Mittwoch, 11. Dezember 2013

Dschinn



In meinem Zimmer wohnt schon seit längerem ein Dschinn. Ihr wisst schon, so ein Geist, für den nichts unmöglich und alles zu erreichen ist. Bei Aladin hatte er in einer Lampe übernachtet.

Mein Dschinn ist schwarz, 5 Monate jung und wahrscheinlich von einem meiner Vorgänger hier im Ulpan ziemlich verwöhnt worden, denn er hat überhaupt keine Scheu vor Menschen; im Gegenteil, wenn jemand keine Zeit mehr für ihn hat, dann geht er zum nächsten. Er weiß genau wo und wann er bei wem entweder etwas zum Fressen oder vielleicht etwas Milch zum Trinken oder jemanden zum Spielen findet. Nicht vom Brot allein lebt die Katze. Sozialer Kontakt ist überaus wichtig.
  
Mit Essen spielt man eigentlich nicht, das gilt jedoch nicht für Katzen, denn die müssen mit zuvor mit ihrem Essen (sprich Mäusen) spielen, damit sich genügend Magensäure bildet. Und wahrscheinlich muss das mein Dschinn immer wieder üben, da er sonst sein Leben lang auf Trockenfutter angewiesen bleibt. Sein Lieblingsspielzeug in meinem Zimmer sind die Früchte vom Johannisbrotbaum (Karob), die ich mir hier im Kibbutz einsammle und anstatt Schokolade esse. 

Immer wenn so eine dunkle Frucht auf dem Kühlschrank liegt ist das die Einladung für Dshinni zum Spielen. Schwupp, und schon liegt die Frucht auf dem Boden, wird mal kurz in die Luft geworfen und rutscht dann mit einem Wahnsinns-tempo von einer Zimmerecke in die andere bis sie schließlich unter dem Schrank verschwunden ist. Nur gut, dass diese Früchte trocken sind und nicht verderben, sonst hätte ich (oder mein Nachmieter) irgendwann mal ein Problem, denn es sind bereits Unmengen unter dem Schrank verschwunden.

Um das Spiel etwas abwechslungsreicher zu gestalten, gab es auch Bonbons, statt Karob-Früchte. Die sind kleiner und lassen sich besser in die Luft werfen oder verstecken. Zum Beispiel in meinen Schuhen. Ich glaube, ich hatte einmal 15 Stück gehabt, die auf dem kleinen Brett unter dem Spiegel lagen…

Heute ist es draußen ziemlich kalt und daher wartet Dschinni irgendwo versteckt bis ich in mein Zimmer gehe und plötzlich ist er schon vor mir drin. Leider gibt es in meinem Zimmer keinen Platz, der vor ihm sicher ist. Alles kann er erreichen, sogar das über dem Fernseher befestigte Regal. 

Dort befinden sich meine Steine, die ich  aus der Wüste mitgebracht habe und mit denen könnte er ja auch spielen, da er schon alle seine Karob-früchte wieder unter das Bett geworfen hat. Noch problematischer für mich ist seine Geschwindigkeit. Es ist fast unmöglich meine Sachen vor ihm in Sicherheit zu bringen, oder ihn bei seinen Aktionen zu fotografieren. 

Jetzt sitzt er wieder auf meinem Arbeitstisch und versucht, mir meine Bleistifte und den Radiergummi zu entwenden. Außerdem gibt es ja dort auch eine Maus. Für ihn mag das ja ziemlich spannend sein, meine Sachen blitzschnell verschwinden zu lassen; für mich jedoch ist es eine ziemliche Herausforderung, irgendwie mein Eigentum zu sichern. Da der Bleistift jetzt in meiner Jackentasche verschwunden ist, versucht er doch tatsächlich, meine SD-Karte aus dem pc zu ziehen, die hat genau die richtige Spielzeuggröße. Leider brauche ich die noch, für meine Fotos. 

Jetzt sitze ich wieder vor meinem pc und bin gerade dabei, über ihn zu schreiben aber das geht nur mühsam, da er unbedingt auf meinem Arm liegen muss. So nach dem Motto: "was machst du da schon wieder am pc? Spiel doch lieber ein bisschen mit mir, oder mach mir wenigstens den Kühlschrank auf! Vielleicht gibt es da etwas Leckeres? 

Hmmm, was ist da eigentlich in der Mikrowelle? 
Und das ist ja ziemlich großes Katzenklo. Macht aber nichts, von oben komme auch ich an den Spülhebel..."

Oupps, jetzt ist der Dschinn doch tatsächlich auf meinem Sofa eingeschlafen und ich hatte gar nicht gewusst, dass er noch in meinem Zimmer ist. Aber er weiß schon, dass er mein Zimmer nach 22.00 Uhr wieder verlassen muss. 





Gute Nacht.

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