Freitag, 13. Dezember 2013

Museum der Kultur der Beduinen






Mittlerweile ist es hier Winter geworden, aber nicht so wie ihr den Winter kennt, sondern hier ist der Winter wie ein ekelhafter November in Deutschland. Das heißt, es stürmt und mitunter regnet es sogar aber das Schlimmste an dieser Jahreszeit ist, dass die Häuser hier überhaupt nicht dafür eingerichtet sind, keinerlei Isolierung besitzen und dass es durch die Fenster und Türen nur so pfeift, dass ein Lüften der Wohnung völlig überflüssig ist. Gott sei Dank lässt sich die Klimaanlage auch als Heizung verwenden, so dass sie jetzt warme Luft in mein Zimmer pustet, die dann aber gleich wieder zur Türe hinaus verschwindet. Daher sitze ich mit langen Unterhosen und 2 Paar Socken am Schreibtisch. Auf den Straßen gibt es keine Kanalisation, so dass gestern vor meinem Haus eine kleine Pfütze entstanden ist. Unterdessen ist sie aber schon wieder verdunstet.



Heute ist Freitag d.h. ein freier Tag und ich habe ihn genutzt, um mir das Beduinenmuseum bei Lahav, d.h. ca. 20 km nordöstlich von Beer Scheva anzusehen. Es ist nach dem Piloten Joe Alon benannt, der ein starkes Interesse an der Kultur der Beduinen hatte und auf dessen Initiative das Museum zurückgeht. (Joe Alon war Mitbegründer der Israelischen Luftwaffe und wurde 1973 in Washington auf mysteriöse Weise umgebracht.) Das Museum ist nicht sehr groß, zeigt aber in anschaulicher Weise das Leben der Beduinen von damals.



Der Name Beduine kommt vom arabischen Wort „bādiya“, was „Wüste“ bedeutet. Um in der Wüste überleben zu können, war das Wichtigste das (ungeschriebene) Gesetz der Gastfreundschaft. Jeder wurde bei den Beduinen als Gast aufgenommen, durfte drei Tage lang bleiben und bekam in dieser Zeit auch Speise und Trank. Heute hat sich das Bild der Beduinen im Süden Israels stark geändert. Es sind zahlreiche, von der israelischen Regierung nicht anerkannte Siedlungen entstanden und da es diese offiziell nicht gibt, fühlt sich keine Verwaltung verantwortlich, um für Wasserversorgung, Elektrizität oder Bildung zu sorgen.



Im Museum fühlte ich mich da eher an biblische Zeiten erinnert, als Abraham an der Tür seines Zeltes saß, als der Tag am heißesten war und aus der Ferne drei Fremde kommen sah. „ Und als er sie sah, lief er ihnen entgegen von der Tür seines Zeltes und neigte sich zur Erde und sprach: … Man soll euch ein wenig Wasser bringen, eure Füße zu waschen, und lasst euch nieder unter dem Baum. Und ich will euch einen Bissen Brot bringen, dass ihr euer Herz labt; danach mögt ihr weiterziehen.“ (Gen. 18, 1)



Ob Abraham, bzw. Sara (seine Ministerin) auch schon so eine schöne Babytragetasche für den kleinen Jitzchak hatten? Und womit mag er wohl gespielt haben, als er etwas größer war? Das Spielzeug, welches sich die Beduinen gebastelt haben, wäre sicher nicht vom TÜV abgenommen worden und den Bedürfnissen der meisten heutigen Kinder wird es auch nicht mehr gerecht.







Unser Autobus dagegen ist sicher problemlos über den TÜV gekommen, denn er sauste mit uns wieder schnell nach Hause und die Tachonadel hatte die 100 km/h Marke schon überschritten, als der Busfahrer immer noch beim Geldzählen war. Alle hatten es eilig, nach Hause zu kommen, da es nach Sonnenuntergang für über 24 Stunden keine öffentlichen Verkehrsmittel mehr gibt, denn da ist Schabbat.




Schabbat Schalom



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