Montag, 28. April 2014

nach Keramoti (458 km)




Heut war die Abfahrt um 9.00 Uhr geplant. Das hätten wir auch beinah geschafft, wenn ich nicht noch so lange Fotos für den Blog hochgeladen hätte… Lorenz wollte heute unbedingt bis zu seinem Ferienhaus in Keramoti kommen, welches noch 458 km von uns entfernt war. Nach 6 Stunden 50 Minuten reiner Fahrzeit hatten wir es auch geschafft und sind um 20:00 Uhr gut am ersehnten Ziel angekommen.





Bis dahin hatten wir auch viel erlebt. Zunächst machten wir einen kurzen Stopp und schauten uns das Klisura-Kloster an.


Dann ging es über einen Pass mit 1400 m Höhe. Gestern haben wir auf den Bergen in der Ferne noch Schnee gesehen und nun arbeiteten wir uns Kurve für Kurve in die Höhe. Mein Navi diente mir als Höhenmesser und im Display vom Motorrad hatte ich die Temperaturanzeige, so konnte ich beobachten, wie alle 100 Meter die Temperatur um ein Grad sank. Von 16 Grad ging es auf 9 Grad zurück.

Dann führte die Straße in den Bergen weiter, ab und an kamen ein paar Dörfer und vor den Häusern standen kleine Tische mit Honiggläsern zum Verkauf.

Als die holprige Strecke zu Ende war und eine schöne Straße sich vor uns ausbreitete, waren bösartigerweise "60 km/h"-Schilder mit dem Zusatz "Radar" aufgestellt…

Uns saß die Zeit im Nacken und in versteckten Buchten saß die Polizei.





Als wir die Umfahrung um Sofia erreichten, war die Straße wieder voller LKW´s und es fing an, leicht zu nieseln. Sicherheitshalber zogen wir schon einmal unsere Regensachen an. Dann ging es für ein paar Kilometer mal wieder im Stopp und Go weiter, da sich die erhoffte Autobahn als eine Baustelle entpuppte. Als diese vorbei war, konnten wir dann ca. 20 km auf einer super ausgebauten Autobahn weiterfahren. (Die heutige Durchschnittsgeschwindigkeit lag übrigens bei 67 km/h).

Beim nächsten Tankstopp war die Überlegung, einen kurzen Abstecher zu den Rilaklöstern zu machen. D.h. wir hätten uns dann geteilt, denn für Lorenz gab es heute wie gesagt nur ein Ziel. Wir beschlossen, diese Entscheidung an der Abfahrt zu den Klöstern zu machen, aber da ich nicht wusste, wie weit es bis dahin noch ist, fragte ich an der Tankstelle. Ca. 100 km war die Auskunft (Das stimmte aber nicht, denn es waren nur knapp 60 km, wie sich später herausstellte. Wahrscheinlich haben die Bulgaren ein anderes Gefühl für die Entfernungen) Auf meine Frage, ob denn jemand das Dorf, in dem sich die Abfahrt befindet in sein Navi eingeben kann, bekam ich zur Antwort: „Ich habe es schon versucht, geht aber nicht!“ oder „In meinem Navi ist schon die Griechenlandkarte“ O.k. Also hieß es, wir merken uns einfach den Ort „Kocerinovo“ und der Guide des Tages sagte: „ Ich fahr jetzt erst einmal 100 km und falls ich den Ort übersehe, dann hupt ihr mich einfach von hinten an.“ Ob das funktionieren würde, bezweifelte ich schon kurz nach der Abfahrt, denn als Peter da noch einmal anhalten musste, holten wir unseren Guide erst nach 5 km wieder ein. Nach ca. 60 km kam dann ein braunes Hinweisschild zu den Rilaklöstern mit der Aufschrift „35 km“ und einem Pfeil nach links. Unser Guide, der dies so interpretierte, dass die Abzeigung erst nach 35 km kommt, sauste natürlich im Volltempo am Kyrillisch geschriebenen Abfahrtsschild vorbei. Da half auch kein Hupen oder Blinken. Nach 2 km gelang es, die letzten drei Fahrer zum Anhalten zu bringen, der erste fehlte aber. Er kam dann doch ein paar hundert Meter weiter zum Stehen, allerdings war da die Fahrbahn geteilt, so dass er nicht zurückkommen konnte. Jetzt war die Entscheidung, Rilaklöster, oder nicht. 



Die Entscheidungshilfe war eine dicke pechschwarze Wolke über dem Gebirge, die jeden Augenblick abzuregnen drohte und so entschlossen wir uns, gemeinsam weiterzufahren. Vielleicht war dies ja auch ein Wink des Himmels bzw. göttliches Zeichen, die Gruppe nicht zu teilen. Also fuhren wir weiter, d.h. Gerhard fuhr schon einmal vor, um Lorenz Bescheid zu geben, dass wir kommen. Der war jetzt unterdessen weitergefahren, um an der nächstmöglichen Stelle zu wenden und zu uns zurückzukommen. Ich habe ihn auf der Gegenfahrbahn kommen sehen, aber Gerhard hat ihn nicht gesehen… Peter blieb dann wieder stehen, da er sich wunderte, warum Gerhard nicht hier ist, wo Lorenz noch vor 5 Min. gestanden hatte.





Lorenz kam dann wieder von hinten zu uns und so sausten wir alle drei dem Gerhard hinterher. Nach 5 km hatte er wohl seine Suche nach Lorenz aufgegeben und wartete auf uns. So waren wir wieder vollzählig und brauchten als nächstes erst einmal einen kleinen Imbiss. Wir beschlossen, dass Gerhard vorausfährt, da er den größten Hunger hatte und auch die besten Augen, um eine Gaststätte zu finden, aber schwupps war Peter in Führungsposition. Gerhard entdeckte alsbald ein Restaurant, wir kamen gerade noch rechtzeitig zum Stehen und Peter war auch bald wieder zurück.





