Heut
heißt es Abschied nehmen von Lorenz, der jetzt in seinem zweiten Zuhause in
Keramoti bleibt. Vielen Dank noch einmal für seine Gastfreundschaft, die es uns
ermöglichte, eine Woche in seinem schönen Ferienhaus zu wohnen. Wir werden es
und ihn bei unserer weiteren Reise vermissen. So brechen wir um 8:30 Uhr auf
und frühstücken noch einmal an uns bereits vertrauter Stelle am Hafen.
Dann
geht es auf die Autobahn, auf der wir erst einmal eine Tankfüllung leer fahren.
Das ist keineswegs langweilig oder eintönig, denn Autobahn ist hier völlig
anders als in Deutschland. Zunächst ist sie sehr kurvenreich (wie eine
Alpenstraße) und auf 70 km/h begrenzt. Da wir aber in Griechenland ganz, ganz
selten Polizisten auf der Straße gesehen haben, setzen wir diese Begrenzungen
für uns einfach außer Kraft. So macht es richtig Spaß und wir kommen gut voran.
Die Autobahn trägt den Namen der alten via egnatia, welche früher die
Verbindung von Rom nach Byzanz gewesen ist. Die Sonnen scheint, der gelbe
Ginster blüht und duftet am Straßenrand uns eine zeitlang haben wir immer den
Blick auf´s Meer.
Drei
Mal müssen wir kurz halten, um Maut zu zahlen. Dann gleiten unsere Motorräder
auf der ruhigen Straße sanft dahin. Es sind nur wenige Autos unterwegs und
zeitweise ist die Autobahn ganz leer, und machmal gibt es auf der Autobahn mehr Frösche als Autos.
Wir
sind die ersten 200 Kilometer immer in Richtung Thessaloniki unterwegs und ich
frage mich, wie schnell wohl Paulus damals vorangekommen ist und ich versuche
mich zu erinnern, was er später an die Thessalonicher geschrieben hat. Ich
werde auch öfter an den Auszug an Ägypten erinnert, denn an jeder
Autobahnausfahrt steht der Name des zweiten Buches der Bibel. ("Exodus" lautet die gelbe, griechische Bezeichnung über dem Wort "Exit")
Die
Strecke führt jetzt durch mehrere kurze Tunnel und so geht es immer rein und
raus. ;-) Später
verspüre ich plötzlich einen Druck auf den Ohren und ich merke, dass es spürbar
kälter wird. Die Temperatur ist auf 18 grad abgesungen, ich schaue auf meinen
Höhenmesser und sehe, dass wir bereits auf 856 m geklettert sind. In der Ferne liegt Schnee auf den
Gipfeln der Berge.
Wir
machen einen Stopp auf einem leeren Autobahnparkplatz und essen eine
Kleinigkeit vom Grill, den der Imbissbesitzer dort betreibt. Es geht weiter und
Peter fährt wieder voraus. Obwohl wir jetzt nur noch zu Dritt unterwegs sind,
haben wir immer noch Probleme, gemeinsam abzufahren, wenn wir einmal gehalten
haben. Gerhard hat gerade gesagt, dass er jetzt vorausfährt, aber Peter fährt
plötzlich los und ich bin überhaupt noch gar nicht startklar. Dann hat Peter
auch das Talent, oft an gefährlichen und unübersichtlichen Stellen stehen zu
bleiben, diesmal steht er in der Einfädelspur, um auf uns zu warten. Gott sei
Dank ist bisher noch nichts passiert. Außerdem fahren wir ja jetzt, da wir vom
Athos zurück sind, unter dem persönlichen Schutz der Gottesmutter, denn ich
habe einen Aufkleber von ihr auf meinen Gepäckkoffer geklebt und wie ich später
merke, kann ich diesen sogar bei der Fahrt im Rückspiegel sehen. So hoffe ich,
dass Maria auch ein Auge auf uns hat.
Nachdem wir die Autobahn verlassen haben, kommen wir an einer schönen Schlucht vorbei und dann ist es auch gar nicht mehr weit bis zu unserem Ziel.
Kurz
vor 16:00 Uhr erreichen wir unser Tagesziel: die Meteora-Klöster. Wir haben die
425
km bis dahin
heute bei einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 91 km/h in 4 h 40 min. reiner Fahrzeit geschafft.
Diese Klöster in der Nähe der Stadt Kalambaka gehören zum ebenfalls zum UNESCO-Weltkulturerbe. Der Name „Metéora“ leitet sich von „meteorizo“ ab, was „in die Höhe heben“ bedeutet. Dieser Name beschreibt die Lage der Klöster, die auf hohen Sandsteinfelsen gebaut wurden und bei dunstiger Luft manchmal zu schweben scheinen. Die gesamte Anlage besteht aus 24 einzelnen Klöstern und Eremitagen, von denen heute nur noch sechs bewohnt sind. Die restlichen achtzehn Klöster sind entweder zu schwer zu erreichen oder wurden wegen Einsturzgefahr verlassen.
Bevor wir uns eine Unterkunft suchen, schauen wir uns noch eines der Klöster hier an. Es ist das Frauenkloster St. Stefan. Wir treffen einen Mann, der uns eine Unterkunft empfiehlt, bzw. vermitteln will, aber das scheint sein Tagesgeschäft zu sein, denn er fährt mit seiner Empfehlung auf seinem kleinen Motorroller von einem Tourist zum nächsten… Offensichtlich mit wenig Erfolg, denn nachdem wir uns die empfohlene Unterkunft angesehen haben, fahren wir auch weiter. Wir schauen uns noch ein paar Herbergen an, finden dann eine passende Unterkunft für uns drei, duschen kurz und dann drehe ich noch eine kleine Fototour um die Klöster, bevor ich bei einem Mythos meinen Tagesbericht schreibe.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen