Sonntag, 4. Mai 2014

Lydia






Lydia war eine Purpurhändlerin, daran erinnere ich mich noch aus meinem Griechisch-Unterricht. Sie war die erste Christin auf europäischem Boden, denn als Paulus damals in Philippi vorbeikam, ließ sie sich von ihm taufen. Im 16. Kapitel der Apostelgeschichte heißt es: 
„Eine Frau namens Lydia, eine Purpurhändlerin aus der Stadt Thyatira, hörte zu; sie war eine Gottesfürchtige und der Herr öffnete ihr das Herz, sodass sie den Worten des Paulus aufmerksam lauschte. Als sie und alle, die zu ihrem Haus gehörten, getauft waren, bat sie: Wenn ihr überzeugt seid, dass ich fest an den Herrn glaube, kommt in mein Haus und bleibt da.“



Die Taufstelle habe ich mir gestern angesehen und gleich daneben steht eine orthodoxe Kirche mit den Ikonen von Lydia und Paulus.



Und dann ist mir gestern noch etwas passiert, was ich selbst noch nicht richtig einordnen kann: Als wir in Philippi Rast machen und ich in der kleinen Gaststätte auf die Toilette gehe, die im Keller ist, sehe ich an der Tür ein großes Poster, dass mich zweifeln lässt, ob dies wirklich der Eingang zur Toilette ist. Da sind lebensgroß zwei nackte Frauen abgebildet, die mich anlächeln und eine Lederpeitsche in der Hand habe. Wow, denke ich, da muss ich nachher noch einmal mit meinem Fotoapparat herunterkommen. Als ich diesen zur Hand nehme, versagt er mir aber seine Dienste. Hmmm. Ich drücke alle möglichen Knöpfe, aber nichts geht mehr. Das Objektiv bleibt ausgefahren, der bleibt Bildschirm dunkel und das Wort, was mir durch den Kopf geht, beginnt mit S-C-H. Ich nehme den Akku heraus, warte eine Weile und stecke ihn wieder herein – es geht immer noch nichts. Nach dieser Reise wollte ich mir schon noch einen neuen Fotoapparat kaufen, aber jetzt für unterwegs bin ich auf diesen angewiesen. Außerdem hatte ich mir für diesen gerade einen elektronischen Sucher gekauft und übermorgen fahren wir auf den Athos, wo ich so schnell nicht mehr hinkomme. Was tun? Guter Rat war jetzt teuer. Ich lege den Fotoapparat mit ausgefahrenem Objektiv in mein Topcase und mir bleibt die Hoffnung, dass ich ihn vielleicht durch das Rütteln zu neuem  Leben erwecken kann. 


So fahren wir in das antike Philippi und zur Taufstelle von Lydia und ich glaube, ich fass es nicht, der Apparat lässt sich tatsächlich wieder einschalten. Was soll ich jetzt dazu sagen???  Er schaltet sich zwar momentan nach einer gewissen Zeit nicht mehr selber aus und das Objektiv bleibt ausgefahren, aber ich kann, Gott sei Dank, wieder fotografieren. 



Vielleicht wollte mich mein Fotoapparat, so wie Paulus damals darauf hinweisen, wie wir recht leben sollen und was wir besser lassen. Im 3. Kapitel schrieb er an die Philipper: 
Ahmt auch ihr mich nach, Brüder, und achtet auf jene, die nach dem Vorbild leben, das ihr an uns habt. Denn viele … leben als Feinde des Kreuzes Christi. Ihr Ende ist das Verderben, ihr Gott der Bauch; ihr Ruhm besteht in ihrer Schande; Irdisches haben sie im Sinn. Unsere Heimat aber ist im Himmel. …“




2 Kommentare:

  1. Lieber Michael,
    deine Reiseberichte sind wirklich ein Quell der Freude, ich amüsiere mich köstlich und du schreibst so lustig, ich glaube , ich bin dabei.
    Deine Bibelstellen, die du anfügst, sind mir sehr wichtig und freuen mich, habe sie in der Bibel gleich nachgeschaut und ganz gelesen.
    mIt Paulus gabe ich ja so meine kleinen Probleme, wie er die Frau usw. in der Kirche sieht, das ist schon gewöhnungsbedürftig. Manmuß es halt aus seiner Zeit aus sehen.
    Aber die Geschäftsfrau Lydia hat ihm anscheinend imponiert! Intelligenz, Geld und vielleicht auch noch Schönheit sind aber auch eine starke Mischung, der sich auch Paulus nicht verschließen konnte ,
    Sehr gelacht habe ich, daß dein Foto bei den Sado-Maso-Bildern an der Türe im Keller versagt hat.
    Das war ohne Zweifel die Hl. Lydia, die die schönen Bilder auf deinem Foto nicht beschmutzt wissen wollte und mit weiblichem Scharfsinn den Frevel zu verhindern wußte!!!
    Also, halte dein Objektiv sauber!!!
    Ulla

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  2. Das interessanteste der Bild der Reise und die Technik versagt ; )
    Bist Du der einzige mit einem Kasten der die Seelen festhält?
    Kalte Grüße aus Radeberg (3°C)

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