In meinem
Zimmer wohnt schon seit längerem ein Dschinn. Ihr wisst schon, so ein Geist, für
den nichts unmöglich und alles zu erreichen ist. Bei Aladin hatte er in einer
Lampe übernachtet.
Mein Dschinn
ist schwarz, 5 Monate jung und wahrscheinlich von einem meiner Vorgänger hier
im Ulpan ziemlich verwöhnt worden, denn er hat überhaupt keine Scheu vor
Menschen; im Gegenteil, wenn jemand keine Zeit mehr für ihn hat, dann geht er
zum nächsten. Er weiß genau wo und wann er bei wem entweder etwas zum Fressen
oder vielleicht etwas Milch zum Trinken oder jemanden zum Spielen findet. Nicht
vom Brot allein lebt die Katze. Sozialer Kontakt ist überaus wichtig.
Mit Essen
spielt man eigentlich nicht, das gilt jedoch nicht für Katzen, denn die müssen
mit zuvor mit ihrem Essen (sprich Mäusen) spielen, damit sich genügend
Magensäure bildet. Und wahrscheinlich muss das mein Dschinn immer wieder üben,
da er sonst sein Leben lang auf Trockenfutter angewiesen bleibt. Sein
Lieblingsspielzeug in meinem Zimmer sind die Früchte vom Johannisbrotbaum
(Karob), die ich mir hier im Kibbutz einsammle und anstatt Schokolade esse.
Immer wenn so eine dunkle Frucht auf dem Kühlschrank liegt ist das die
Einladung für Dshinni zum Spielen. Schwupp, und schon liegt die Frucht auf dem
Boden, wird mal kurz in die Luft geworfen und rutscht dann mit einem
Wahnsinns-tempo von einer Zimmerecke in die andere bis sie schließlich unter
dem Schrank verschwunden ist. Nur gut, dass diese Früchte trocken sind und
nicht verderben, sonst hätte ich (oder mein Nachmieter) irgendwann mal ein
Problem, denn es sind bereits Unmengen unter dem Schrank verschwunden.
Um das
Spiel etwas abwechslungsreicher zu gestalten, gab es auch Bonbons, statt
Karob-Früchte. Die sind kleiner und lassen sich besser in die Luft werfen oder
verstecken. Zum Beispiel in meinen Schuhen. Ich glaube, ich hatte einmal 15
Stück gehabt, die auf dem kleinen Brett unter dem Spiegel lagen…
Heute ist
es draußen ziemlich kalt und daher wartet Dschinni irgendwo versteckt bis ich in
mein Zimmer gehe und plötzlich ist er schon vor mir drin. Leider gibt es in
meinem Zimmer keinen Platz, der vor ihm sicher ist. Alles kann er erreichen,
sogar das über dem Fernseher befestigte Regal.
Dort befinden sich meine Steine,
die ich aus der Wüste mitgebracht habe
und mit denen könnte er ja auch spielen, da er schon alle seine Karob-früchte
wieder unter das Bett geworfen hat. Noch problematischer für mich ist seine
Geschwindigkeit. Es ist fast unmöglich meine Sachen vor ihm in Sicherheit zu
bringen, oder ihn bei seinen Aktionen zu fotografieren.
Jetzt sitzt er wieder
auf meinem Arbeitstisch und versucht, mir meine Bleistifte und den Radiergummi
zu entwenden. Außerdem gibt es ja dort auch eine Maus. Für ihn mag das ja ziemlich spannend sein, meine Sachen blitzschnell verschwinden zu lassen; für mich jedoch ist es eine
ziemliche Herausforderung, irgendwie mein Eigentum zu sichern. Da der Bleistift jetzt
in meiner Jackentasche verschwunden ist, versucht er doch tatsächlich, meine
SD-Karte aus dem pc zu ziehen, die hat genau die richtige Spielzeuggröße.
Leider brauche ich die noch, für meine Fotos.
Jetzt sitze ich wieder vor meinem
pc und bin gerade dabei, über ihn zu schreiben aber das geht nur mühsam, da er
unbedingt auf meinem Arm liegen muss. So nach dem Motto: "was machst du da schon
wieder am pc? Spiel doch lieber ein bisschen mit mir, oder mach mir wenigstens den Kühlschrank auf! Vielleicht gibt es da etwas Leckeres?
Hmmm, was ist da eigentlich in der Mikrowelle?
Und das ist ja ziemlich großes Katzenklo. Macht aber nichts, von oben komme auch ich an den Spülhebel..."
Oupps,
jetzt ist der Dschinn doch tatsächlich auf meinem Sofa eingeschlafen und ich hatte gar
nicht gewusst, dass er noch in meinem Zimmer ist. Aber er weiß schon, dass
er mein Zimmer nach 22.00 Uhr wieder verlassen muss.
Gute Nacht.
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