Mittlerweile
ist es hier Winter geworden, aber nicht so wie ihr den Winter kennt, sondern
hier ist der Winter wie ein ekelhafter November in Deutschland. Das heißt, es
stürmt und mitunter regnet es sogar aber das Schlimmste an dieser Jahreszeit ist,
dass die Häuser hier überhaupt nicht dafür eingerichtet sind, keinerlei
Isolierung besitzen und dass es durch die Fenster und Türen nur so pfeift, dass
ein Lüften der Wohnung völlig überflüssig ist. Gott sei Dank lässt sich die
Klimaanlage auch als Heizung verwenden, so dass sie jetzt warme Luft in mein
Zimmer pustet, die dann aber gleich wieder zur Türe hinaus verschwindet. Daher
sitze ich mit langen Unterhosen und 2 Paar Socken am Schreibtisch. Auf
den Straßen gibt es keine Kanalisation, so dass gestern vor meinem Haus eine
kleine Pfütze entstanden ist. Unterdessen ist sie aber schon wieder verdunstet.
Heute ist
Freitag d.h. ein freier Tag und ich habe ihn genutzt, um mir das Beduinenmuseum
bei Lahav, d.h. ca. 20 km nordöstlich von Beer Scheva anzusehen. Es ist nach
dem Piloten Joe Alon benannt, der ein starkes Interesse an der Kultur der
Beduinen hatte und auf dessen Initiative das Museum zurückgeht. (Joe Alon war
Mitbegründer der Israelischen Luftwaffe und wurde 1973 in Washington auf
mysteriöse Weise umgebracht.) Das Museum ist nicht sehr groß, zeigt aber in
anschaulicher Weise das Leben der Beduinen von damals.
Der Name
Beduine kommt vom arabischen Wort „bādiya“, was „Wüste“ bedeutet. Um in der
Wüste überleben zu können, war das Wichtigste das (ungeschriebene) Gesetz der
Gastfreundschaft. Jeder wurde bei den Beduinen als Gast aufgenommen, durfte
drei Tage lang bleiben und bekam in dieser Zeit auch Speise und Trank. Heute
hat sich das Bild der Beduinen im Süden Israels stark geändert. Es sind
zahlreiche, von der israelischen Regierung nicht anerkannte Siedlungen
entstanden und da es diese offiziell nicht gibt, fühlt sich keine Verwaltung
verantwortlich, um für Wasserversorgung, Elektrizität oder Bildung zu sorgen.
Im Museum
fühlte ich mich da eher an biblische Zeiten erinnert, als Abraham an der Tür
seines Zeltes saß, als der Tag am heißesten war und aus der Ferne drei Fremde
kommen sah. „ Und als er sie sah, lief
er ihnen entgegen von der Tür seines Zeltes und neigte sich zur Erde und
sprach: … Man soll euch ein wenig Wasser bringen, eure Füße zu waschen, und
lasst euch nieder unter dem Baum. Und ich will euch einen Bissen Brot bringen,
dass ihr euer Herz labt; danach mögt ihr weiterziehen.“ (Gen. 18, 1)
Ob Abraham,
bzw. Sara (seine Ministerin) auch schon so eine schöne Babytragetasche für den
kleinen Jitzchak hatten? Und womit mag er wohl gespielt haben, als er etwas
größer war? Das Spielzeug, welches sich die Beduinen gebastelt haben, wäre
sicher nicht vom TÜV abgenommen worden und den Bedürfnissen der meisten
heutigen Kinder wird es auch nicht mehr gerecht.
Unser
Autobus dagegen ist sicher problemlos über den TÜV gekommen, denn er sauste mit
uns wieder schnell nach Hause und die Tachonadel hatte die 100 km/h Marke schon
überschritten, als der Busfahrer immer noch beim Geldzählen war. Alle hatten es
eilig, nach Hause zu kommen, da es nach Sonnenuntergang für über 24 Stunden
keine öffentlichen Verkehrsmittel mehr gibt, denn da ist Schabbat.
Schabbat
Schalom
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