Freitag, 18. April 2014

Bautzen II




Entwürdigend, unmenschlich, verachtend waren bis zum Fall der Deutschen Mauer die Verhältnisse in der Haftanstalt Bautzen II, dem sogenannten Stasi-Knast. Menschen, die anders dachten, als es die DDR-Diktatur vorschrieb, Menschen, die erkannten, dass die DDR ein Unrechtsstaat war und die sich dagegen auflehnten oder ausreisen wollten, galten als Staatsfeinde, als Verräter und konnten sich ganz schnell, auch ohne richterliches Urteil, in Bautzen wiederfinden. 



Der Name dieser sächsischen Kleinstadt steht im öffentlichen Bewusstsein wie kein anderer für Unrecht und politische Verfolgung in der sowjetischen Besatzungszone Deutschlands (SBZ) und in der DDR.



Vielleicht trifft der Psalm 31, der heute am Karfreitag gelesen wird, auch die Gedanken der damals zu Unrecht Inhaftierten: 

„Herr, ich suche Zuflucht bei dir. / Lass mich doch niemals scheitern; / rette mich in deiner Gerechtigkeit! Wende dein Ohr mir zu, /erlöse mich bald! … Du wirst mich befreien aus dem Netz, das sie mir heimlich legten; / denn du bist meine Zuflucht. In deine Hände lege ich voll Vertrauen meinen Geist; / du hast mich erlöst, Herr, du treuer Gott. … du hast mein Elend angesehn, / du bist mit meiner Not vertraut. … In Kummer schwindet mein Leben dahin, / meine Jahre verrinnen im Seufzen. Meine Kraft ist ermattet im Elend, / meine Glieder sind zerfallen. … Ich höre das Zischeln der Menge - Grauen ringsum. / Sie tun sich gegen mich zusammen; / sie sinnen darauf, mir das Leben zu rauben. … Ich aber, Herr, ich vertraue dir, / ich sage: «Du bist mein Gott.  … entreiß mich der Hand meiner Feinde und Verfolger! »  Herr, lass mich nicht scheitern, / denn ich rufe zu dir. Scheitern sollen die Frevler, / verstummen und hinabfahren ins Reich der Toten. Jeder Mund, der lügt, soll sich schließen, / der Mund, der frech gegen den Gerechten redet, / hochmütig und verächtlich. …Liebt den Herrn, all seine Frommen! / Seine Getreuen behütet der Herr, / doch den Hochmütigen vergilt er ihr Tun mit vollem Maß.“



Heute, d.h. bereits seit 20 Jahren, befindet sich in dieser Anlage, die übrigens weiterhin im Bauzustand von 1989/90 ist, eine Gedenkstätte, die an die politischen Gefangenen der DDR erinnert. Der damalige Leiter und Verantwortliche für die hier begangenen Verbrechen lebt frei als Rentner in Bautzen.



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