Hier in meiner Umgebung gibt es wunderschöne Orte, allerdings ist es ohne eigenes Auto manchmal gar nicht so einfach, diese zu erreichen. Momentan bin ich auf den Bus angewiesen und so ging ich heut morgen zur Haltestelle hier im Kibbutz, wo kurz nach 9 Uhr planmäßig ein Bus kommen sollte. Mit den Abfahrtszeiten ist es hier im Lande nicht ganz so wie in Deutschland, wo alles auf die Minute genau passen muss, daher war ich sicherheitshalber auch schon 10 Minuten früher an der Haltestelle. Der Bus kam dann 10 Minuten nach der geplanten Zeit, blieb aber etwas hinter der Haltestelle stehen. Ein Mann stieg aus und als ich einsteigen wollte, behauptetet der Busfahrer allen Ernstes, dass im Bus kein Platz mehr ist und fuhr einfach weiter. Das ist Israel, da gibt es nicht nur Kamele neben der Straße, sondern auch auf der Straße. ;-)
Also machte ich mich zu Fuß auf den Weg zur Hauptstraße. Diese ist ca. ein Kilometer vom Kibbutz entfernt aber ich war nicht allein, da mich noch ein alter Mann begleitete, den das gleiche Schicksal ereilte. Unterwegs erzählte er mir, dass er aus Marokko stammt, seit 40 Jahren hier im Kibbutz lebt (der jetzt leider nicht mehr das ist, was er früher einmal war) und heute zur Uni nach Sde Boker fährt, um sich dort einen Vortrag anzuhören.
An der Hauptraße hatten wir auch nicht mehr Glück, denn es kamen weder Busse vorbei und Autos hielten auch keine an. Der nächste planmäßige Bus kam nach 1 ½ Stunden und dieser nahm mich dann auch ohne Probleme mit, obwohl er noch voller als der vorherige war. (Der alte Mann hatte unterdessen wieder den Rückweg angetreten). So kam ich etwas später als geplant an meinem Ausgangspunkt für die heutige Wanderung an, den ihr schon kennt: nämlich der Eingang in den Nationalpark von Ein Avdat.
Heute war der Park offen und so stieg ich erst einmal hinunter ins Wadi Zin und ging dann ein Stück befestigte Straße entlang, bis sich die Schlucht von Ein Avdat vor mir auftat.
Hier hatte ich plötzlich das Gefühl, dass es Herbst wird, da hier Laubbäume standen, wo die Blätter goldene Farben hatten.
Dass war ich gar nicht mehr gewöhnt, denn meistens sehen die Bäume hier immer etwas trocken aus. Aber auch den Bäumen scheint dieser Platz hier zu gefallen.
Heute (am Fest des Hl. Nikolaus) war das Wetter ganz angenehm zum Wandern. Im Sommer kommt man da noch schneller ins Schwitzen, und um so schöner ist es dann, an Wasser zu kommen, wo grüne Bäume und Pflanzen stehen und wo es dann auch Tiere gibt. „Du lässt die Quellen hervorsprudeln in den Tälern, sie eilen zwischen den Bergen dahin“ (Ps.104,10).
Von dem Pool in der Schlucht führt der Weg zunächst ein paar Treppen nach oben, die in den Stein gehauen sind und dann geht es weiter am Abgrund der Schlucht entlang bis zur Quelle.
Von hier aus geht es dann relativ steil nach oben und daher ist dieser Weg auch für den Abstieg gesperrt.
Die traumhafte Aussicht, die sich hier bietet, scheinen auch die Steinböcke zu genießen.
„Die hohen Berge gehören dem Steinbock, dem Klippdachs
bieten die Felsen Zuflucht.“
(Ps. 104,18)
Nachdem ich durch die Schlucht gewandert und auf der anderen Seite wieder hinaufgestiegen war, hatte ich es nicht mehr weit bis zur Straße. Allerdings gab es dort keine Bushaltestelle, was ich vorher nicht wußte. Als ich an der Straße ankahm, kam ein Auto aus einer anderen Nebenstraße, welches leider in die für mich falsche Richtung abbiegen wollte. Ich fragte den Fahrer, wo denn hier die nächste Bushaltestelle ist. Das war nicht ganz einfach, da im Auto ein arabisch sprechender Beduine saß. Er erklärte mir, dass er noch 3 Minuten querfeldein irgendetwas holen müsse aber er könne mich gern mitnehmen. Nach kurzem Überlegen stieg ich ein. Es waren wirklich nur drei Minuten, die er für seine Erledigung brauchte und schon brausten wir auf der Hauptstraße davon. An der nächsten Bushaltestelle stieg ich aus und siehe, nach zwei Minuten kam mein Bus.
Fazit: manchmal kann man noch so viel planen und es gelingt dann doch nicht - aber die Dinge, die man nicht plant, funktionieren hervorragend. :-)
Schabbat Schalom
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