Freitag, 25. April 2014

durch Ungarn (294 km)



Obwohl wir heute nur knapp 300 km gefahren sind, kam es mir diesmal bedeutend länger vor. Das lag sicher am Wetter. Als wir kurz vor der Abfahrt noch einmal getankt hatten, überlegte ich noch, ob ich vielleicht sicherheitshalber schon einmal meine Regensachen anziehe. Und da ich Regen (in anderen biker-Kreisen ist dieses Wort sogar verboten) nun einmal nicht leiden mag, entschloss ich mich dazu, sie gleich anzuziehen. Wer weiß, ob die anderen rechtzeitig anhalten, bevor es von oben nass kommt. Dies war eine gute Entscheidung, wie sich später herausstellte. Zunächst war unser erstes Ziel Budapest. Bis dahin war es zwar nicht weit, aber wir fuhren auf einer kleinen einsamen Straße durch ein Waldgebiet und dabei ging es sehr kurvenreich  300 Höhenmeter nach oben und dann wieder hinab. Mein Navi, für das ich jetzt kein Kartenmaterial mehr habe, funktioniert momentan als Tacho, Kompass und Höhenmesser. Während dieser Bergtour begann ein leiser Nieselregen und über den Wäldern stiegen dampfende Wolken empor. Die schöne Gegend hatte abrupt ein Ende als wir Szentendre erreichten und wir nun durch die ungarische Hauptstadt Budapest mussten. Auf drei bis vier Spuren rollte der Verkehr und wir schwammen im Fahrzeugstrom mit. Das klappte auch recht gut, wir blieben mit unseren 4 Motorrädern eng zusammen, so dass wir gemeinsam alle Ampeln und Kreuzungen überquerten. Teilweise ging es dann auch nur sehr langsam und mitunter im nur im Stopp und Go. Der Regen wurde wie befürchtet (langsam) stärker und beim Anhalten merkte ich einmal, wie mein Fuß plötzlich keinen Halt mehr fand. Das lag an einer kleinen Ölspur: „In den Pfützen schwamm Benzin, schillernd wie ein Regenbogen.“ Von Budapest haben wir nicht viel gesehen. Nur regennasse Straßen. Nachdem wir die Stadt hinter uns hatten, machten wir kurz Halt an einer Tankstelle.



Es wurde langsam heller und daher verzichteten die anderen weiterhin auf ihre Regensachen, aber kurz nach dieser Kaffeepause setzte ein richtiger Regenschauer ein. Jetzt wurde es richtig lustig, denn wir hatten Budapest auf einer großen Ausfahrtstraße verlassen, die plötzlich in eine Autobahn überging und wir hatten keine Vignette, da wir ja auf der Landstraße fahren wollen. 



Also verließen wir diese Autobahn und fuhren auf einer Landstraße weiter die endlos kilometerlang durch Wälder und Wiesen führte. Es gab aber keine Ortschaften. (Nur ein paar kleine Parkbuchten, wo einzelne Frauen mit einem Regenschirm warteten? – Ein Bushaltestellenschild hatte ich nicht gesehen) Jetzt regnete es ununterbrochen, meine Armaturen waren beschlagen und schlecht zu erkennen und mein Visier beschlug ebenfalls ständig. Ich hatte es bisher in regelmäßigen Abständen immer wieder ein klein wenig geöffnet, aber daran hatte es sich wahrscheinlich schon gewöhnt. Mein Gefühl sagte mir, dass die Richtung nicht ganz stimmen konnte und mit etwas Mühe konnte ich dann auf meinem Navi die Richtung ausmachen: Es zeigte mir NO, also Nordosten an aber eigentlich wollten wir doch in den Süden fahren, oder?

Und dann war da noch einer von meinen Mitfahrern hinter mir, der hatte kein Licht an (ich weiß gar nicht, wie so etwas möglich ist) ;-) das ist jedoch bei Regen vielleicht auch nicht ganz so gut, aber wie sag ich es meinem Hintermann während der Fahrt?

Nach ein paar Kilometern kam dann endlich einmal eine Ortschaft und wir hatten Gelegenheit zu einem Richtungswechsel. 



Der nächste Kaffeestopp war in einer Tankstelle in Kecskemet. Das ist auch insofern praktisch, denn dort konnten wir den Kaffee auch mit Kreditkarte bezahlen. So viele Forint hatten wir für den einen Tag Ungarn nämlich nicht. Die Klamotten meiner Mitfahrer waren unterdessen noch nasser und auch das Navi von Lorenz, der uns gerade vorausfährt. Daher funktionierte es  nicht mehr wie wir es uns wünschten und ließ sich nur noch widerwillig neu einstellen. Aber Gott sei Dank ließ der Regen nach und hörte dann sogar völlig auf, so dass es wieder Freude machte, Motorrad zu fahren. An den Gartenzäunen hatten die Menschen Wäsche zum Trocknen aufgehängt. Manchen entgegenkommende Fahrzeuge erinnerten mich an vergangene Zeiten: alte Ikarus-Busse, Trabbis und sogar eine Hufo (ein Motorrad der Marke MZ mit Hundertfunfzig ccm). 



In Mako, kurz vor der rumänischen Grenze, beendeten wir gegen 18:00 Uhr die heutige Tour, fanden sofort eine Pension (für 15 Euro pro Nase) mit einer Garage für unserer Motorräder, waren in der Stadt essen und natürlich auch trinken und haben jetzt alle einen Dreher.

1 Kommentar:

  1. Hier in Augsburg haben wir immer noch keinen Regen, obwohl er gemeldet ist. Ihr könnt doch in der Sonne fahren und uns Regen schicken. Aber es ist schön so viel zu lesen wie es Euch geht und was auf Eurer Reise so begegnet. Bis bald hier ist alles im Grünenbereich. Noch liebe Grüße aus von unserer Kibutz Freundin.

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