Gestärkt ging es dann weiter immer in Richtung „Kulata“, dem letzten kleinen Ort in Bulgarien an der Grenze zu Griechenland. Bis dahin übernahm ich jetzt die Führung. Das war allerdings auch nicht so einfach, denn auf dieser Strecke wechselten sich kilometerlang ca. alle 300 Meter die Schilder „Überholverbot“ und „Überholverbot Ende“  ab, so dass jeder normale Mensch irgendwann den Überblick verliert, ob er jetzt überholen darf oder nicht. Für die meisten Bulgaren sind diese Schilder offensichtlich sowieso unsichtbar, denn sie überholen auch an den unübersichtlichsten Stellen. Erschwerend kommt hinzu, dass ganz selten auch einmal ein Schild „60“ auftaucht, dass dann aber nirgends aufgelöst wird und für die gesamte Strecke gilt, denn es kommt immer wieder einmal so ein Schild und immer wieder einmal ist versteckt eine Polizeistreife zu entdecken...





Kurz vor der Grenze gibt es dann zu allem Übel auch noch eine Umleitung und wir müssen ca.10 km in Richtung Gebirge fahren, wo schon von weiten zu erkennen ist, was gleich auf uns zukommen wird: Es sind nicht nur dunkle Wolken, sondern auch richtig schöne Regenschwaden. Ich halte kurz an, damit wir noch unsere Regenhandschuhe überziehen können und dann ergießt sich der erste Schauer über uns. Pferdegspanne suchen Schutz unter Bäumen, die Straßen werden zu Flüssen und entgegenkommende Autos spritzen meterhohe Fontänen in die Höhe. Als die Umleitung vorbei ist, ist auch das Unwetter vorbei. Das war die erste Regenprobe.





An der Grenze war alles wieder trocken, wir tankten noch einmal den billigen Benzin in Bulgarien und verließen dann dieses Land. Aber in Griechenland wurden wir auch nicht mit Sonnenschein empfangen, so wie ich mir das eigentlich vorgestellt hatte. Gleich ein paar Kilometer hinter der Grenze gab es den nächsten Regenschauer, der den ersten noch einmal zu übertreffen versuchte. Zeitlich ist ihm das auf jeden Fall gelungen. Die Schlaglöcher waren jetzt unsichtbar, denn sie waren unter riesigen Pfützen verborgen. Das brachte interessante Überraschungen.





Jetzt hatte ich auch keine Lust mehr auf weitere Pausen im Regen sondern sehnte mich nach der griechischen Sonne oder nach einer trockenen Unterkunft. Die Fahrt im Regen dauerte jedoch noch eine Weile, aber auch dieser Regenschauer hatte irgendwann einmal ein Ende. Nur unsere Tour hatte immer noch kein Ende. Aber Gott sei Dank war der Regen vorbei. Jetzt hätte ich gern meine Regen-Überhandschuhe wieder ausgezogen. Mit diesen „Polo-Plastiktüten“ sind meine Hände trocken geblieben, aber die Bewegung der Hände beim Kuppeln, Bremsen oder Blinken ist halt eingeschränkt. Mir ist klar, dass es für Lorenz kein Halt mehr gibt, bevor er nicht an seinem Ferienhaus angekommen ist. Für einen kurzen Moment habe ich den Gedanken, die Überhandschuhe bei der Fahrt auszuziehen, verwerfe ihn aber gleich wieder. Das ist einfach zu gefährlich. Also weiter. 



Übrigens habe ich entdeckt, dass ich mein Navi auch ohne detailliertes Kartenmaterial hervorragend nutzen kann, denn es zeigt mir die großen Städte und auch die Hauptstraßen an. Ich habe es auf den Maßstab 1cm = 12 km eingestellt und so sehe ich, dass wir uns langsam der Küste und somit unserem Ziel nähern. Toll. Trotzdem wäre ich jetzt gern diese Überhandschuhe los. An der nächsten Kreuzung merke ich zu spät, dass ich die Wartephase bei Rot hätte nutzen können, um die Dinger los zu werden und so warte ich auf die nächste rote Ampel. Die kommt dann auch und es gelingt mir, ruck zuck, mich von den Handschuhen zu befreien. Jetzt macht Motorradfahren wieder richtig Spaß, zumal ich dank meiner Regenkleidung auch trocken geblieben bin. 



Es sind nur noch 20 km bis zum Ziel und unsere Fahrt hat endlich bald ein Ende.

Da setzt noch einmal ein kurzer Regenschauer ein, aber der kann uns nichts mehr anhaben, denn wir wissen in wenigen Minuten werden wir unsere Unterkunft erreicht haben.


3 Kommentare:

  1. Das ist ja erstaunlich, dass ihr schon in Griechenland seit. Nun entspannt Euch erst mal. Es ist schön an Euch zu denken und zu lesen. Jedoch hatte ich für zwei Tage ein technisches Problem. Gut dass bei Euch bis auf dass Navi die Technik funktioniert.
    Schlaft gut und genieß ein paar Tage in Keramoti. Moni

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  2. Schön, dass ihr gut angekommen seid. Eine schöne Zeit!
    LG, Micha

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  3. Hallo ihr vier !!!

    Dann lasst es euch mal richtig gut gehn beim Griechen.........aber bitte nicht versiechen !!!

    Viel Spaß weiterhin auf eurer Tour und immer schön oben bleiben.

    Gruß Erich

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