause bringt, erlebe ich auf dem Nachbargleis noch die Abfahrt einer Dampflok.

PS. Im Regensburger Dom ist mir auch der Erzengel Michael wieder begegnet. ;-)



Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen